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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
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dass der Monatsfluss einsetzen möge, spürte sie, wie mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit wuchs, dass der Widerling sie geschwängert hatte.
    Anna Maria beschloss, nach Mehlbach zu gehen, um mit der Magd Lena zu sprechen. Lena wird sicherlich eine Engelmacherin kennen, die mir in meiner Not hilft, dachte Anna Maria und spürte Angst in sich hochsteigen.
     
    Jeden Morgen half Anna Maria Fleischhauer, Veits Wunden zu versorgen, und auch heute tupfte sie vorsichtig Arnikasalbe auf Veits blaue Flecken. Als der Arzt seine Hände mit Ringelblumensalbe bestrich, flüsterte Veit plötzlich: »Wasser!«
    Anna Maria und Fleischhauer schauten ihn überrascht an und sahen, dass er sie aus trüben Augen anblickte.
    »Wasser«, wisperte er erneut.
    Der Arzt eilte sofort nach unten, um frisches Wasser zu holen. Anna Maria wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Überglücklich hauchte sie Veit einen Kuss auf die Lippen.
    »Anna Maria«, flüsterte er und versuchte zu lächeln.
    Fleischhauer kam zurück und reichte ihr den Becher.
    »Hier, Liebster! Trink!«, sagte Anna Maria unter Tränen und hob sachte seinen Kopf an. Nachdem Veit einige Schlucke zu sich genommen hatte, legte sie seinen Kopf zurück aufs Lager. Freudestrahlend sah sie ihn an und sagte: »Jetzt wird alles gut.«
    Als in der Nacht Johann vorbeikam und sein Bruder ihm entgegenblickte, konnte selbst der große, starke Mann seine Gefühle nicht mehr unterdrücken. »Du hast uns einen großen Schrecken eingejagt«, sagte Johann und schluckte.

    Veit erwachte nur, wenn Besuch kam. Von Tag zu Tag ging es ihm besser. Die Fleischverletzungen heilten. Nur die Knochenbrüche
bereiteten ihm Schwierigkeiten. »Ob ich jemals wieder laufen kann?«, sorgte er sich.
    »Sobald wir dich auf den Hof gebracht haben, werden Hauser und ich mit dir die Übungen machen, die der Bader Gabriel in Mühlhausen mir gezeigt hat. Banditen hatten mir einen offenen Knochenbruch zugefügt, sodass ich befürchtete, der Arm würde steif bleiben. Doch schau her: Dank der Übungen im warmen Wasser kann ich ihn fast vollständig bewegen«, lachte Peter und zeigte Veit den Arm.
     
    Einige Tage später teilte Anna Maria Veit mit, dass sie nach Mehlbach gehen würde. »Peter wird mich gleich abholen«, sagte sie. Als sie Veits Enttäuschung sah, nahm sie vorsichtig seine Hand in die ihre. »Ich war seit vielen Tagen nicht mehr zu Hause«, erklärte sie und versprach: »In ein paar Tagen werde ich zurück sein. Adam wird dich bestens versorgen«, lächelte sie, und Fleischhauer, der neben ihr saß, nickte.
    »Ich vermisse dich schon jetzt«, flüsterte Veit und zog sie langsam zu sich, um ihr einen Kuss zu geben. »Ich danke dir«, sagte er. Fragend blickte sie ihn an. »Peter hat mir erzählt, was du auf dich genommen hast, um mich zu retten. Ohne dich wäre ich gestorben.«
    Anna Maria seufzte leise: »Ich liebe dich!«, und warf ihm eine Kusshand zu. Dann ging sie die Stiege nach unten.
    An der Haustür presste sie ihre Stirn gegen das Holz.
    Veit wird mich hassen, wenn er erfährt, dass ich von einem anderen ein Kind erwarte, dachte sie und ging hinaus.
    Mit gemischten Gefühlen schlich sie durch die Dunkelheit zum Ausgang Katzweilers, wo Peter auf sie wartete. Sie stieg auf das Fuhrwerk, und ihr Bruder brachte sie nach Hause.

    Nachdem Anna Maria am Abend gebadet hatte, fiel sie erschöpft in ihr Bett und schlief bis zum nächsten Mittag. Ausgeruht ging sie hinunter in die Küche, wo sie auf Lena traf.
    »Da ist ja unser Mädchen wieder«, freute sich die Magd und stellte Anna Maria warme Milch mit Honig und frisch gebackenes Brot auf den Tisch.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Anna Maria.
    »Die Männer im Stall, Sarah im Backhaus und Annabelle mit dem Kleinen oben. Er hat Bauchweh und schreit den lieben langen Tag.«
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Anna Maria ernst, sodass Lena erschrocken aufblickte.
     
    Bereits am Nachmittag lag Anna Maria auf dem Tisch der Engelmacherin, die am anderen Ende des Waldes wohnte. Die Frau, die Anna Marias Großmutter hätte sein können, untersuchte sie mit kritischem Blick und bestätigte Anna Marias Vermutung. »Du bist schwanger!«, sagte sie ungerührt.
    »Ich will es nicht«, flüsterte Anna Maria unter Tränen, doch die Frau schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich versuche, es dir fortzumachen, könntest du dabei sterben.«
    »Warum?«, fragte Lena entsetzt, die Anna Maria begleitet hatte. »Du hast mir meine auch weggemacht, ohne dass ich Angst haben
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