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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
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musste zu sterben.«
    »Sie ist zu eng gebaut!«, erklärte die Alte bestimmt. »Ich würde sie mit dem Geschirr womöglich auseinanderreißen, sodass sie innerlich verbluten könnte. Die Gefahr ist zu groß. Wenn sie stirbt, komme ich ins Gefängnis.«
    Als Anna Maria das hörte, schnappte sie nach Luft und schrie wie von Sinnen: »Ich will dieses Kind nicht!«

    Mitten in der Nacht wurde Veit heimlich zurück auf den Hofmeister-Hof gebracht. Johann trug ihn in Anna Marias Kammer, wo er gesund werden sollte.
    Alle waren glücklich, Veit endlich wieder auf dem Hof zu haben. Nur der kleine Peter-Matthias weinte, als er den bärtigen Menschen sah, und versteckte sein Gesicht am Hals der Mutter.
    »Wir müssen dich unbedingt rasieren und dir die Haare schneiden«, lachte Annabelle, und jeder stimmte in das Lachen ein. Nur Anna Maria war nicht zum Lachen zumute.

    Johann suchte seinen Bruder auf. »Es wird Zeit, dass ich wieder zu meinen Männern zurückkehre«, erklärte er Veit. »Und auch zu Gerhild und unseren Kindern«, fügte er hinzu.
    Veit blickte ihn erstaunt an. »Ihr habt Kinder?«
    Johann lachte leise in sich hinein. »Zwillinge. Zwei Mädchen. Kannst du dir das vorstellen? Ich, Johann von Razdorf, der sein Leben dem Kampf gewidmet hatte, kann es kaum erwarten, mit meinen Töchtern zu spielen und meine Frau wiederzusehen.«
    Veit musste schmunzeln. »Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Aber es freut mich, das zu hören. Dann geht es Gerhild gut?«
    Johann nickte. »Sie ist ein Prachtweib und eine gute Mutter und Ehefrau.«
    Erneut blickte Veit erstaunt seinen Bruder an.
    »Was sollte ich machen? Sie hatte gedroht, mich zu verlassen, wenn ich sie nicht geehelicht hätte«, jammerte Johann lachend. Doch dann wurde er ernst. »Du weißt, dass du dich nicht ewig in dieser Kammer verstecken kannst?«
    Veit nickte.
    »Ihr müsst aus Mehlbach fortgehen, wenigstens so lange, bis sich niemand mehr an den Werwolf erinnern kann.«
    »Ich weiß«, flüsterte Veit.

    »Wir leben einen Tagesritt von hier entfernt in nördlicher Richtung auf einem abgelegenen Bauernhof.«
    »Ich dachte, ihr hättet euch einem Tross angeschlossen.«
    »Das hatten wir auch. Aber dann kamen die Kinder, und Gerhild wollte nicht mehr durch die Lande ziehen. Wenn ich ehrlich bin, juckt es mich zwar in den Fingern, aber ich habe mit Anna Marias Vater gesprochen. Im Augenblick gibt es zu viele kleine Zersplitterungen. Nichts Richtiges, für das es sich zu kämpfen lohnt, und deshalb bleiben wir die nächste Zeit auf dem Bauernhof. Du kommst mit Anna Maria zu uns und wirst vollständig gesund. Dann sehen wir weiter.«

    Anna Maria kümmerte sich aufopferungsvoll um Veit. Nichts war ihr zu viel, nichts zu mühsam. Aber sie ließ keine Nähe zu, vermied es, ihn länger als notwendig anzufassen. Wenn er sie küssen wollte, wandte sie sich mit einer Ausrede von ihm ab. Wollte er sie berühren, erstarrte sie.
    Veit sagte nichts, sondern blickte Anna Maria voller Angst und Zweifel an. Er konnte sich keinen Reim darauf machen und gab seinem entstellten Körper die Schuld.
    Wenn Anna Maria Veits traurigen Blick sah, zerriss es ihr das Herz, doch sie konnte ihn nicht ertragen und zog sich in sich zurück. Ihren leicht gewölbten Leib versteckte sie unter ihren weiten Röcken, doch es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jeder ihre Schwangerschaft erkennen würde.

    Der Frühling hatte Einzug gehalten, und Anna Maria saß auf einer Bank bei den Obstbäumen, als sie Else mit Peter-Matthias auf dem Arm auf sich zukommen sah. Anna Maria lächelte die Frau an, die ihr eine Freundin geworden war. Elses freundliches Wesen steckte offenbar alle an, auch die Einwohner von Mehlbach,
die sie als neue Bäuerin auf dem Hofmeister-Hof duldeten, ohne lästige Fragen zu stellen.
    »Geht es dir gut?«, fragte Else, besorgt über Anna Marias blasses Gesicht, und setzte sich mit dem schlafenden Kind zu ihr.
    Anna Maria lachte gequält auf. »Dasselbe wollte ich dich fragen.«
    Else strahlte und küsste die Finger des Jungen. »Mir geht es wunderbar!«, seufzte sie. »Mir ging es noch nie besser!«
    »Das freut mich«, erklärte Anna Maria ehrlich.
    »Als dein Vater mir sagte, dass das Leben mit Daniel Hofmeister von Langeweile geprägt sein würde, bangte mir davor. Aber mein Leben ist alles andere als langweilig. Ich wurde reich beschenkt, denn bei euch habe ich die Familie gefunden, die ich über all die Jahre vermisst habe. Wenn du nicht gewesen
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