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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes
Autoren: Madea Stephanie
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war meiner Gefangenschaft … Samantha, ich war ein Werwolf.“
Sam sprang auf und wich bis zum Bücherregal zurück. Ein Zittern erfasste sie, so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Saß vor ihr der Mörder ihres Bruders?
„Maria weiß nichts von meinem Zweitleben als Werwolf und als Mensch kann ich sie nicht schwängern. Ich war“, er blickte auf, „ebenso wie Sie Mitte März in der Gaststätte, wo ich Maria ausfindig gemacht hatte. Ich beobachtete Ihren Bruder Chris, wie er mit Maria schäkerte und sie betatschte.“ Randolf sprach kurzatmig. „Werwölfe haben sehr feine Nasen. Glauben Sie mir, ich weiß, dass das Kind von ihm ist.“
Sam hielt sich die Hände vor den Mund.
Die verhängnisvolle Begegnung zwischen Chris und Maria musste vor ihrer ersten Wanderung durch den Tanaya Canyon gewesen sein. Sie hatten einige Tage in dem Gasthof übernachtet, um ihre neue ‚ExtremE‘-Tour bis zum Half Dome zu planen. Ob Chris gewusst hatte, dass er der Vater war, als er sie aufmunterte? Das glaubte sie kaum. Chris hätte sicher zu Maria gestanden, selbst wenn es ein Unfall gewesen wäre. Bestimmt hatte die zurückhaltende Maria Chris nichts erzählt und vor Randolf hatte sie sich vor Scham versteckt.
Randolf sah sie an und holte sie aus ihren Gedanken. „Werwölfe sind unberechenbar, wenn sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen. Wir rasten aus, schlimmer als Raubtiere. Einst, bevor die Fürsten als Rat der Wesen für harte Gesetze sorgten, rissen wir Menschen zum Frühstück.“ Randolf holte zittrig Luft, er hatte sich in seine Rede hineingesteigert, fiel jetzt zusammen wie ein Kartenhaus bei einem Windhauch. „Das ist keine Entschuldigung für meine Tat. Ich bereue sie aus tiefstem Herzen.“
Sam zitterte am ganzen Leib, als die Erinnerungen an die Nacht an der Steilwand ihr wie ein Film vor den Augen abliefen. Sie beruhigte sich erst, als Timothy sie sanft in die Arme nahm und fest an sich drückte. Sam hatte nicht einmal bemerkt, dass er eingetreten war.
„Die Fürsten bestraften Randolf damit, dass er niemals wieder in der Gestalt des Werwolfes Ragnar aus seiner Querschnittslähmung entfliehen kann.“
Sam sah zu Timothy auf, sah ihm in die Augen und fand die Liebe und Zuversicht, die sie augenblicklich dringend benötigte. Das Leben, so wusste sie inzwischen, verlief nie geradlinig oder nach vorgefertigten Bahnen. Menschen trafen Entscheidungen und machten Fehler, ebenso wie Wesen. Viele kleine, unbedeutende Fehler im Laufe eines Lebens, einige schwerwiegende und wenige unverzeihliche. Gerade sie wusste, dass niemand unfehlbar war. Sie löste sich langsam aus Timothys beruhigender Umarmung und nickte dem verdutzt dreinblickenden Randolf zu. „Es tut mir leid“, sagte sie leise.
Randolf versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. „Mir auch.“
Schnellen Schrittes verließ Sam das düstere Heim und bog auf die vereinsamte Hauptstraße. Ihren Gedanken folgend lief sie einfach, ohne zu registrieren, wohin. Sie wusste nicht, wie lange sie grübelnd einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte und Timothy ihr gefolgt war, bis er sie beinahe flüsternd ansprach.
„War es okay, dass …“
Sam wandte sich rasch um. „Ja! Ja, war es. Es ist besser zu wissen, denke ich.“ Sie legte ihm die Hände auf den breiten Brustkorb und sah zu ihm auf. „Nur hatte ich Chris für einen unfehlbaren Übermenschen gehalten. Er war mein Vorbild, mein großer Bruder eben. Er hat auf mich aufgepasst.“
„Es ist bestimmt auch ganz schön schwer, jemanden neben sich zu haben, den man für perfekt hält. Nach dem, was du jetzt weißt, ist Chris kein schlechter Mensch gewesen. Er war einfach nur ein Stück normaler, als du dachtest.“
„Ja, du hast vermutlich recht.“
„Trotzdem ist er dein Bruder und wird für dich immer etwas Besonderes bleiben, das kann dir niemand wegnehmen. Und das mit dem Aufpassen …“
„Ja?“
„Das übernehme ich jetzt, wenn ich darf.“
Sams ernster Gesichtsausdruck verschwand und sie lächelte ihn an. Sie konnte sich keinen besseren Beschützer wünschen. Sam schob alle Sorgen beiseite. Niemand wusste, wie viel Zeit noch blieb. Nutze den Tag. Ihr Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen, als sie wahrnahm, dass Timothys Reißzähne unter der Oberlippe hervorlugten.
„Ich kann nichts dafür“, protestierte er, halb verärgert, halb schmunzelnd, als er ihren Blick sah, „das bist du!“
Sam lehnte ihren Kopf an seine Brust, schlug langsam die
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