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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
Autoren: Fritz Leiber
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fuhr unstet um den Tisch und richtete sich schließlich auf seine Tochter.
    »Starr mich nicht so unglücklich an, Mädchen!« rief er. »Man könnte ja meinen, du hast mir den Wein vergiftet und wartest jetzt, daß mir die roten Flecken auf dem Gesicht erscheinen. Oder rote, schwarzumrandete.«
    Diese Bemerkung wurde von den Anwesenden an der Tafel mit großem Gelächter quittiert, was dem Herzog zu gefallen schien, denn er riß sich einen Fasanenflügel ab und begann hungrig darauf herumzukauen, doch im nächsten Augenblick stieß er erneut einen Schmerzensschrei aus, lauter als das erstemal, fuhr auf, stolperte vor und zurück, griff sich verkrampft an die Brust und stürzte vornüber auf den Tisch, wo er sich vor Schmerz zu winden begann.
    »Der Herzog ist krank«, sagte der schmalgesichtige Mann unnötigerweise, nachdem er sich über ihn gebeugt hatte. »Tragt ihn zu Bett. Einer soll sein Hemd lockern. Er schnappt nach Luft.«
    Ein erregtes Flüstern lief den Tisch hinauf und hinab. Als die große Tür seiner Privaträume für den Herzog geöffnet wurde, beunruhigte ein kalter Lufthauch die Fackeln und ließ ihr Feuer blau werden, so daß die Halle ringsum plötzlich von Schatten erfüllt war. Dann flammte eine Fackel wie ein Stern weißhell auf und offenbarte das Gesicht eines Mädchens.
    Ivrian spürte, wie die anderen mit mißtrauischen Blicken und zweifelndem Murmeln von ihr abrückten, als glaubten sie plötzlich, der Herzog habe die Wahrheit gesprochen. Sie blickte nicht auf. Nach einer Weile kam jemand und sagte ihr, der Herzog wolle sie sehen. Wortlos stand sie auf und folgte dem Boten.
    Das Gesicht des Herzogs war grau und schmerzzerfurcht, doch er hatte sich in der Gewalt, wenn sich auch mit jedem Atemzug seine zuckende Hand so fest um den Bettrand krampfte, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Er saß aufgerichtet im Bett, zahlreiche Kissen im Rücken, und trug einen Pelzumhang, und rings um sein Bett waren hohe Feuergestelle aufgereiht, die eine große Wärme ausstrahlten. Trotzdem war er von innerer Kälte geschüttelt.
    »Komm her, Mädchen!« befahl er mit leiser, mühsamer Stimme, die zwischen seinen zusammengepreßten Lippen hindurchzischte. »Du weißt, was geschehen ist. Das Herz tut mir weh, als wäre ein Feuer darunter angezündet, und doch ist meine Haut von Eis umschlossen. Ich spüre einen Schmerz in den Gelenken, als würden mir lange Nadeln ins Mark gesteckt.
    Das ist Zauberwerk!«
    »Zweifellos, Zauberwerk«, wiederholte Giscorl, der schmalgesichtige Günstling, der am Kopfende des Bettes stand. »Und wir brauchen auch nicht herumzurätseln, wer dafür verantwortlich ist! Dieser junge Schleicher, den du vor zehn Tagen nicht schnell genug getötet hast! Wir haben gehört, daß er sich in den Wäldern herumtreibt und mit ... mit gewissen Wesen spricht«, fügte er hinzu und beäugte Ivrian mit mißtrauisch zusammengezogenen Augen.
    Eine Schmerzwoge überlief den Herzog. »Ich hätte den Welpen tottreten sollen«, stöhnte er. Dann fiel sein Blick wieder auf Ivrian. »Hör mal, Mädchen, man hat dich im Wald gesehen, dort, wo der alte Zauberer getötet wurde. Man glaubt, daß du mit dem Jungen gesprochen hast.«
    Ivrian fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, versuchte etwas zu sagen und schüttelte schließlich nur den Kopf. Sie spürte den stechenden Blick ihres Vaters, der ihr Geheimnis zu ergründen versuchte. Dann kamen seine Finger auf sie zu und verkrampften sich in ihr Haar.
    »Ich glaube, daß du dich mit ihm verschworen hast!« Sein Flüstern war wie ein Messerstich. »Du hilfst ihm bei seinem bösen Treiben, hilfst ihm, mir das anzutun. Gib es zu! Gib es zu!«
    Und er drückte ihre Wange gegen das neben ihr stehende Feuergestell, daß ihr Haar zu qualmen anfing und ihr »Nein!« zu einem zitternden Schrei wurde. Das Feuergestell schwankte, und Giscorl griff mit schneller Hand zu. Durch Ivrians Schrei fauchte der Herzog: »Meine Mutter hat einmal rotglühende Kohlen in die Hand genommen, um ihre Ehre unter Beweis zu stellen!«
    Eine geisterhafte Flamme lief an Ivrians Haar entlang. Der Herzog riß sie vom Feuer zurück und ließ sich wieder in die Kissen sinken.
    »Schickt sie fort«, flüsterte er schließlich kaum hörbar; jedes Wort schien ihm Mühe zu machen. »Sie ist ein Feigling und würde es nicht einmal wagen, mir etwas anzutun. Aber du mußt mehr Leute in die Wälder schicken, Giscorl. Sie sollen weiter nach dem Burschen jagen. Sie müssen ihn vor Morgengrauen
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