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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
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hinauftragen«, erklärte er und ging wieder hinaus.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Anna Maria und blickte ihren Vater scheu an.
    Joß fuhr sich durchs volle Haar und seufzte. »Nicht gut, mein Kind.«
    Im nächsten Augenblick kam Johann herein. Er hatte sich Veit wie einen Kartoffelsack über die Schulter gelegt. Als Anna Maria Veits Zustand erblickte, musste Hauser sie stützen, da
ihre Beine nachgaben. Entsetzt starrte sie Hauser an. »Was haben sie mit ihm gemacht?«, wisperte sie.
    Anna Maria hatte sich die schlimmsten Bilder in ihrem Kopf vorgestellt, aber das übertraf all ihre Befürchtungen. Dieser Mann hatte nichts mit dem Mann gemein, in den sie sich verliebt hatte. Veit sah aus wie tot.
    Sie roch den Eiter und die Verwesung, die sein Körper verströmte, und rannte hinters Haus, wo sie sich erbrach.
    »Was ist mit dir?«, fragte Peter besorgt, der auf dem Kutschbock mit einem fremden Mann zusammensaß.
    »Sein Geruch«, wisperte Anna Maria, und Peter nickte verständnisvoll. Joß, Johann und Hauser kamen wieder heraus.
    »Komm, Anna Maria, wir müssen nach Hause, bevor man uns hier bemerkt.«
    »Ich bleibe«, sagte sie, doch Joß schüttelte den Kopf.
    »Es wäre besser, wenn du mitkommen würdest. Du kannst nichts für ihn tun. Fleischhauer wird sich um ihn kümmern.«
    »Ich will bei ihm sein«, jammerte sie, sodass ihr Vater nachgab.
    »Wir werden in den nächsten Tagen vorbeischauen und dich abholen.«
     
    Nachdem die Männer abgefahren waren, verschloss Fleischhauer die vordere und die hintere Eingangstür des Hauses, damit sie vor ungebetenen Gästen sicher waren.
    Der Arzt blickte Anna Maria besorgt an. »Bist du bereit?«, fragte er. Sie nickte.

    Als Hauser am Mittag bei Fleischhauer aufgetaucht war und ihm von dem Plan erzählte, Veit in der Nacht zu befreien, stand es außer Frage, dass er Veit bei sich verstecken und verarzten würde. Es war für Fleischhauer Ehrensache, Veit zu helfen, allerdings
konnte er nicht leugnen, dass die Münzen, die Hauser ihm in die Hand drückte, ebenfalls dafür sorgten, dass er sofort zustimmte.
    Fleischhauer richtete für Veit ein Lager auf dem Speicher her und stellte alles Notwendige bereit. Sämtliche Tinkturen, Salben und Mixturen, die auf dem Regal standen, sowie zahlreiche Leinenbinden, Latten, um die Beine zu schienen, Wasser und das Brenneisen hatte der Arzt unter das Dach getragen.
    Anna Maria folgte ihm die Stiege hinauf. Obwohl sie versuchte, sich zusammenzureißen, schossen ihr sofort die Tränen in die Augen. Als sie Veits geschwollenes und blau geschlagenes Gesicht und seinen geschundenen Körper sah, musste sie sich auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzuschreien. Sie unterdrückte das Würgen und setzte sich neben den Strohsack, auf dem er lag. Hilflos betrachtete sie ihn und hätte ihm gern über die Hand gestreichelt. Aber als sie die aufgeplatzte und blau verfärbte Haut und die ausgerissenen Fingernägel sah, ließ sie es bleiben und flüsterte mit tränenerstickter Stimme: »Liebster, ich bin hier! Ich habe meinen Schwur gehalten. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    Fleischhauer trat neben sie und sagte sanft: »Anna Maria, ich muss Veits Wunden versorgen. Du musst mir Platz machen.«
    Sie schniefte und rutschte zur Seite. »Wird er überleben?«, wisperte sie.
    Fleischhauer hatte keine Antwort und blickte sie achselzuckend an. »Zum Glück haben wir das Betäubungsmittel deines Vaters, sodass er keine Schmerzen spüren wird.«
    Sie nickte und schaute ihm ängstlich zu, wie er Veits Wunden auswusch.

    Als Anna Maria erwachte, lag sie neben Veit auf dem Strohsack unter dem Dachboden. Sie hatte nicht bemerkt, wie sie eingeschlafen
war, und setzte sich erschrocken auf. Licht drang durch die Ritzen des Dachgebälks, sodass sie wusste, es war heller Tag.
    Fleischhauer blickte Anna Maria erschöpft an. Als sie den Geruch von verbranntem Fleisch roch, musste sie sofort würgen. Doch sie konnte den Brechreiz bezähmen.
    »Du hast ihm die Wunden ausgebrannt?«
    Der Arzt nickte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Anna Maria, als sie die Schüssel mit dem blutrot verfärbten Wasser erblickte. Sie betrachtete Veits Gesicht, das unter den blauen Flecken totenbleich schien.
    »Ich weiß es nicht, Anna Maria. Das Gebräu deines Vaters wirkt noch immer, sodass er sich nicht einmal geregt oder einen Laut von sich gegeben hat. Erst die nächsten Tage werden über sein Leben entscheiden«, sagte er und rieb sich müde über die Augen.
    »Leg dich schlafen«, schlug
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