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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
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wärst …!«, erklärte Else und strich Anna Maria liebevoll über die Wange.
    Für Anna Maria war diese Berührung, als ob eine Mauer eingerissen würde. Tränen schossen ihr in die Augen, und ihr Selbstschutz wurde fortgeschwemmt.
    »Was hast du?«, fragte Else entsetzt.
    »Ich bin schwanger«, schluchzte Anna Maria. »Dieser schreckliche Mensch hat mir das angetan«, erklärte sie und schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Else wusste sofort, von wem sie sprach. Den schlafenden Jungen auf dem einen Arm, die weinende Anna Maria im anderen, saß sie da und wusste im ersten Augenblick nicht, was sie sagen sollte.
    »Warst du bei einer Engelmacherin?«, fragte sie schließlich. Anna Maria nickte und erzählte, warum diese das Kind nicht hatte fortmachen können.
    »Was soll ich nur tun?«, fragte sie Else verzweifelt.
    »Du musst es Veit sagen«, erklärte die Frau ruhig und blickte Anna Maria fest an.

    »Er wird mich hassen!«, jammerte Anna Maria leise.
    »Nein, das wird er nicht. Veit hat dir sein Leben zu verdanken«, versuchte Else sie zu überzeugen.
    »Aber ich hasse mich, denn ich bin schuld an all dem!«, flüsterte Anna Maria. »Wenn ich mich stärker gewehrt hätte, wäre das nicht passiert«, wisperte sie, und ihr Gesicht erstarrte, so, wie ihre Tränen versiegten.
    Else war über Anna Marias Meinung entsetzt. »Was redest du für dummes Zeug?«, schimpfte sie leise. »Dieser Mann ist wie ein wildes Tier über dich hergefallen. Ich habe deine Verletzungen gesehen. Hättest du dich zur Wehr gesetzt, hätte er dich umgebracht«, widersprach Else heftig.
    »Es vergeht kaum eine Nacht, in der ich nicht davon träume«, flüsterte Anna Maria. »Dann sehe ich seine schwarzen Augen über mir und spüre seinen Körper auf mir. Manchmal glaube ich, dass ich ihn noch riechen kann«, wisperte Anna Maria.
    Else versuchte, ihr Entsetzen der jungen Frau nicht zu zeigen, und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Du musst versuchen, ihn zu vergessen«, sagte sie.
    »Das werde ich nie können, denn das Kind wird mich ewig an dieses Untier erinnern.«

    Veit saß aufrecht im Bett und starrte Anna Maria mit bangem Blick an, die wie ein Häufchen Elend neben ihm Platz genommen hatte. Zittrig knetete sie den Stoff ihrer Schürze.
    Sie wird mir sagen, dass sie nicht mit mir kommen, dass sie mich verlassen wird, dachte er und schloss bei diesen Gedanken die Augen. Er wusste, dass Johann auf dem Weg war, um sie abzuholen, und das bedeutete für Anna Maria, dass sie ihre Familie verlassen musste.
    Veit griff nach ihrer Hand und versuchte, sie anzulächeln, doch Anna Maria zog ihre Hand fort.

    »Du weißt, dass du alles mit mir besprechen kannst«, sagte er sanft.
    Anna Maria schaute erschrocken hoch, doch Veit schien nichts zu ahnen, denn der Blick aus seinen Augen, die wieder so blau waren wie der Himmel, ruhte voller Liebe auf ihr. Sie schloss ihre Lider. Eine Träne stahl sich darunter hervor und rann die Wange herab. Anna Maria blickte Veit traurig an und sagte: »Ich erwarte ein Kind!«
    Veit glaubte sich verhört zu haben, doch dann jubilierte er.
    »Das ist wundervoll!«, rief er und zog Anna Maria an sich.
    Sie verstand seine Regung nicht, doch als er freudestrahlend sagte: »Wir bekommen ein Kind!«, wurde sie bleich.
    »Veit«, sagte sie, »du musst mir zuhören.«
    Mit leuchtenden Augen blickte er lächelnd zu ihr, doch als sie ihm mitteilte: »Du bist nicht der Vater!«, erstarb sein Lächeln, und das Leuchten verschwand.
    Anna Maria erzählte mit leiser Stimme, was sie erlitten hatte. Auch, dass sie bei der Engelmacherin gewesen war. »Aber sie konnte mir nicht helfen.«
    Nachdem sie Veit alles gebeichtet hatte, fühlte sie sich wie befreit. Trotzdem traute sie sich nicht, ihn anzublicken. Als er nichts sagte, schaute sie bang auf.
    Veit stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. »Es tut mir so leid«, flüsterte er. »Ich hätte dich beschützen müssen.«
    »Wie hättest du es denn gekonnt?«, fragte Anna Maria bitter.
    »Könnte es nicht unser Kind sein?«, fragte er, und Anna Maria zuckte mit den Schultern.
    »Ich denke nicht!«, flüsterte sie. »Sobald das Kind geboren ist, werde ich es weggeben!«, erklärte sie mit fester Stimme.
    »Anna Maria«, sagte Veit und hatte Mühe, sein Entsetzen darüber zu verbergen. »Das Kind ist auch ein Teil von dir«, versuchte er ihr zu verdeutlichen.
    »Aber kein Teil von dir«, erwiderte sie.

    Veit schloss sie in seine Arme und flüsterte: »Ich werde dein Kind
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