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Schwingen der Lust

Schwingen der Lust

Titel: Schwingen der Lust
Autoren: Riccarda Blake
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und Maggie schlug den Weg zurück zu ihrem Wagen ein. Vielleicht würde sie es mit ihm wenigstens noch nach Hause schaffen.
    „Ich fürchte, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte sie. „Ich meine, dass ich Ihnen unterstellt habe, die Steine seien nicht echt. Aber Sie verstehen sicher ... Ich meine, ich war ziemlich aufgebracht. Immerhin sind Sie mir mitten in der Nacht wie aus dem Nichts aufs Auto gefallen. Wer wäre da nicht aufgebracht?“ Maggie merkte, dass sie angefangen hatte zu plappern, ja fast schon zu schnattern. Der Fremde machte sie ganz schön nervös. Inzwischen jedoch, nachdem sie wusste, dass er ihr tatsächlich nichts Böses wollte, auf eine sehr angenehme Art nervös. Es geschah schließlich nicht jeden Tag, dass ein so verdammt attraktiver Kerl vom Himmel fiel.
    Wer weiß, was sich daraus alles noch entwickeln kann.
    Aber dann merkte sie noch etwas - er antwortete gar nicht.
    Sie drehte sich zu ihm herum.
    Er war verschwunden.
    Weg. Einfach so. Ohne sich zu verabschieden.
    „Männer“, schnaubte sie verärgert, zuckte mit den Schultern und setzte den Weg zu ihrem Wagen fort. Sie hätte ihn jetzt, nachdem er sich als unschuldig erwiesen hatte, gerne noch auf einen Kaffee eingeladen. Oder auch auf einen Mitternachtssnack. Sie kannte da einen guten Koreaner Ecke Prince Street und Mercer. Das Barbecue dort war das Beste der ganzen Stadt. Weil sie es sich nicht hatte leisten können, war sie schon lange nicht mehr auswärts essen gewesen - und schon gar nicht mit einem so gut aussehenden Mann.
    Aber wer nicht will, der hat eben schon.
    Trotzdem schade. Aber immerhin hatte die Begegnung mit ihm ihr aus einem finanziellen Fiasko geholfen. Und alles kann man eben nicht haben. Sie bog in die Seitenstraße ein, in der sie ihren Mitsubishi stehen gelassen hatte.
    In diesem Moment merkte sie, dass sie verfolgt wurde.

 
2. KAPITEL
    Vier Straßenköter und ein Löwe
    Maggie wollte rennen. Aber es war zu spät. Sie war umzingelt.
    Die vier Männer schälten sich aus den Schatten der verlassenen Seitenstraße, als kämen sie aus dem Nichts. Hagere Gestalten in abgerissenen Lumpen mit tief in den ausgehungerten Schädeln liegenden, vor Gier brennenden Augen. Sie waren für hiesige Verhältnisse eher spärlich bewaffnet - ein rostiges Brecheisen, ein dreckverkrustetes Klappmesser und eine zerbrochene Flasche. Der Vierte aber hatte eine Pistole ... und er hatte sie auf Maggies Kopf gerichtet.
    „Gib uns die Klunker, und wir lassen dich gehen“, sagte er mit einem Grinsen, das seine faulig gelben Zahnstümpfe zeigte.
    Maggie erkannte, dass der makrelengesichtige Pfandleiher sie verpfiffen hatte. Nahm ihre Pechsträhne denn gar kein Ende?
    Wie gewonnen, so zerronnen, dachte sie und griff in ihre Handtasche. Natürlich, sie brauchte das Geld. Dringend sogar. Aber die fünf Diamanten, mit denen der Fremde sie für den Verlust ihres Wagens entschädigt hatte, waren es nicht wert, dafür zu sterben. Wenn sie sie den Dieben geben würde, würden sie sie laufen lassen.
    „Sie gehen lassen?“, fragte der mit der zerbrochenen Flasche. Ein lüsternes Glühen in einem vor Dreck strotzenden Gesicht, das von mehreren, schlecht verheilten Narben gezeichnet war. „Ich glaube eher nicht. Schau sie dir doch an, Hank. Wann hast du das letzte Mal ein so leckeres Stück Fleisch in den Händen gehabt. Ganz schön lange her, wenn ich mich nicht irre. Sie ist jung, sie reicht für uns alle. Und hier hört sie eh niemand schreien.“
    So viel zum Thema „Ich komme hier unbeschadet raus , wenn ich ihnen nur die Diamanten gebe“. Maggie wurde übel, und ihre Kehle war plötzlich vor Angst, Ekel und Verzweiflung zugeschnürt. Sie könnte gar nicht schreien, selbst wenn es in dieser abgelegenen Gegend etwas gebracht hätte. Er hatte recht - hier würde sie niemand hören. Und die wenigen, die sie doch hören würden, würden ihre Schreie ignorieren. Aus Furcht. Aus Gleichgültigkeit. Vielleicht auch aus Schadenfreude, nur dieses eine Mal nicht selbst das Opfer zu sein. Die Schattenseite des Molochs New York. Hier war die Nacht die Schutzheilige der Aasfresser.
    „Ja, ich denke, das ist eine gute Idee, Richie“, sagte der mit der Pistole. „Ist wirklich schon viel zu lange her.“ Er griff sich zwischen die Beine. Die anderen drei kicherten gierig. „Ich steh zwar eher auf blond. Aber so ein Rotschopf soll ja ganz besonders feurig sein.“
    „Und schaut euch diese Möpse an“, sagte der mit dem rostigen Brecheisen und
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