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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981
Autoren: H. J. Alpers
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Gewerkschaften waren dag e gen. Die Kirche war dagegen. Jeder Trottel auf der Straße, der jemals einen Horrorfilm über verrückte Wissenschaftler gesehen hatte, war dagegen. Wir hatten nie eine Chance.“
    Die Gesetze gingen durch; die Wissenschaftler wurden über die Folgen informiert. Die Bio-Labors wurden entw e der geschlossen oder Zwecken zugeführt, die erwünschter waren. Von nun an, so versicherte das sterbende zwanzigste Jahrhundert der Welt, würde die Wissenschaft nur noch der Verbesserung des Loses der Menschheit dienen. Martin Kraus, der immer wußte, wo der Wind herwehte und wann er sich mit ihm beugen mußte, häufte schnell ein Vermögen in der Rüstungsforschung zusammen.
    Die Biomedizin ging in den Untergrund. Sie blühte dort auf eine Weise, wie das die Verteidiger der menschlichen körperlichen Integrität in ihren übelsten Alpträumen nicht erahnt hatten.
    „Im Untergrund“, hatte Katherine triumphierend gesagt, „brauchen wir keine Kontrollen zu berücksichtigen. Wir h a ben alles versucht. Wir haben Dinge versucht, für die wir in der zivilisierten wissenschaftlichen Gemeinde gehängt wo r den wären. Wir haben unverzeihliche Risiken auf uns g e nommen.
    Glücklicherweise war Martin nichts weniger als ein G e nie, und wir hatten andere, die fast ebenso brillant waren. Wir haben in einer Generation aus ungestalteter lebendiger Materie funktionierende Androiden gemacht. In einer Gen e ration …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist unglaublich. Selbst für mich. Selbst jetzt.“
    Inzwischen gab es Hunderte von Androiden, die versuc h ten, aus dem Untergrund an das Licht zu kommen, sich den Weg freizukämpfen und sich in einer Welt einen Platz zu schaffen, die ihnen das Recht auf Existenz absprach.
    Obwohl ich müde war, konnte ich nicht einschlafen. Zu viele Erinnerungen, zu viele Gefühle zerrten an meinem Bewußtsein. Ich machte mich auf eine langsame Pilgerfahrt durch das alte Haus, zu der Bibliothek, die meine Schule gewesen war, zu dem geräumigen Wohnzimmer, das mit Musikbändern und elektronischen Spielen reichlich ausg e stattet war, zu dem Innenhof, in dem die Grillen zirpten und der mit glänzenden Tautropfen geschmückt war; zum Schluß, widerwillig, zu dem unterirdischen Labor.
    Es wurde nicht mehr als Labor verwendet. Unsere I n strumente waren alle schon vor langer Zeit zu dem harml o sen Devereux-Institut für Landwirtschaft gebracht worden.
    Hier war nur eine Schale geblieben. Eine Erinnerung. Die Trümmer waren beseitigt worden, die Glasscherben weggeschafft, die verkohlten Aktenschränke gelehrt, und die Toten waren geehrt worden. Der Rest blieb da, schwarz und häßlich. Ein Denkmal, so hatte Katherine es genannt. Eine Erinnerung für das Gewissen der Welt. In diesem L a bor waren siebzehn Menschen gestorben. Sie waren nicht in der Lage gewesen, dem Feuer zu entkommen, weil sie an ihrem eigenen unüberwindlichen Sicherheitssystem nicht vorbeigekommen waren. Martin Kraus hatte zu ihnen gehört.
    Ja, ein Denkmal, dachte ich. Eine Erinnerung aber? Für wen? Für die Art, die die größte Begabung dafür hat, ihre Genies zu vernichten, ihre Anführer abzuschlachten und d e nen die Flügel zu kappen, die fliegen konnten? Für eine Rasse, die ihre Küchenfeuer am Fuße des Felsens von Pr o metheus anzündet und sich nie die Mühe macht, nach oben zu sehen? Warum sollte man versuchen, sie an irgendetwas zu erinnern?
     
    Ein Einkaufsbummel in die Stadt gab mir die erste Möglic h keit, mich mit Taggard in Verbindung zu setzen. Er wollte mich treffen, hatte er gesagt; eine Menge sei passiert.
    Ich widersprach ihm. Es war gefährlich. Ich glaubte nicht, daß man mich verfolgte, aber man konnte da nie sicher sein.
    Er versicherte mir, daß er sich um die Sicherheitsvorke h rungen kümmern werde; und das tat er natürlich auch.
    Es überraschte ihn nicht, daß ich bisher so wenige wirkl i che Informationen bekommen hatte.
    „Lady Katherine schenkt Ihnen vielleicht ein herzliches Willkommen“, sagte er, „aber bis Sie Ihnen den Rücken z u kehrt, dauert es noch eine Weile.“
    Trotzdem gab es da einige wertvolle Informationen, die ich ihm geben konnte: Art und Ausmaß der Sicherungsanl a gen des Hauses, wer dort kam und ging, und natürlich me i nen tiefsitzenden Verdacht, daß das Zentrum der Kraus-Unternehmungen an einer anderen Stelle lag. Manches von dem, was ich ihm sagte, war richtig, manches aber auch nicht. Und meinen tiefsitzenden Verdacht teilte auch er schon seit
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