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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo
Autoren: Michael Connelly
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absitzen müssen, aber er sagte, er wäre völlig fertig. Und er, hm, sagte, diesmal könne er seine Zeit nicht absitzen, allein könne er nicht runterkommen …«
    Bosch brach ab, bevor er die Geschichte zu Ende gebracht hatte. Nach langer Zeit half ihm Edgar wieder auf die Sprünge »Und …? Komm schon, Harry, was hast du getan?«
    »Und ich hab’ ihm geglaubt. Ich hab’ mit dem Cop geredet. Ich weiß noch, daß er Nuckles hieß. Guter Name für einen Streifenbullen, dachte ich. Und dann hab ich die Veteranenfürsorge oben in Sepulveda angerufen und Meadows in den Entzug gelotst. Nuckles hat mitgespielt. Er ist selbst Veteran. Er hat den Staatsanwalt dazu gebracht, den Richter um eine Verschiebung zu ersuchen. Also, jedenfalls hat die Klinik Meadows aufgenommen. Sechs Wochen später habe ich mich erkundigt, und sie sagten, er hätte es voll durchgezogen, wäre runter und es ginge ihm soweit ganz gut. Ich meine, das haben sie mir erzählt. Sie sagten, er wäre in der zweiten Betreuungsstufe. Gespräche mit einem Psychiater, Gruppentherapie … Seit dem ersten Anruf hab’ ich nie wieder mit Meadows gesprochen. Er hat nie mehr angerufen, und ich habe nicht versucht, ihn zu besuchen.«
    Edgar sah auf seinen Block. Bosch merkte, daß die Seite, auf die er starrte, leer war.
    »Hör mal, Harry«, sagte Edgar, »das ist fast ein Jahr her. Eine lange Zeit für einen Fixer, oder? Wer weiß? Er könnte seitdem dreimal schwach geworden und wieder von der Droge runtergekommen sein. Aber das ist hier nicht unser Problem. Die Frage ist: Was willst du mit dem anfangen, was wir hier haben? Was willst du wegen heute unternehmen?«
    »Glaubst du an Zufälle?« fragte Bosch.
    »Ich weiß nicht. Ich …«
    »Es gibt keine Zufälle.«
    »Harry, ich weiß nicht, wovon du redest. Aber willst du meine Meinung hören? Ich sehe hier nichts Außergewöhnliches. Einer kriecht in eine Röhre, in der Dunkelheit kann er vielleicht nicht sehen, was er tut, er pumpt sich zuviel Stoff in den Arm und krepiert. Das ist alles. Vielleicht war jemand bei ihm und hat beim Abhauen die Spuren verwischt. Und das Messer mitgenommen. Es könnten hundert versch…«
    »Manchmal ist es eben nicht so offensichtlich, Jerry. Das ist hier das Problem. Es ist Sonntag. Alle wollen nach Hause. Golf spielen. Häuser verkaufen. Sich das Match ansehen. Keinen kümmert es. Nur der Form halber. Siehst du nicht, daß es genau das ist, worauf sie bauen?«
    »Wer ist ›sie‹, Harry?«
    »Wer immer das getan hat.«
    Einen Moment lang hielt er den Mund. Er überzeugte kaum sich selbst, von anderen ganz zu schweigen. Auf Edgars Einsatzfreude anzuspielen, wäre ein Fehler. Er würde den Job hinschmeißen, sobald sich ihm die G elegenheit bot. Dann würde er eine Anzeige von der Größe einer Visitenkarte in die Gewerkschaftszeitung setzen – Ehemaliger LAPD-Beamter gibt Kollegen Prozente – und dann eine Viertelmillion jä hrlich verdienen, indem er Häuser an Cops oder im Auftrag von Cops im San Fernando Valley oder dem Santa Clarita Valley oder dem Antelope Valley oder sonst einem Valley verkaufte, das die Bulldozer gerade ansteuerten.
    »Was wollte er in dem Rohr?« sagte Bosch dann endlich. »Du hast gesagt, er wohnt oben im Valley. Wieso sollte er hier runterkommen?«
    »Harry, wer weiß? Der Typ war ein Junkie. Vielleicht hat seine Frau ihn rausgeworfen. Vielleicht ist er da oben krepiert und seine Freunde haben seinen toten Arsch hier runtergeschleppt, weil sie das alles nicht erklären wollten.«
    »Das ist immer noch ein Verbrechen.«
    »Ja, es ist ein Verbrechen, aber sag mir Bescheid, wenn du einen Staatsanwalt gefunden hast, der daraus einen Fall macht.«
    »Sein Besteck sah sauber aus. Neu. Die anderen Spuren an seinem Arm sehen alt aus. Ich glaube nicht, daß er wieder gedrückt hat. Nicht regelmäßig. Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Na, ich weiß nicht … Weißt du, wegen AIDS und so, sie sollen ihr Besteck sauber halten.«
    Bosch starrte seinen Partner an, als wäre er ihm vollkommen fremd.
    »Harry, hör auf mich. Ich will doch nur sagen, daß er vielleicht vor zwanzig Jahren im Schützengraben dein Kumpel war, aber noch im letzten Jahr war er ein Junkie. Du wirst niemals für alles eine Erklärung finden, was er gemacht hat. Ich weiß nicht, was es mit dem Besteck und den Spuren auf sich hat, aber ich weiß, daß diese Sache nicht danach aussieht, daß wir uns daran alt und runzlig arbeiten sollten. Das hier ist reine Routine. Wochenenden und Urlaub
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