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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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fühlte sich gut an, sie zu halten. Er war sogar etwas mehr als nur ein Freund, auch wenn sie nicht wusste, warum sie das dachte.
    „Haben Sie Schmerzen?“, fragte sie von Rosberg und flüchtete sich in den praktischen Ansatz. Gefühle hatten hintanzustehen.
    „Doch, schon. Aber es ist unerheblich. Und du? Geht es dir gut?“
    Sie war vermutlich blau und blutig geschlagen von all den Angriffen, die sie zu erleiden hatte. Und ihre Seele fühlte sich so zerbeult an wie ihr Körper. Doch sie lebte.
    Wie sie dabei aussah, sollte keine Rolle spielen.
    „Ich denke schon.“ Ihr Körper würde heilen. Ihr Geist war in weitaus größerer Gefahr, sich in der Uferlosigkeit ihres schmerzhaft erweiterten Erfahrungshorizontes zu verlieren.
    Der Baum blitzte auf und öffnete sich. Eine strahlende Gestalt aus schimmerndem grünen Licht trat hervor, links und rechts von ihr jeweils ein Mädchen. Die Gruppe blieb vor dem Baum stehen.
    Einen Augenblick später standen sie direkt vor Konstanze, die immer noch am Boden kniete. Sie schrie vor Schreck auf.
    „Ich bin, wer ich bin“, sagte die Gestalt, ohne sich weiter vorzustellen. Eine Männerstimme, alt, gleichzeitig aber auch zeitlos jung. „So lange war ich nicht, was ich war.“
    „Clarissa!“ Konstanze rappelte sich blitzschnell hoch und nahm das Mädchen in die Arme. Beide weinten.
    „Hier hast du deine Tochter, die du nicht geboren hast“, sagte die Baumgestalt. „Auch meine Tochter ist sie. Und seine.“
    Von Rosberg nickte.
    „Ich erinnere mich“, flüsterte er. „Ein Teil von mir erinnert sich. Ich habe Erinnerungen, die eben noch nicht mir gehörten.“
    „Du wirst ihr Vater sein.“ Das klang eher nach einem Befehl als nach einer Frage.
    „Das werde ich. Das bin ich.“
    „Ihre Mutter hat uns ihre Liebe geschenkt. Heile ihre Schmerzen.“
    „So ich kann und darf.“
    „Dann will ich deine heilen.“
    Eine schimmernde Hand legte sich auf Richards Schulter. Er zischte und krümmte sich zusammen. Als die Berührung aufhörte, holte er tief Luft und kam langsam auf die Knie. Er öffnete den Mund, brachte dann aber nichts hervor, als gäbe es nicht genug Worte, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    Die helle Gestalt wandte sich an Ian.
    „Hast du das Rätsel gelöst, Magieweber?“
    „Du bist die Dryade, die den Fey-Aspekt des Rabenmannes ausmachte. Du bist wieder ganz. Der Mensch ebenso. War das das Rätsel?“
    „Das Rätsel war, wie der Zustand zu beenden war.“
    „Also habe ich versagt?“
    „Ein Wesen allein konnte nichts ausrichten. Was hier am Werk war, brauchte uns alle, um die Steine des Wirklichkeitsmosaiks wieder zu einem Bild zusammenzu fügen. “
    „Und ich?“, fragte Richard.
    „Du bist Richard“, sagte die Gestalt. „Du bist auch der Nukleus dessen, was einmal Georg Thimotheus war. Viel ist von deinem Vorfahren nicht mehr übrig, denn viel war nie von ihm geblieben. Du warst Mensch und Wolf. So war es für alle deine Vorfahren bis zurück zu Georg Thimotheus, der mit seinem Blutopfer sich selbst und die Welt in Einzelteile gerissen hat. Die Teile fügten sich falsch zusammen und bildeten den Riss. – Du bist nun ganz“, sagte die Kreatur. „So, wie auch ich nun ganz bin.“
    „Und Sie – wer sind Sie?“, fragte Sutton.
    „Karreg: ein Vogelschwarm. Was übrig war von einem Feyon. Das abgehackte Denken eines menschlichen Restes. Nun bin ich, was ich bin.“
    „Könnten Sie uns bitte noch erklären …“, fuhr Sutton fort, doch der Feyon schenkte ihm keine Aufmerksamkeit mehr, sondern wandte sich an Clarissa und Konstanze.
    „Clarissas Mutter und Karreg teilten ihre Liebe. Diese Liebe lebt weiter.“ Er blickte Konstanze an. „Karreg hoffte, durch ihr Kind an Menschlichkeit hinzuzugewinnen. Doch Karreg ist nicht mehr. Seine Menschlichkeit ist auf seinen Nachfahren übergegangen. Seine Vogelartigkeit sitzt dort unten, vereint mit einer Seele, die den Tod von anderen zu sehr liebte, ein Aasfresser der Menschen. Und kein Teil von mir bildet noch das Fundament einer anderen Welt, die nicht mehr ist.“
    Die Luft verwirbelte, und die alte Frau stand vor Richard.
    „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte helfen“, flüsterte die Erscheinung. „Dich heilen wollte ich, doch habe ich dich gewandelt.“
    „Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte helfen“, antwortete Richard. „Deine Not lindern wollte ich, doch habe ich dich getötet.“
    „Du hast mir nichts getan. Das war der Wolf. Deine Schuld ist getilgt, deine
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