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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition)
Autoren: Joanna Trollope
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Hallo, hier spricht Mrs Brinkley, Mrs Luke Brinkley. Es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen erst Bescheid geben, wenn ich mit meinem Mann gesprochen habe, mit meinem Mann Luke Brinkley, meinem. Meinem. Sie betrachtete ihre Hand. Ihr Ehering funkelte nagelneu. Die Brillanten darin waren strahlend schön. Sie stammten aus einer alten Brosche von Lukes Großmutter, und sie hatten den Ring gemeinsam entworfen. Eigentlich war es hauptsächlich Lukes Entwurf, denn er war künstlerisch begabter als sie, schließlich kam er aus einer Künstlerfamilie. Charlottes Mutter war zwar auch Künstlerin, aber eine sehr maßvolle. Der Tisch, auf dem sie ihre akribischen Zeichnungen von Weidenkätzchen und Beeren anfertigte, war immer picobello aufgeräumt. Er war nicht wie Anthonys Atelier. Nicht im Entferntesten. Charlotte liebte Anthonys Atelier. Sie dachte, dass sie mit der Zeit auch lernen würde, Anthony selbst zu lieben – oh, und natürlich Rachel –, aber im Moment, da ihr eigener Vater erst seit zwei Jahren tot war, kam ihr der Gedanke, jemand anderen wie einen Vater zu lieben, irgendwie unloyal vor. Aber ganz sicher durfte sie Anthonys Atelier in diesem beeindruckenden, unordentlichen, farbenfrohen Haus lieben mit all den Malutensilien und den überall kreuz und quer angepinnten Skizzen und Bildern, mit all den Fotos, Modellen, Skulpturen und Skeletten von Vögeln, die überall herumstanden oder wie eine Art Vogel-Luftparade von den Deckenbalken hingen.
    Sie war erst einmal dort gewesen – bei ihrem zweiten oder dritten Besuch in Suffolk –, als Anthony und Rachel gerade auf ihren kleinen Enkel Kit aufpassten, der Junge, der so schüchtern und unzugänglich war, und Anthony hatte das Skelett eines Schnepfenflügels von einem verstaubten Regalbrett genommen und den zarten Knochenfächer ausgebreitet, so dass Kit sehen konnte, wie wunderbar er funktionierte. Kit war völlig fasziniert gewesen. Und Charlotte nicht minder. Als sie bei der Arbeit erwähnte, dass sie jemanden namens Anthony Brinkley kennen gelernt habe, blickte nebenan in der Nachrichtenredaktion ein Junge am Schreibtisch auf und sagte: » Den Anthony Brinkley? Den Vogelmaler? Mein Vater ist ein begeisterter Vogelliebhaber, er besitzt alle seine Bücher.« Und Charlotte war gleichzeitig aufgeregt gewesen und hatte sich geehrt gefühlt, dass ihr von Anthony Brinkley der Schnepfenflügel gezeigt worden war. Und nun war er ihr Schwiegervater. Und Rachel war ihre Schwiegermutter. Wie fantastisch, Schwiegereltern zu haben und Schwager und Schwägerinnen und ein gemeinsames Leben mit Luke anzufangen, nicht in ihrer beengten Souterrainwohnung in Clapham, sondern in der neuen Wohnung, die Luke für sie gefunden hatte, nur zwei Minuten entfernt von der Shoreditch-High-Street-Station. Wie cool war das denn? Wie cool war es, lange bevor sie dreißig war, mit jemandem wie Luke verheiratet und mit jedem und allem so glücklich zu sein, dass sie sich wünschte, dieser Tag würde nie zu Ende gehen?
    Sie blickte auf ihr Champagnerglas. Wieder ein volles. Die Leute gaben ihr andauernd volle Gläser, es war albern, absolut albern, aber auch wundervoll. Alles war so wundervoll. Sie fing Lukes Blick über die Köpfe einiger Leute hinweg auf, und er warf ihr eine schmachtende Kusshand zu.
    Schon bald, dachte Charlotte, schon ganz bald werde ich wieder mit ihm im Bett sein.
    »Du musst nicht so deutlich zeigen, wie wenig du englische Hochzeiten magst«, sagte Edward zu Sigrid.
    »Das tue ich doch gar nicht.«
    »Na ja«, sagte Edward, »du siehst aus, als würdest du etwas über dich ergehen lassen, das du selbst viel besser machen könntest.«
    »Ich finde nur, dass man uns nicht das Gefühl gibt, willkommen zu sein«, sagte Sigrid. »Du etwa? Hier geht es nur um die Familie der Braut. In Schweden würden wir die Familie des Bräutigams mehr mit einbeziehen. Erinnere dich noch an unsere …«
    »Oh, das tue ich.«
    »Deine Eltern sind sehr herzlich aufgenommen worden. Meine Eltern haben sich mit wahrem Übereifer um sie gekümmert. Und ihre Freunde auch.«
    »Du meinst Monica Engstrom, die meinen Vater angemacht hat …«
    »Es hat ihn nicht gestört! Es ist schmeichelhaft, wenn einem eine gut aussehende Frau hinterherläuft.«
    Edward sah sich um.
    »Meinst du, das ist es, was dieser Hochzeit fehlt? Geile Frauen?«
    »Es würde die Sache sicher auflockern.«
    Edward nickte zu Lukes Freunden, die zahlreicher und lauter geworden waren, und sie schienen neben Champagner
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