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Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2

Titel: Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
Autoren: Anthologie
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Grausamkeit eines Krokodils. Oder vielleicht sind sie grob und unwirsch wie ein Bauer – und ebenso anständig. Vielleicht sind sie etwas, das zwischen diesen beiden Extremen liegt. Aber kann ich die Zukunft der menschlichen Rasse aufs Spiel setzen, indem ich, ohne irgend etwas Genaues zu wissen, annehme, man könne ihnen trauen? Gott weiß, es wäre der Mühe wert, mit einer fremden Zivilisation Freundschaft zu schließen! Es wäre ein Stimulanz für unsere eigene und es wäre möglich, daß wir unendlich viel dabei gewinnen. Aber die Gefahr ist einfach zu groß. Eins darf ich die Fremden auf keinen Fall wissen lassen: Wie sie die Erde finden können! Entweder erhalte ich Gewißheit darüber, daß sie mir nicht folgen werden, oder ich gehe nicht wieder nach Hause. Und wahrscheinlich werden die anderen ebenso denken.“
Nach einigen Augenblicken drückte er wieder den Knopf des Armband-Kommunikators.
„Navigationsoffiziere, Achtung! Jede vorhandene Sternenkarte an Bord ist sofort für eine augenblickliche Vernichtung vorzubereiten. Das schließt Fotografien und Zeichnungen ein, von denen sich unser Kurs oder unser Ausgangspunkt ableiten läßt. Ich möchte, daß alle astronomischen Unterlagen eingesammelt werden, so daß sie auf Befehl hin im Bruchteil einer Sekunde zerstört werden können. Beeilen Sie sich und erstatten Sie Meldung, wenn Sie fertig sind.“
Er ließ den Knopf los. Er sah plötzlich alt aus. Der erste Kontakt der Menschheit mit einer fremden Rasse war eine Situation, die man auf vielerlei Arten vorausgesehen hatte, aber niemals als ein so hoffnungslos unlösbares Problem wie dies. Ein einzelnes irdisches und ein einzelnes fremdes Schiff trafen sich in einem Nebel, der für beide weit entfernt von ihrem Heimatplaneten sein mußte. Sie mochten den Frieden wollen, aber das Verhalten, das am besten vor einem verräterischen Angriff schützte, war nun einmal das Vortäuschen von Freundlichkeit. Ein Mangel an Mißtrauen konnte den Untergang der menschlichen Rasse zur Folge haben – und ein friedlicher Austausch aller Errungenschaften der beiden Zivilisationen wäre der größte Segen. Jeder Fehler war nicht wiedergutzumachen, und ein winziges Nachlassen in der Wachsamkeit mußte tödlich sein.
Im Kapitänsraum war es sehr, sehr still. Der Bugschirm zeigte einen ganz kleinen Ausschnitt des Nebels. Einen wirklich ganz kleinen Ausschnitt. Es war nichts als ein diffuser, konturloser, leuchtender Dunst. Aber plötzlich zeigte Tommy Dort mit dem Finger.
„Da, Sir!“
Im Nebel war ein kleines Objekt zu sehen. Es war weit weg.
Es war schwarz, nicht auf spiegelnde Glätte poliert wie die Hülle der Llanvabon. Es war birnenförmig. Zwischen den beiden Schiffen lagen die dünnen, schimmernden Schwaden, und so konnte man keine Einzelheiten erkennen. Aber ganz bestimmt war es kein natürliches Objekt. Tommy sah auf den Entfernungsmesser und sagte leise:
„Es kommt mit sehr hoher Beschleunigung auf uns zu, Sir. Bestimmt denken die Fremden jetzt dasselbe wie wir, Sir, nämlich daß keiner von uns beiden es zulassen darf, daß der andere ihm nach Hause folgt. Glauben Sie, sie werden versuchen, Kontakt mit uns aufzunehmen, oder werden sie das Feuer eröffnen, sobald sie in Schußweite sind?“
Die Llanvabon befand sich nicht mehr in einem leeren Spalt innerhalb der dünnen Substanz des dichten Nebels. Sie schwamm in dem Leuchten. Es gab keine Sterne, ausgenommen die beiden hellen Flecken im Herzen des Nebels. Es war nichts da als ein alles einhüllendes Licht, und man kam sich dabei vor, als befinde man sich tief unter Wasser in den tropischen Meeren der Erde.
Das fremde Schiff ließ sich nicht anmerken, was es vorhatte. Als es der Llanvabon näher kam, bremste es ab. Die Llanvabon ihrerseits war ihm entgegengekommen und hatte dann völlig angehalten. Mit diesem Manöver hatte sie zu verstehen gegeben, daß sie von der Annäherung eines anderen Schiffes wußte. Der Stopp war sowohl eine freundliche Geste als auch eine Vorsichtsmaßnahme gegen einen Angriff. Im relativen Stillstand konnte sie sich um die eigene Achse drehen und so dem Feuer das kleinstmögliche Ziel bieten, und Geschosse brauchten eine längere Zeit, sie zu erreichen, als wenn beide Schiffe mit ihrer kombinierten Geschwindigkeit aneinander vorbeigerast wären.
Doch der Augenblick der tatsächlichen Begegnung war mit Spannung geladen. Ohne das geringste Schwanken zielte der nadelspitze Bug der Llanvabon auf die Hülle des anderen Schiffes.
Der Kapitän
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