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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Autoren: Tobias Radloff
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werden …«
    Ein Gewehrkolben schickte den Kommissar zu Boden. Er war sofort bewusstlos.
    »Sind Sie noch da?«
    Niemand antwortete. Meph ließ den Hörer sinken und bearbeitete weiter das Bildbearbeitungsprogramm. Wenn er recht hatte, waren Cassandros versteckte Informationen irgendwo in dieser Grafik verborgen. Er musste sie nur noch finden.
    Er entdeckte sie in der linken oberen Bildecke. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick wirkte der Fleck nur wie ein falsch eingefärbtes Pixel, ein unbedeutender Fehler in einer ansonsten einwandfreien Datei. Dann erkannte Meph, dass es sich bei dem vermeintlichen Pixel in Wirklichkeit um eine eingebettete Datei handelte. Cassandro hatte recht gehabt: Meph hatte die Informationen jahrelang genau vor seiner Nase gehabt.
    Mit fliegenden Fingern rief er das Dokument auf. Das Textverarbeitungsprogramm lud und lud. Frustriert knirschte Meph mit den Zähnen. Ein Laut kam aus dem Telefonhörer. Meph riss ihn hoch. »Stephans«, rief er atemlos, »ich habe es!«
    »Hier spricht Littek«, erwiderte eine kalte Stimme. »Sie haben dreißig Sekunden, um die Tür zu öffnen und sich zu ergeben. Danach kommen wir rein.«
    »Warten Sie! Geben Sie mir fünf Minuten, danach komme ich mit erhobenen Händen heraus. Sie haben mein Wort!«
    »Fünfundzwanzig Sekunden.«
    Meph schluckte. Dann packte er das eGalaxy mit beiden Händen.
    Mephs Blick ist gehetzt, und er redet so schnell, dass seine Worte kaum zu verstehen sind: »Ich habe ein Dokument gefunden. Ich lese es vor, solange sie mich lassen. Der Titel lautet …«
    Er reißt die Augen noch weiter auf, so weit, dass sie fast aus ihren Höhlen quellen. Das Bild zittert. Meph scheint nicht zu wissen, ob er lachen oder weinen soll.
    »Was steht da?« Das Krächzen kommt von außerhalb des Kamerabereichs, von dort, wo sich Westphal befindet. Meph schaut fassungslos zur Seite, dann wieder in die Kamera.
    »Der Titel … Der Titel lautet: ›Bedrohungsszenarien im Zusammenhang mit Cyberterrorismus ‹ «, stammelt er. »›Semesterarbeit von Sandro Zimmermann, TU Berlin, Institut für Informatik, 13. Semester. ‹ Du hast es gewusst, Kruppstahl! Alles war gelo…«
    Das Bild wird grellweiß. Ein Knall bringt die Tonspur zum Knirschen. Es rumpelt. Menschliche Schreie ertönen. Als man wieder etwas sieht, liegt alles auf der Seite. Meph kriecht nach oben aus dem Bild heraus. Sein Bein glänzt von Blut, aber es ist kein Schmerz, der seine Stimme beben lässt. »Du wusstest es! Ich werde dich …«
    »Weg vom Minister!«
    »Hände hoch!«
    »Ich sagte, weg vom …« Schüsse fallen. Mephs Bein zuckt und erschlafft.
    »Feuer einstellen!«
    »Herr Westphal?«
    »O Gott, ist er …?«
    »Wo bleibt der Notarzt?!«
    Und dann, endlich, wird die Verbindung gekappt. Im Fenster erscheinen die Worte: »Der Teilnehmer ist offline.«

// / 20

    Das Bild zeigt Mephs Gesicht mit weit aufgerissenen Augen; er kann nicht glauben, was er sieht. Er bewegt sich nicht. Es ist ein Standbild, das aus den letzten Sekunden seines Livestreams herauskopiert wurde – aus den letzten Sekunden seines Lebens.
    Aus dem Off hebt jemand zu sprechen an. »Mein Name ist nicht Meph, aber auch ich kooperiere nicht mehr. Ich war einer von denen, die den vermeintlichen Terroristen Martin Effenberger gejagt haben. Jetzt ist er tot. Seine angeblichen Mitverschwörer Hanno Stephans und Rebekka Meyer werden an einen unbekannten Ort festgehalten, ohne Anklage oder Rechtsbeistand, aber dennoch völlig legal. Der neue Informationskontrollminister hat nur wenige Tage gebraucht, um seinen verstorbenen Vorgänger als liberalen Menschenfreund dastehen zu lassen. Fahr zur Hölle, Littek.
    Aber Meph war kein Terrorist – genauso wenig wie Ephraim.
    Ich weiß, was Meph kurz vor seinem Tod herausgefunden hat. Ich kenne die Wahrheit über den Superterroristen. Sie lautet: Ephraim ist eine Schimäre. Er hat nie existiert.
    Wie konnte es dazu kommen, dass jemand, den es nie gegeben hat, ein ganzes Land in Panik stürzen konnte? Ich arbeite daran, es herauszufinden. Die folgenden Zusammenhänge habe ich mir bereits zusammengereimt.
    Erdacht wurde Ephraim von einem Informatikstudenten namens Sandro Zimmermann, besser bekannt unter dem Namen Cassandro. Ein Vierteljahr vor dem 16. Oktober verfasste er eine Semesterarbeit über terroristische Bedrohungsszenarien im Informationszeitalter. Darin entwarf er das fiktive Szenario eines Terroranschlags, in dem der Berliner Fernsehturm mit einem Tanklaster voll
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