Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
flache Platte, auf der in scheinbarer Ziellosigkeit ein schwachrotes Glühen hierhin und dahin kroch. In seinem Helmfunkgerät klang ein erstaunter Ausruf auf. Die Stimme des Kapitäns:
„Sehr gut, Mr. Dort. Befestigen Sie Ihre Sonde so, daß sie auf diese Platte sieht. Die Fremden haben nachweislich heimlich einen Roboter mit einer Infrarotkamera zur Kommunikation ausgeschleust. Dadurch brauchten sie kein Personal zu riskieren. Was auch immer wir tun würden, es träfe nur Maschinen. Vielleicht rechnen sie aber damit, daß wir das Ding an Bord holen – und es mag eine Bombe enthalten, die gezündet werden kann, wenn sie bereit sind, nach Hause aufzubrechen. Ich werde jetzt ein automatisches Aufnahmegerät hinausschicken. Sie kehren ins Schiff zurück.“
„Jawohl, Sir“, antwortete Tommy. „Aber wo ist das Schiff eigentlich, Sir?“
Es gab keine Sterne. Der Nebel löschte sie mit seinem eigenen Licht aus. Von dem Roboter aus war nichts sichtbar als der Doppelstern im Zentrum. Tommy hatte die Orientierung verloren. Er hatte nur noch einen Bezugspunkt.
„Fliegen Sie so, daß der Doppelstern genau hinter Ihnen ist“, befahl der Kapitän. „Wir nehmen Sie auf.“
Etwas später segelte Tommy an einem anderen einsamen Ding vorbei, das mit einem Aufnahmegerät in Richtung der fremden Kugel unterwegs war. Die Menschen und die Fremden, die beide wußten, daß sie kein Risiko eingehen durften, würden die Kommunikation über diesen kleinen runden Roboter aufnehmen. Ihre jeweiligen visuellen Systeme ermöglichten es ihnen, alle Informationen auszutauschen, die sie zu geben wagten, während sie, jeder für sich, die beste Lösung suchten, wie sie ihre eigene Zivilisation vor Gefahren durch diesen ersten Kontakt schützen konnten. Und die sicherste Methode war zweifelsohne die, das andere Schiff in einer schnellen und tödlichen Attacke zu zerstören – in Selbstverteidigung.
Danach war die Llanvabon ein Schiff, in dem gleichzeitig zwei verschiedene Unternehmungen durchgeführt wurden. Sie war von der Erde hergekommen, um die kleinere Sonne des Doppelsterns im Zentrum des Nebels aus größter Nähe zu beobachten. Der Nebel selbst war das Ergebnis der titanischsten Explosion, von der die Menschheit Kunde hat. Sie fand etwa im Jahre 2946 vor Christi Geburt statt, noch ehe man auf der Erde an die erste der sieben Städte Illums auch nur gedacht hatte. Das Licht dieser Explosion erreichte die Erde im Jahr 1054 nach Christi Geburt, und es wurde in kirchlichen Annalen und etwas zuverlässiger von chinesischen Hofastronomen gebührend darüber berichtet. Es war so hell, daß es dreiundzwanzig Tage hintereinander bei Tage gesehen werden konnte. Der Fleck, der viertausend Lichtjahre entfernt war, leuchtete heller als die Venus.
Aus diesen Tatsachen konnten die Astronomen neunhundert Jahre später die Heftigkeit der Detonation berechnen. Die aus dem Zentrum der Explosion hinausgeschleuderte Materie mußte mit zwei Millionen dreihunderttausend Meilen pro Stunde davongerast sein, das waren mehr als 38000 Meilen pro Minute und mehr als 600 Meilen pro Sekunde. Als sich die Teleskope des 20. Jahrhunderts auf den Schauplatz der gewaltigen Explosion richteten, war nichts übriggeblieben als ein Doppelstern – und der Nebel. Der hellere Stern der Zwillingssonne konnte einzigartig genannt werden, denn er hatte eine so hohe Oberflächentemperatur, daß sie überhaupt keine Spektrallinien zeigte. Dieser Stern hatte ein kontinuierliches Spektrum. Die Oberflächentemperatur Sols beträgt rund 7000 Grad absolut. Die des heißen weißen Sterns beträgt 500000 Grad. Er hat fast die Masse der irdischen Sonne, aber nur ungefähr ein Fünftel ihres Durchmessers, und so ist seine Dichte hundertdreiundsiebzigmal größer als die von Wasser, sechzehnmal größer als die von Blei und achtmal größer als die von Iridium, der schwersten auf der Erde bekannten Substanz.
Aber diese Dichte ist nicht die eines weißen Zwergs, wie sie zum Beispiel der Begleiter des Sirius aufweist. Der weiße Stern im Krabbennebel ist ein nicht fertiger Zwerg; er ist immer noch im Zusammenbruch begriffen. Eine Untersuchung – einschließlich der Verfolgung des über viertausend Lichtjahre hinausreichenden Strahls – war der Mühe wert. Die Llanvabon war beauftragt worden, diese Untersuchung durchzuführen. Aber das Zusammentreffen mit einem fremden Raumschiff, das die gleiche Mission hatte, warf Komplikationen auf, die den ursprünglichen Zweck der Reise
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