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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Autoren: Tobias Radloff
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auf, solange du lügst. Du weißt, wer Ephraim ist. Sag es mir, oder ich jage dir die komplette Akkuladung in den Leib!«
    »Wie kann ich verraten, was ich nicht weiß?«, rief Westphal verzweifelt.
    Meph zielte. »Das ist nicht mein Problem!«
    Westphal warf sich auf Knie und Ellenbogen und ergriff sein Hosenbein. »Gnade«, kreischte er. »Ich weiß nicht, wer Ephraim ist. Ich schwöre, ich weiß es nicht. Gnade!«
    Meph sah auf den gebrochenen Mann vor seinen Füßen hinab. Westphal war völlig außer sich. Er beugte sich noch weiter hinunter und wollte Mephs Turnschuhe küssen. Angeekelt riss er sich los. »Fass mich nicht an! Wer ist Ephraim?«
    »Gnade!«, winselte Westphal, »bitte, Gnade …«
    Meph wandte sich ab und schoss blind in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Ein stechender Geruch verriet ihm, dass der Minister sich beschmutzte. Es war erbärmlich, wie er sich aufführte, aber Meph war schon zu weit gegangen, um seine Meinung aufgrund dieses entwürdigenden Schauspiels zu ändern.
    Und er hatte Erfolg. Westphals Gebrüll gewann eine neue Note hinzu, ein unangenehmes, fast unmenschliches Schrillen, das in regelmäßigen Abständen einsetzte und wieder aufhörte. »Was zum …«
    Meph hörte auf zu schießen. Westphals Schreie erstarben zu einem Wimmern, aber das Klingeln blieb. Es kam von dem altmodischen roten Telefon im Regal. Meph riss den Hörer von der Gabel. »Was!?«
    »Hier spricht Kommissar Stephans. Leg bitte nicht auf. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Nicht viel Zeit? Bis Sie mich erschießen?«
    »Ich werde überhaupt nichts tun. Littek hat Rebekka und mich einsperren lassen. Er denkt, dass ich mit dir zusammenarbeite.«
    »Da irrt er sich.«
    »Stimmt, aber das wird er mir nicht glauben.«
    Mephs Stimme wurde eine Spur kälter. »Ist das alles, was Sie sagen wollen?«
    »Nein. Meph, ich weiß nicht, wann sie die Tür aufbrechen und zu dir vordringen, aber es wird nicht mehr lange dauern. Und so wie Littek sich aufführt, habe ich Angst, dass es wie bei Cassandro enden wird. Gib auf, solange du es noch kannst.«
    »Das werde ich tun – nachdem ich mit Westphal fertig bin. Wenn ich seine Lügen aufgedeckt habe, könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt.«
    »Dieses Ziel hast du längst erreicht. Du hast Westphals Datei entschlüsselt, sein Geheimnis gelüftet. Was willst du noch?«
    »Ich will die ganze Wahrheit! Er weiß, wer Ephraim ist. Ich weiß, dass es so ist, und ich …«
    Rebekka riss Stephans den Telefonhörer aus der Hand. »Hör auf, Meph!«, schrie sie hinein. »Siehst du nicht, dass du zu dem geworden bist, was du bekämpfen wolltest?«
    »Ich bin so, wie Westphal mich gemacht hat.«
    »Niemand hat dich so gemacht! Das hast du dir ganz allein zuzuschreiben.«
    »Das sagt die Richtige. Hast du von Anfang zum IKM gehört, oder hast du mich erst verraten, nachdem du mit mir im Bett warst?«
    »Wie kannst du nur …« Rebekka wurde bleich. »Du bist schlimmer, als es Westphal jemals gewesen ist. Du verdienst mein Mitgefühl nicht. Sieh ihn dir an. Sieh, was du ihm angetan hast!«
    »Er hat mir Schlimmeres angetan!«, geiferte Meph. »Er hat mein Leben zerstört!«
    Stephans nahm den Telefonhörer wieder an sich. Rebekka verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Welches Leben meinst du, Meph?«, fragte der Kommissar. »Das auf deinem anderen Pod?«
    Am anderen Ende der Leitung kehrte Stille ein. Im Livestream sah Stephans, wie Meph sich auf die Armlehne des Sessels sinken ließ.
    »Ich kenne dein Geheimnis«, fuhr Stephans fort. »Schon seit deinem Verhör hatte ich das Gefühl, dass du etwas verbirgst. Ich habe nicht verstanden, warum du mir die Namen deiner Kunden nicht nennen wolltest, obwohl du genau gewusst hast, dass ich dich ohne Anklage wegsperren konnte. Warum hast du das riskiert? Du hast jemanden geschützt, aber dabei ging es dir weder um deine Kunden noch um deinen Ruf. Du hast dich selbst geschützt. Dich und deine geheime Festplatte. Und du hast sie wirklich konsequent versteckt gehalten. Du hast sie nie unter deinem eigenen Log-in angewählt, denn sonst hätte ich auf deinem Pod eine Spur dorthin gefunden. Daher vermute ich, dass du immer nur unter fremdem Namen darauf zugegriffen hast. Praktischerweise stand dir als Poddesigner ständig jemand zur Verfügung, der dir freiwillig seine Identität überließ. Und während du den fremden Pod designt hast, bist du für eine Weile in deinem zweiten Pod abgetaucht, ohne eine Spur zu dir selbst zu hinterlassen. Habe ich
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