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Schwiegertöchter (German Edition)

Schwiegertöchter (German Edition)

Titel: Schwiegertöchter (German Edition)
Autoren: Joanna Trollope
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inzwischen auch ein paar Biere zu kippen.
    » Sie sehen ziemlich locker aus.«
    »Eher flegelhaft«, sagte Sigrid.
    »Wo ist Mariella?«
    »Beschäftigt die anderen kleinen Mädchen. Sie spielen Schule und Mariella unterrichtet Wetterkunde. Die nehmen sie gerade im Unterricht durch.«
    Edward betrachtete noch immer Lukes Freunde.
    »Luke ist nur sechs Jahre jünger als ich, aber dieser Haufen kommt mir vor wie eine andere Generation.«
    »Die meisten sind Singles. Jedenfalls nicht verheiratet.«
    Edward trank einen Schluck von seinem Champagner, der inzwischen warm geworden war und leicht säuerlich schmeckte. Beiläufig fragte er: »Bist du gern verheiratet?«
    »Meistens«, antwortete Sigrid.
    »Deine Aufrichtigkeit. Deine berühmte Aufrichtigkeit. Ich weiß noch, wie ich in meiner Hochzeitsrede gesagt habe, dass du der ehrlichste Mensch bist, dem ich je begegnet bin.«
    »Und?«
    »Das bist du immer noch.«
    »Und?«, wiederholte Sigrid.
    »Und nun wünschte ich mir manchmal, du wärst damit etwas zurückhaltender, auch wenn ich weiß, dass ich es dir nicht abnehmen würde.«
    »Ich finde, unsere neue Schwägerin sieht wirklich umwerfend aus, aber irgendwie wirkt sie recht jung für ihr Alter«, sagte Sigrid. »Wie alt ist sie? Sechsundzwanzig? Siebenundzwanzig?«
    »So in etwa. Sie sieht echt toll aus. Aber schau dir Ralph an. Er steht auch bei der Truppe da drüben. Was macht er bei denen? Er hasst diesen ganzen Kumpelkram.«
    »Auf Hochzeiten benehmen sich die Leute oft seltsam.«
    »Du meinst, auf englischen Hochzeiten«, sagte Edward.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber unsere Hochzeit hat dir gefallen.«
    »Sie war schwedisch.«
    »Und Ralphs Hochzeit?«
    »Die war charmant«, sagte Sigrid. »So schlicht. Im Garten eurer Eltern, und Petra ist barfuß herumgelaufen. Wo ist Petra?«
    »Jagt wahrscheinlich ihren Kindern hinterher.«
    Sigrid stand auf. »Ich sollte sie suchen gehen.«
    »Was soll ich machen?«
    »Sieh nach deinen Eltern«, sagte Sigrid. »Schau, ob deine Tochter den anderen Kindern den El-Niño-Effekt richtig erklärt hat. Stell fest, wo wir beim Essen sitzen.«
    »Lachs«, sagte Edward. »Und Erdbeeren. Rosafarbenes Essen. Hochzeitsessen.« Er stand ebenfalls auf. »Dad ist dort unten beim Weiher. Kit plantscht darin herum. Nackt von der Taille abwärts.«
    Rachels Blick ruhte auf Ralph. Er sah schrecklich aus. Na ja, nicht hässlich, Ralph konnte nicht wirklich hässlich aussehen, aber ausgezehrt und müde, mit dunklen Augenringen und struppig abstehendem Haar wie nach einem verunglückten Haarschnitt, was nicht unwahrscheinlich war. Ralph war von ihren Jungs der am wenigsten Eitle, der kaum Wert auf weltliche Güter und auf seine Erscheinung legte. Beim Frühstück hatte Petra erzählt, dass sie alle, zusammengepfercht im so genannten Familienzimmer des Hotels, kaum geschlafen hätten, und dass Ralph irgendwann einfach spazieren gegangen sei, wie er es als kleiner Junge schon getan hatte, sich durch Gebüsch und Unterholz gekämpft und bei seiner Rückkehr ziemlich wild und desorientiert ausgesehen habe. Nun, Ralph hatte sich noch nie in Schubladen einordnen lassen, hatte sich nie Konventionen gebeugt, was einen großen Teil seines Charmes ausmachte, aber Rachel hoffte – sie hoffte es inständig –, dass er mit seiner unzugänglichen, unkooperativen Art Petra das Leben nicht übermäßig schwer machte.
    Als Ralph und Petra ihnen mitgeteilt hatten, dass sie heiraten wollten, waren sie und Anthony überwältigt gewesen, sowohl vor Erleichterung als auch vor Glück. Petra war genau die Frau, die Ralph brauchte, fanden sie beide; Petra würde Ralph die Stabilität und Zielstrebigkeit geben, die er so dringend brauchte, aber bisher nicht hatte finden können. Wenn er allerdings so aussah wie heute und Petra mit den Kindern in einer Situation allein ließ, in der ganz offensichtlich beide Elternteile gefordert waren, wurde Rachel wieder von jener Mischung aus Sorge und Beschützerinstinkt gepackt, die sie bereits kurz nach Ralphs Geburt gespürt hatte, als er sich gegen ihren ersten Versuch, ihn an sich zu drücken, gewehrt hatte.
    Er sollte nicht bei diesen Leuten stehen, dachte Rachel bei sich. Lukes Freunde waren vollkommen anders als die seines Bruders, derber, unbedarfter, konventioneller. Von Lukes Junggesellenabschied, einer dreitägigen Feier in Edinburgh, wo er zur Universität gegangen war, hätte Rachel nichts hören wollen, wenn ihr Sohn nicht daran beteiligt gewesen wäre. Ralph
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