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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust
Autoren: Riccarda Blake
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er sorgfältig prüfend seine breite Brust, den flachen Bauch und die schmalen Hüften. „Es ist nichts passiert.“
    „Wirklich nicht?“ Sie war erleichtert.
    „Nein, wirklich nicht. Ich bin okay“, versicherte er ihr. „Gerade noch mal Glück gehabt.“
    „Was soll das heißen, gerade noch mal Glück gehabt ?“, fragte Maggie trotz ihrer Faszination, plötzlich aufgebracht davon, dass der Fremde jetzt so tat, als sei überhaupt nichts geschehen.
    „Ist das da nichts?“ Sie deutete auf die Front ihres Wagens. Die war total zerbeult, und der eine Scheinwerfer war tatsächlich zertrümmert und hing aus der Fassung. Mit der Kiste würde sie nirgendwo mehr hinfahren können. Schon gar nicht den ganzen Weg nach Aurora, Missouri.
    „Ich freue mich ja, dass Ihnen nichts passiert ist. Aber schauen Sie sich meinen Wagen an. Der ist völlig hinüber. Wer um alles in der Welt bezahlt mir das?“
    „Oh“, sagte er, während er den Schaden begutachtete. „Ich. Ich bezahle das natürlich.“
    Er griff in seine Manteltasche. Sofort streckte Maggie ihm die Dose mit dem Pfefferspray entgegen und zielte auf seine Augen.
    Himmel, sind das schöne Augen! dachte sie und war sofort versucht, das Spray wieder herunterzunehmen, riss sich dann aber zusammen und erinnerte sich daran, wie merkwürdig die Situation war, in der sie sich gerade befand.
    „Keine faulen Tricks, Mister!“
    „Keine Angst“, sagte er und machte mit der anderen Hand eine beschwichtigende Geste.
    Maggie behielt die Abwehrposition bei. Die Tatsache, dass der Fremde den harten Sturz auf ihren Wagen unverletzt überstanden hatte, schürte trotz oder vielleicht sogar wegen seines freundlichen Verhaltens eher ihr Misstrauen als ihre Erleichterung. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam ihr das Ganze wie ein Stunt vor - durchgeführt, um sie hier in der abgelegenen Seitenstraße auszurauben. Dabei war das wirklich einzige halbwegs Kostbare, das sie überhaupt noch besaß, der Wagen selbst gewesen. Und der war dank der Aktion nun nur noch ein Haufen Schrott.
    „Hier“, sagte der Fremde, nachdem er die Faust wieder aus der Manteltasche gezogen hatte und hielt sie ihr hin.
    Maggie beäugte ihn skeptisch.
    „Nehmen Sie“, forderte er sie auf und reckte die Faust noch weiter in ihre Richtung.
    „Umdrehen und öffnen“, befahl sie und unterstrich ihre Worte mit einer Pfefferspray-Drohgebärde. Sie würde nichts aus seiner Hand nehmen, was sie nicht vorher gesehen hatte.
    „Schon gut“, sagte er ruhig, drehte die Faust herum und machte sie langsam auf.
    Etwas glitzerte darin.
    „Was ist das?“, fragte sie - wütend darüber, dass es keine Geldscheine waren.
    „Ihr Schadensersatz“, sagte er.
    „Wollen Sie mich verarschen?“, fragte sie gereizt, als sie die kleinen, funkelnden Gegenstände erkannte. „Glassplitter habe ich selbst genug.“ Sie deutete auf ihren zerbrochenen Scheinwerfer und den von Scherben übersäten Boden davor.
    „Das ist kein Glas“, sagte er. „Das sind Diamanten.“
    Für einen Moment verschlug es Maggie die Sprache. Dann aber schnaubte sie unwirsch. „Diamanten? Schon klar!“ Für wie blöd hielt der Kerl sie eigentlich?
    „Nein, ehrlich“, beeilte er sich zu sagen. „Das sind Diamanten. Echte Diamanten. Die dürften den Schaden abdecken. Und es bleibt sogar noch was übrig, um Sie für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen, die ich Ihnen bereitet habe.“
    Er schaute sie klar und offen an.
    Maggie war irritiert. Er hörte sich gebildet an und äußerst kultiviert. Vor allem aber hörte er sich nicht so an, als würde er lügen. Aber das tun alle echten Gauner. Zumindest die guten. Nicht wie Gauner zu klingen war es ja, was sie so gut machte.
    Er musste die Zweifel in ihren Augen gelesen haben.
    „Um die Ecke ist ein 24/7-Pfandleiher“, sagte er. „Nehmen Sie die Steine und zeigen Sie sie ihm. Lassen Sie sie untersuchen. Er kann Ihnen bestätigen, dass sie echt sind.“
    „Klar“, sagte Maggie, „und wenn ich zurückkomme, sind Sie über alle Berge.“
    „Ich komme gerne mit.“
    Sie zögerte. Wenn die Steine - Maggie hatte fünf gezählt - echt waren, könnte das, je nach Wert, eine kurze oder vielleicht auch etwas längere Pause von ihrem finanziellen Desaster bedeuten. Sie könnte den Wagen ersetzen und vielleicht sogar die Miete zahlen. Dann würde sie sich einen Job suchen und das Schreiben endgültig und für alle Zeiten an den Nagel hängen. Sie würde kellnern oder im Sekretariat arbeiten,
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