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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
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ebenso lieben, wie ich dich liebe!«

    Als Johann mit einem Fuhrwerk auf dem Hofmeister-Hof erschien, wurde er von seiner Frau Gerhild begleitet. Die Zwillinge, die wenige Monate alt waren, lagen in ihren Körben auf der Ladefläche.
    Anna Maria begrüßte Gerhild freundlich und bestaunte die beiden Mädchen, die sie aus den eigentümlich tiefblauen Augen der von Razdorfs anlächelten.
    Damit das Gesinde nicht mitbekam, dass Anna Maria fortgehen würde, wollten sie mitten in der Nacht aufbrechen.
    Die Familie versammelte sich am Abend der Abreise in der Kammer, wo Veit wie ein Storch auf seinen geschienten Beinen und mit Krücken durch den Raum stakste.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass du wieder gehen würdest«, erklärte Fleischhauer und lobte Anna Maria, Peter und Hauser, die unermüdlich mit Veit geübt hatten.
    Als der Abschied nahte, konnte niemand die Tränen zurückhalten. Joß nahm seine Tochter zur Seite, drückte ihr ohne Worte einen mit Münzen gefüllten Beutel in die Hand und küsste ihre Stirn. Auch Else umarmte ihre Stieftochter und flüsterte: »Gib uns Bescheid, wenn es so weit ist.«
    Nun kamen ihre Brüder und Schwägerinnen sowie Hauser an die Reihe. »Wir werden uns schon bald wiedersehen«, versprachen sie.
    Nachdem Veit auf der Ladefläche Platz genommen hatte, auf der Anna Maria weiches Heu und Decken ausgebreitet hatte, stieg sie schweren Herzens neben ihn. Die Zwillinge schliefen in ihren Körben oben am Kutschbock.
    Als das Fuhrwerk vom Hof rollte, senkte Anna Maria den Blick. Ohne noch einmal aufzuschauen, verließ sie den Hofmeister-Hof,
der ihr Zuhause gewesen war. Erst als sie auf der kleinen Anhöhe außerhalb Mehlbachs war, schaute sie in die Richtung des Gehöfts und sah, wie die Lichter dort erloschen.
    Veit konnte sehen, wie Anna Maria mit den Tränen kämpfte. Mühsam rutschte er zu ihr und legte behutsam den Arm um ihre Schultern. Mit ängstlichen Augen blickte Anna Maria ihn an, und als er sie näher an sich zog, ließ sie es geschehen. Liebevoll streichelte Veit ihre Wange, und als sein Mund sich dem ihren näherte, zuckte sie dieses Mal nicht zurück. Zärtlich küsste er sie, und als sie seinen Kuss erwiderte, wusste er, dass alles gut werden würde.

Epilog
    Anna Maria gewöhnte sich nur schwer an ihr neues Leben. Die Umgebung war ihr ebenso fremd wie das Haus, von dem sie sicher war, dass es niemals ihr Heim werden würde.
    Johanns Hof lag abgelegen von anderen Behausungen und bestand aus einem kleinen Wohngebäude mit einem noch kleineren Stall, der abseits vom Haus stand und in dem ein Pferd, drei Schweine und mehrere Hühner untergebracht waren.
    Im Gegensatz zum Hofmeister-Hof erschien dieses Gehöft armselig, zumal nur wenig Land dazugehörte.
    Johann hatte bei ihrer Ankunft Anna Marias abschätzenden Blick bemerkt. »Ich bin kein Bauer und werde nie einer sein«, brummte er.
    Veit nahm seinen Einwand mit Humor und sagte lachend: »Ich dachte, dass dir das Leben auf dem Land gefallen würde.«
    »Aber nicht mein ganzes Leben lang«, zischte Johann und schnallte das Pferd ab.
     
    Anna Maria lebte mit Veit nun schon mehrere Wochen unter diesem Dach. Sie fühlte sich wie auf der Durchreise. Als sie eines Mittags aus der Dachluke ihrer kleinen Kammer nach unten auf den Hof blickte, sah sie, wie Veit auf seinen Krücken über das Pflaster hinkte. Nachdenklich blickte sie ihm hinterher. Seine Fleischwunden waren verheilt, doch würden hässliche Narben ihn zeit seines Lebens an die Folter erinnern. Das linke Bein würde er vielleicht nie wieder beugen können, und es musste auch die nächste Zeit durch eine Schiene gestützt
werden. Die Knochenbrüche des rechten Beines waren gerade zusammengewachsen, sodass er es vollständig belasten konnte. Täglich stieg Veit in den großen Badezuber, den Johann eigens für seinen Bruder hatte bauen lassen, damit er im Wasser die Bewegungsübungen machen konnte, die ihm Hauser und Peter gezeigt hatten.
    Noch immer zuckte Anna Maria bei Veits Berührungen zusammen. Sie duldete seine Küsse, die sie zaghaft erwiderte, doch zu mehr war sie nicht fähig. Als Veit eines Tages versuchte, sie auf das gemeinsame Lager zu ziehen, hatte sie ihn brutal von sich gestoßen. Anna Maria konnte das Entsetzen in seinen Augen erkennen. Erschrocken hatte Veit ihr versprochen: »Ich werde nichts von dir verlangen, was du mir nicht freiwillig geben willst.«
    Anna Maria wollte nicht leugnen, dass sie sich nach seinen Berührungen sehnte, es ihr nach seiner
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