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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981
Autoren: H. J. Alpers
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langem.
    „Ich weiß, daß es noch ein Zentrum gibt“, sagte er. „Ich glaube, daß Burrows etwas darüber herausgefunden hatte.“
    „Hatte?“
    „Er ist tot. Um ihn tut es mir nicht leid, aber ich wü n sche mir nur, daß er nicht so starrköpfig gewesen wäre und mir die Informationen, die er erlangte, gleich weitergeg e ben hätte. Wahrscheinlich wollte er sie mir zu einem gr o ßen, ego i stischen Haufen geballt an den Kopf werfen. Dummer Hund …“
    „Haben Sie ihn schon ersetzt?“
    „Noch nicht.“ Er setzte sich ein wenig müde hin. „Die g e samte Operation bricht auseinander, wissen Sie“, meinte er nachdenklich. „Burrows ist tot. Shannon kommt keinen ei n zigen Schritt weiter – es sieht so aus, als hätte Beckmann einen Teil seiner Akten verloren – das Innenministerium tobt vor Wut …“
    „Na“, sagte ich trocken, „ich bin ja auch noch da.“
    „Ja“, meinte er, lachte rauh, streckte die Hand aus und zog mich an seine Seite. „Sie sind auch noch da; und Sie, meine Liebe, sind alles, was mir bleibt.“
    Es war nicht leicht, den Blick mit diesen völlig gnadenl o sen Augen zu kreuzen; aber ich schaffte es. Ich unternahm keine Anstrengungen, mein Verlangen zu verstecken; es diente vielmehr dazu, alles zu verstecken, selbst vor mir.
    Er hob meinen Kopf und hielt ihn in seiner Hand, küßte mich leicht und neckend und öffnete mit schneller, geübter Hand Knöpfe. Bei seiner Berührung schmolz ich dahin wie Wachs.
    Nach der Ansicht der Dichter blüht die Liebe an sturmg e peitschten Stränden, in Rosengärten oder in halbdunklen Räumen mit Kerzenbeleuchtung. Noch nie hat jemand eine Nymphe auf einem Bürosofa nackt zwischen Schreibm a schinen und Aktenschränken in einem zweitklassigen Regi e rungsbüro gemalt. Noch nie hat jemand über Leute wie uns Sonette geschrieben.
    Na ja, dachte ich, als Liebhaber zählten wir eigentlich sowieso nicht. Wir waren Feinde, und dieses Spiel, das mehr als ein Spiel war, würde wahrscheinlich mit dem Tod von einem von uns beiden enden. Liebe hatte damit nichts zu tun.
    Ich wußte nicht mehr, wie spät es war; wahrscheinlich war ich eingeschlafen. Die Stadt draußen war dunkel, die Vorhange waren vorgezogen. Taggard war angezogen und sprach in das Telefon.
    Er legte auf, kam zu mir herüber und setzte sich neben mich auf das Sofa.
    „Ich glaube, es ist besser, wenn du dich anziehst“, sagte er.
    „Also“, sagte ich lächelnd, „das habe ich mir auch schon überlegt.“
    „Und dann, glaube ich, müssen wir uns lange unterha l ten.“
    „Worüber?“
    „Lady Katherine. Androiden. Versteckte Labors. Und über ähnliche Gebiete.“
    Ich setzte mich träge auf und suchte nach meinen Kle i dern. „Ich dachte, das Gebiet hätten wir schon erschöpfend behandelt.“
    „Du bist sehr schlau, Christi“, sagte er, „und eiskalt. Aber es ist vorbei. Ich weiß, wer du bist, und ich weiß, daß du eine Doppelagentin bist. Zieh dich also an, meine Liebe, und rede nicht herum.“
    Ich setzte meinen unschuldigsten Gesichtsausdruck auf. „Jason, wie kannst du …?“
    Das ignorierte er. „Wenn du mir hilfst“, redete er ruhig weiter, „dann garantiere ich dir eine schnelle, saubere Hi n richtung.“
    „Vielen herzlichen Dank“, sagte ich kalt.
    „Wenn du an die Alternativen denkst, Christi, dann ist das ein echtes Angebot.“
    Stimmt, dachte ich. Das war es tatsächlich. Ich sah ihn an und versuchte, mich nicht daran zu erinnern, was sich zw i schen uns abgespielt hatte.
    „Es tut mir leid“, sagte er ruhig.
    Da hatte er zweifellos die Wahrheit gesagt.
    „Würdest du mir wenigstens erzählen, wie du auf so eine verrückte Idee gekommen bist?“ fragte ich ihn.
    „Wir haben gewußt, daß Lady Katherine Agenten ausg e bildet und versucht hat, sie in den NAND einzuschleusen. Manche haben wir erwischt. Andere stehen unter Verdacht. Bei manchen kam es uns natürlich nie in den Sinn, Verdacht gegen sie zu schöpfen, und ich fürchte, von dieser Sorte sind noch eine Menge da.“
    „Aber gegen mich hast du Verdacht geschöpft? Warum?“
    „Ich nicht. Nicht, bis einiges anfing, schiefzulaufen. Dann habe ich angefangen, mich zu fragen, wie das wohl kommt, daß ich genau in jenem Augenblick, in dem ich die Kraus-Organisation aufbrechen will, zwischen all den Bleistiftspi t zern genau die richtige Person zur richtigen Zeit zur Verf ü gung habe.
    An Glück glaube ich nicht. Glück ist ein Zufall, den i r gend jemand herbeigeführt hat – und wenn ich das
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