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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
Autoren: Fritz Leiber
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dem Unterholz, gefolgt von Giscorl.
    Maus stürmte ihnen entgegen, und die Leute des Herzogs mußten schnell erkennen, daß sie es diesmal nicht mit einem wutgeblendeten Jüngling zu tun hatten, sondern mit einem überlegenen Schwertkämpfer. Seine primitive Klinge schien von einem Zauber erfüllt. Mit wohlberechnetem Stoß fegte er den Arm des ersten Angreifers beiseite, entwaffnete den zweiten mit einer plötzlichen Wendung seiner Klinge, und erwehrte sich überlegen der anderen beiden, wobei er langsam zurückwich.
    Doch weitere Jäger traten aus dem Wald und bildeten langsam einen Kreis. Maus kämpfte mit größter Intensität und ließ keinen Hieb unbeantwortet, doch die Übermacht seiner Gegner war einfach zu groß. Sie banden ihm die Arme fest und zerrten ihn auf die Füße. Er blutete aus einer Wunde im Gesicht, doch er trug den Kopf hoch. Seine blutunterlaufenen Augen richteten sich auf Ivrian:
    »Ich hätte es wissen müssen«, sagte er leise, »daß du nach dem Verrat an Glavas Rho nicht ruhen würdest, bis du auch mich verraten hattest. Du hast gute Arbeit geleistet, Mädchen. Ich nehme an, mein Tod wird dir Freude bereiten.«
    Giscorl lachte. Maus' Worte trafen Ivrian wie Peitschenhiebe. Sie vermochte ihm nicht in die Augen zu schauen. Sie bemerkte einen Reiter hinter Giscorl und erblickte ihren Vater. Sein gewaltiger Körper war schmerzverkrümmt. Sein Gesicht war eine Totenmaske.
    Es kam ihr wie ein Wunder vor, daß er sich überhaupt im Sattel halten konnte.
    »Schnell, Giscorl!« krächzte er.
    Sein schmalgesichtiger Helfer schnüffelte bereits wie ein gehorsamer Spürhund im Höhleneingang herum. Er stieß einen befriedigten Schrei aus und nahm eine kleine Figur von einem Felsvorsprung über dem Feuer, das er sofort austrat. Er behandelte die Figur mit einer Vorsicht, als wäre sie aus Spinnweben gemacht. Als er an Ivrian vorbeikam, sah sie, daß es sich um eine Tonpuppe handelte, die etwa so hoch wie breit war, in braune und gelbe Blätter gehüllt, und daß ihre Gesichtszüge ein grobes Abbild des Gesichts ihres Vaters darstellten. Die Puppe war an mehreren Stellen von Knochennadeln durchdrungen.
    »Das ist das Ding, o Herr«, sagte Giscorl und hielt es in die Höhe, doch der Herzog erwiderte nur:
    »Schnell, Giscorl!«
    Der Mann machte Anstalten, die größte Nadel herauszuziehen, die durch den Oberkörper der Puppe führte, doch der Herzog keuchte schmerzerfüllt und rief: »Vergiß den Balsam nicht!« Woraufhin Giscorl mit den Zähnen ein Fläschchen entkorkte und vorsichtig eine sirupartige Flüssigkeit über die Puppe goß.
    Der Herzog seufzte erleichtert auf. Dann zog Giscorl sehr langsam die langen Nadeln heraus, eine nach der anderen, und mit jeder Nadel pfiff der Atem des Herzogs, und er schlug sich mit der Hand an die Schulter oder den Schenkel, als würden die Nadeln aus seinem Körper entfernt. Als die letzte herausgezogen war, saß er lange Zeit zusammengesunken im Sattel.
    Er sah schließlich auf, und es war eine erstaunliche Veränderung mit ihm vorgegangen. Sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, und die Linien des Schmerzes waren verschwunden, und seine Stimme war laut und klar.
    »Führt den Gefangenen in unsere Festung, wo er seinen Urteilsspruch zu erwarten hat!« rief er. »Sei dies eine Warnung für alle, die in unserem Gebiet Zauberei praktizieren wollen! Giscorl, du hast dich als treuer Diener erwiesen.« Sein Blick fiel auf Ivrian. »Du hast zu oft mit der Hexerei gespielt, Mädchen, und brauchst andere Ablenkung. Zunächst wirst du der Bestrafung beiwohnen, die ich diesem verdorbenen Zauberlehrling zudenken werde.«
    »Eine kleine Strafe, o Herzog!« rief Maus. Man hatte ihn in einen Sattel gehoben und seine Beine unter dem Leib des Pferdes zusammengebunden. »Halt mir deine stinkende, spionierende Tochter vom Leibe. Und laß sie nicht meinen Schmerz sehen.«
    »Gebt ihm einen Streich auf den Mund!« befahl der Herzog. »Ivrian, du reitest dicht hinter ihm – ich befehle es.«
    Langsam ritt die kleine Kavalkade durch die aufsteigende Dämmerung auf die Festung zu. Man hatte Ivrian ihr Pferd gebracht, und sie nahm befehlsgemäß ihre Position ein, in einem Alptraum des Elends und der Niedergeschlagenheit befangen.
    Ihr ganzes Leben schien sich auf einmal vor ihr auszubreiten – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft –, und es bestand nur aus Angst, Einsamkeit und Schmerz. Selbst die Erinnerung an ihre Mutter, die gestorben war, als sie noch ein kleines Mädchen war,
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