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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition)
Autoren: Joanna Trollope
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Cocktailkleider. Sie schaute hinunter auf Kit. Obwohl er so ein Quälgeist war, musste man ihn bemitleiden. Er war ihr süßer, sensibler, fantasievoller kleiner Junge und nur aufgrund einer Erwachsenenlaune seiner vertrauten Umgebung entrissen und in eine künstliche, fremde Welt versetzt worden, wo das Bett nicht sein eigenes und die Würstchen übermäßig mit Pfeffer gewürzt waren. Sie legte ihm eine Hand auf den Kopf. Er fühlte sich heiß und feucht und unglücklich an.
    »Petra«, sagte Anthony.
    Petra drehte sich erleichtert um.
    »Oh, Ant…«
    Anthony legte ihr flüchtig die Hand auf die Schulter und hockte sich neben Kit.
    »Armer Kerl.«
    Kit betete seinen Großvater an, aber er konnte von seinem Kummer nicht so schnell ablassen. Er schob die Unterlippe vor. Anthony sagte: »Würdest du eine Erdbeere runterkriegen?«
    Kit schüttelte den Kopf und vergrub sein Gesicht zwischen Petras Beinen.
    »Oder ein Baiser?«
    Kit hörte auf zu zappeln. Dann hob er den Kopf aus Petras Schoß. Er blickte Anthony an.
    »Weißt du, was das ist?«
    »Nein«, sagte Kit.
    »Knusprige Dinger aus Zucker. Köstlich. Wirklich, wirklich, wirklich schlecht für die Zähne.«
    Kit versteckte sein Gesicht wieder. Anthony erhob sich.
    »Soll ich ihn mitnehmen und mit irgendetwas zwangsernähren?«
    Petra musterte ihren Schwiegervater in dem Cut, den er von seinem Vater geerbt hatte und der eine abgetragene Eleganz ausstrahlte.
    »Du bist zu sauber.«
    »Ein bisschen klebrig macht mir nichts aus. Hast du was zu trinken?«
    »Nein. Und ich mache mir wegen des Wassers Sorgen.«
    »Welches Wasser?«
    Petra zeigte mit der freien Hand auf den Weiher.
    »Da unten. Er hat ihn zum Glück noch nicht entdeckt.«
    »Wo ist Ralph?«
    »Irgendwo«, sagte Petra.
    Anthony sah sie an.
    »Das alles hier macht dir nicht sehr viel Spaß. Es ist …«
    »Nun«, sagte Petra, »Hochzeiten sind nicht unbedingt etwas für dreijährige Kinder oder für Leute, die auf dreijährige Kinder aufpassen müssen.«
    »Eure Hochzeit schon.«
    Sie schaute runter zu Kit. Er hielt jetzt still und atmete heiß in ihre Haut unter dem Rock.
    »Unsere war wunderschön.«
    »Das stimmt.«
    »Perfekter Tag, der Weg zurück von der Kirche zu eurem Garten, alle Rosen blühten, die vielen Kinder und Hunde …«
    Anthony lächelte sie an. Dann sagte er beiläufig zu Kit: »Chips?«
    Kit hörte auf zu atmen.
    »Vielleicht sogar Coca-Cola?«, sagte Anthony.
    Kit murmelte etwas Unverständliches.
    »Was?«
    »Mit einem Strohhalm!«, schrie Kit in Petras Rock hinein.
    »Wenn du möchtest.«
    »Danke«, sagte Petra. »Ich danke dir wirklich.«
    »Ich sitze bei jedem erdenklichen Essen neben Charlottes Mutter. Sie ist eine anerkannte Pflanzenexpertin und macht botanische Zeichnungen, und deshalb werden wir bei jeder Gelegenheit zusammengesetzt. Vielleicht sollte ich mir vorher den Spaß erlauben, Kit mit lauter ›falschen‹ Sachen zu füttern. Besser etwas Falsches als gar nichts essen. Wenn du nicht mit mir kommst, Kit, werde ich für dich die Strohhalmfarbe aussuchen, und die könnte gelb sein.«
    »Nein!«, schrie Kit.
    Er riss sich mit rotem und zerzaustem Kopf von seiner Mutter los.
    »Na los, tapferer Ritter«, sagte Anthony zu ihm. »Auf ins Gefecht.«
    Kit grinste.
    »Du bist ein Rettungsanker«, sagte Petra.
    Anthony zwinkerte ihr zu. »Du weißt, was du bist.«
    Sie sah ihnen nach, wie sie sich entfernten, Hand in Hand über die unebenen Kokosmatten stolpernd und Anthony gestikulierend. Kit sah neben der eleganten Erscheinung seines Großvaters wie ein kleiner Haufen Schmuddelwäsche aus. Sie sah zum Kinderwagen. Barney hatte die Rosinen aufgegessen und die Schachtel aufgerissen, damit er von den Innenseiten eventuelle süße Reste lecken konnte. Seine dicken Bäckchen und die Nasenspitze waren voller blassbrauner Flecken.
    »Wo wären wir nur ohne Granny und Grandpa«, sagte Petra zu ihm.
    Es war ein irres Gefühl, so unglaublich glücklich zu sein, dachte Charlotte schwindelig. Es war besser als Wasserski fahren oder tanzen oder zu schnell fahren und sogar besser als jener Moment kurz vor einem Kuss, den man schon lange herbeigesehnt hatte. Es war wahnsinnig, sich so schön und so begehrt und so voller Hoffnung zu fühlen und sich so über jeden zu freuen, den man sah, und so ehrfürchtig und siegestrunken zu sein, jemanden wie Luke zum Ehemann zu haben. Ehemann! Was für ein Wort. Was für ein erstaunliches, erwachsenes, glamouröses Wort. Mein Ehemann Luke Brinkley.
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