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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981
Autoren: H. J. Alpers
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es aber nicht tun.“
    „Und woher weißt du das so sicher?“ wollte sie wissen.
    „Ich kenne ihn. Ich weiß, wie er denkt.“
    „Er ist ein Söldner. Und Söldnern kann man nicht ve r trauen.“
    „Vielleicht nicht. Aber Söldner kann man kaufen.“
    „Kaufen?“ sagte sie voller Verachtung. „Womit? Wir könnten ihm nie soviel bezahlen wie das Innenministerium.“
    „Das brauchen wir auch nicht. An Geld liegt ihm nichts. Stimmt schon, er liebt gutes Essen, reist gern erstklassig und leistet sich gern teure Frauen. Das ist aber auch alles. Geld, in dem Sinn, daß Reichtümer aufgehäuft werden, hat für ihn keine Bedeutung.“
    „Was sollen wir ihm denn dann anbieten?“
    „Das einzige, was er wirklich will: Herausforderung.“
    „Also, Christi, was erzählst du denn da?“
    „Hör mir mal zu! Für Taggard ist das ein Spiel. Ein pha n tastisches, kompliziertes, ungeheuer tödliches Spiel. An dem NAND hängt er nicht, und an unserer Sache wird er gena u sowenig hängen. Aber für uns zu arbeiten – eine kleine, ve r botene, verzweifelte Organisation zu nehmen und daraus ein Machtinstrument zu schmieden –, das ist eine Herausford e rung, an die der NAND nie herankommen wird!“
    „Und wenn du nicht recht hast?“
    „Ist das nicht ein Risiko, das es sich lohnt einzugehen?“
    „Nein.“ Sie hörte damit auf, in dem Zimmer herumzula u fen, blieb stehen und sah mich an. „Nein, Christi. Wir sind zu leicht verletzlich.“
    „Wir waren schon immer verletzlich. Wir haben überlebt, weil wir unverzeihliche Risiken auf uns genommen haben; du selbst hast das gesagt.“
    „Nein.“ Sie war wie ein Fels. „Ich erlaube es nicht.“
    Darauf folgte eine lange, unruhige Stille. Katherine sank aschfahl in ihren Stuhl und preßte sich die Knöchel gegen den Mund.
    „Oh, Christi, Christi, es tut mir so leid …! Christi, so h a be ich es nicht gemeint …“
    Doch, das hast du, dachte ich traurig. Und das wird für eine sehr, sehr lange Zeit zwischen uns stehen.
    „Ich weiß, daß du es nicht so gemeint hast, Kath“, sagte ich leise. „Aber die Frage ist jetzt gestellt. Vielleicht sollten wir eine Antwort darauf finden. Vielleicht sollten wir h e rausfinden, worum es hier wirklich geht.“
    Sie sagte nichts. Sie saß nur da. Die Tränen liefen an i h rem Gesicht herunter, während ich Taggards Nummer wähl te.
     
    In dem Labor herrschte Stille, die unendliche Stille des T o des. Die Verletzung schmerzte nun nicht mehr so stark. Ich wußte, daß Katherine mich liebte; damit mußte ich mich zufriedengeben.
    Und ich hatte meinen Platz in der Welt verdient, und a u ßerdem hatte ich Taggard. Ich war glücklich.
    Ich lief durch die Ruinen und blieb für einen weiteren g e dankenverlorenen Blick vor der stillen Urnenreihe stehen. Da waren sie alle – Martin Kraus, seine Assistenten, sein Bruder, seine Geliebte und das engelhafte Kind, das sie alle verehrt hatten. Christina Fosse.
    Wenn es doch nur einen Weg gäbe, dachte ich wehmütig, ihnen zu sagen, daß wir gewinnen würden.
     

Elizabeth E. Lynn
Zirkus
     
    Unter einem sternenübersäten Himmel war der Abend warm und dunkel, geladen mit Elefantengeruch. A ngelo saß auf der obersten Treppenstufe des Wohnwagens. Er flickte se i nen Leopardenanzug, der in der letzten Woche während se i nes Ringkampfs mit Lila, der Löwin, gerissen war. Lynellen tanzte ein paar Schritte entfernt im Zwielicht. Sie hatte Strumpfhosen und eines von seinen Hemden an und übte Bauchtanz. Sie sah aus, als sei sie sechzehn, aber das war nicht der Fall. An ihren Handgelenken und Knöcheln kli n gelten Glöckchen.
    Sie sang unpassenderweise: „Chicago, Chicago, that wonderful town!“
    „Kannst du nicht etwas anderes singen?“
    „Du bist eifersüchtig“, sagte sie, „weil du nicht heimfährst.“
    A ngelo grinste. Er erinnerte sich an seine Heimatstadt, ein uninteressantes, schlaffes Drecknest im Marion County in Florida, weder mit Begeisterung noch mit Wehmut. Er hatte sie im Alter von vierzehn Jahren mit einem Tieflader verla s sen. Er hatte nie den besonderen Wunsch verspürt zurüc k zukehren. Chicago aber hatte er auch nie gemocht – mit se i nen verstopften Straßen und seinen stinkenden nachgemac h ten Stränden. „Ich bin eifersüchtig, weil du für eine Schei ß stadt ein Lied singst, aber für mich nicht.“
    Sie zuckte ihm mit ihrer Bauchmuskulatur zu und glitt weg zu dem zweiten Wohnwagen. Seine Türen waren g e schlossen, aber A ngelo konnte durch die Blechwände
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