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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
Autoren: Fritz Leiber
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haben, oder der Widerstand gegen den Schmerz überwältigt mich!«
    Mit knapper Bewegung winkte Giscorl das Mädchen zur Tür. Sie wich vor ihm zurück und schlich, gegen die Tränen ankämpfend, aus dem Zimmer. In ihrer Wange pochte der Schmerz. Sie sah nicht das seltsam berechnende Lächeln, mit der der falkengesichtige Mann ihr nachblickte.
     
    Ivrian stand am schmalen Fenster ihres Zimmers und beobachtete die kleinen Reitertrupps, die ständig in der Burg aus und ein gingen; ihre Fackeln schimmerten wie Glühwürmchen in den Wäldern. Überall in der Festung herrschte eine geheimnisvolle Geschäftigkeit. Selbst das Mauerwerk schien von seltsamem Leben erfüllt, als ob es die Qualen seines Herrn teilte.
    Sie fühlte sich zu einem bestimmten Punkt dort draußen in der Dunkelheit hingezogen. Ein Gedanke ließ sie nicht mehr los, eine Erinnerung an Glavas Rho, der ihr eines Tages an einem Hang eine kleine Höhle gezeigt und ihr gesagt hatte, daß das ein böser Ort wäre, wo in grauer Vergangenheit manch schlimmer Zauber ausgesprochen worden sei. Ihre Fingerspitzen betasteten die halbkreisförmige Wunde an ihrer Wange und den dunklen Streifen in ihrem Haar.
    Schließlich wurden ihre Unruhe und der seltsame Drang übermächtig. Sie zog sich im Dunkeln an und öffnete langsam ihre Zimmertür. Auf dem Korridor schien im Augenblick niemand zu sein. Sie hastete los, dicht an die Wand geduckt, und huschte die ausgetretenen Steinstufen hinab.
    Bei dem Geräusch näherkommender Schritte duckte sie sich in eine Nische. Gleich darauf kamen zwei Jäger vorüber, die mit düsterem Gesicht auf die Gemächer des Herzogs zuhielten. Sie waren über und über mit Staub bedeckt und steif vom langen Reiten.
    »In der Schwärze kann ihn niemand finden«, murrte einer der beiden. »Es ist, als wollte man in einem dunklen Keller eine Ameise suchen.«
    Der andere nickte. »Und Zauberer können die Landschaft verändern und dafür sorgen, daß Pfade im Kreise führen, so daß alle Suchenden ganz verwirrt werden.«
    Sobald sie vorüber waren, hastete Ivrian in den großen Festsaal, der jetzt dunkel und verlassen dalag, und durch die Küche mit ihren großen Backsteinherden und den riesigen Kupferkesseln, die im Schatten schimmerten.
    Draußen im Hof zischten die Fackeln, und es herrschte das lebhafte Treiben von Stallknechten, die frische Pferde brachten oder erschöpfte Tiere davonführten.
    Sie vertraute auf ihr Jägerkostüm. Sie hielt sich im Schatten und arbeitete sich langsam zu den Ställen vor. Ihr Pferd bewegte sich unruhig und schnaubte, als sie zu ihm in die Box glitt, beruhigte sich jedoch beim Klang ihrer leisen Stimme sofort.
    Eine Minute später war es gesattelt, und sie führte es durch den Hinterausgang ins Freie. Hier schienen keine Suchgruppen in der Nähe zu sein, und sie stieg auf und trabte auf den Wald zu.
    In ihrem Innern herrschte ein Durcheinander von tausend Ängsten. Sie vermochte sich nicht zu erklären, wie sie überhaupt den Mut zu diesem Ausflug aufgebracht hatte, abgesehen von der Anziehungskraft, die dieser seltsame Ort auf sie ausübte – jene Höhle, vor der Glavas Rho sie gewarnt hatte.
    Als der Wald sie umfing, hatte sie plötzlich das Gefühl, sich den Kräften der Dunkelheit zu ergeben und die düstere Festung und ihre grausamen Bewohner für immer hinter sich zu lassen. Die Blätterdecke über ihr ließ nur vereinzelte Sterne durchscheinen. Sie lenkte ihr Pferd mit leichtem Zügel und vertraute darauf, daß es sie auf kürzestem Wege zu ihrem Ziel führte. Und sie hatte sich nicht getäuscht, denn kaum eine halbe Stunde später erreichte sie eine flache Schlucht, die an der gesuchten Höhle vorüberführte.
    Zum erstenmal wurde ihr Pferd jetzt unruhig. Es stockte, stieß ein leises, angstvolles Wiehern aus und versuchte, auf dem Wege durch die Schlucht wiederholt auszubrechen. Sie kam nur noch langsam voran. Schließlich wollte das Tier überhaupt nicht mehr weiter. Es hatte die Ohren angelegt und zitterte am ganzen Körper.
    Ivrian stieg ab und setzte ihren Weg zu Fuß fort. Der Wald war ungeheuer still, als wären alle Tiere und Vögel – und auch die Insekten – verschwunden. Die Dunkelheit vor ihr war fast greifbar, als bestünde sie, zum Greifen nahe, aus Backsteinen.
    Dann wurde sich Ivrian eines grünen Schimmers bewußt, zuerst nur vage und schwach wie der Geisterschimmer einer Aura. Langsam wurde er heller, und als das Blattwerk zwischen ihr und der Erscheinung dünner wurde, begann er zu
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