Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
drei leere Bierflaschen – verschiedene Sorten aus verschiedenen Sixpacks. Bosch war vollständig bekleidet, ei nschließlich einer zerknitterten Krawatte, die mit einem silbernen 187er-Krawattenclip an sein weißes Hemd geklemmt war.
    Er faßte an seinen Gürtel und dann nach hinten in die Nierengegend. Er wartete. Als sich der elektronische Pieper meldete, stellte er das entnervende Geräusch augenblicklich ab. Er nahm das Gerät von seinem Gürtel und sah sich die Nummer an. Er war nicht überrascht. Er kam aus dem Sessel hoch, streckte sich, knackte mit den Gelenken in Nacken und Rücken. Er ging in die Küche, wo das Telefon auf dem Tresen stand. Sonntag, 8.53 Uhr schrieb er in ein Notizbuch, das er aus seiner Jackentasche holte, bevor er wählte. Als es zweimal geklingelt hatte, meldete sich eine Stimme: »Los Angeles Police Department. Hollywood Division. Sie sprechen mit Officer Pelch. Was kann ich für Sie tun?«
    Bosch sagte: »In der Zeit, die Sie brauchen, das alles loszuwerden, könnte jemand zu Tode kommen. Geben Sie mir den wachhabenden Sergeant.«
    Bosch fand in einem Küchenschrank ein neues Päckchen Zigaretten und steckte sich die erste Kippe des Tages an. Er spülte Staub aus einem Glas und füllte es mit Leitungswasser, dann nahm er zwei Kopfschmerztabletten aus einer Plastikflasche, die auch in dem Schrank stand. Gerade schluckte er die zweite davon hinunter, als ein Sergeant namens Crowley abnahm.
    »Was ist, hab’ ich dich aus der Kirche geholt? Bei dir zu Hause hat keiner abgenommen.«
    »Crowley, was hast du für mich?«
    »Na ja, ich weiß, wir haben dich letzte Nacht wegen dieses Fernsehmords rausgeholt. Aber du bist immer noch dran. Du und dein Partner. Das ganze Wochenende. Das heißt also, du kriegst die Leiche oben in Lake Hollywood. In einer Röhre an der Zufahrtsstraße zum Mulholland-Damm. Kennst du die?«
    »Ich weiß Bescheid. Was noch?«
    »Die Streife ist da. ME und SID sind informiert. Meine Leute wissen noch nicht, was sie da haben, nur daß es eine Leiche ist. Der Tote steckt gut zehn Meter tief in der Röhre. Na ja, sie wollen nicht ganz reingehen und an einem möglichen Tatort irgendwas durcheinanderbringen. Ich hab gesagt, sie sollen deinen Partner anpiepen, aber der hat sich nicht gemeldet. Ans Telefon geht er auch nicht. Ich dachte, ihr beiden wärt vielleicht zusammen oder so. Dann fiel mir ein, daß er bestimmt nicht dein Typ ist. Und du nicht seiner.«
    »Ich werd’ ihn schon finden. Wenn sie nicht ganz reingegangen sind, woher wissen sie dann, daß es eine Leiche ist und nicht bloß einer, der seinen Rausch ausschläft?«
    »Sie sind wohl ein Stück weit drin gewesen und haben mit einem Stock ordentlich an dem Mann rumgestochert. Der ist steif wie ein Schwanz in der Hochzeitsnacht.«
    »Sie wollen an einem Tatort nichts durcheinanderbringen und stochern mit einem Stock an der Leiche rum. Das ist ja toll. Sind diese Typen bei uns, weil die Zugangsbestimmungen zum College verschärft worden sind, oder was?«
    »Hey, Bosch, wir kriegen einen Anruf, und wir müssen ihm nachgehen. Okay? Möchtest du, daß wir unsere Leichenfunde direkt ans Morddezernat weiterleiten? Ihr Jungs wärt nach einer Woche reif für die Anstalt.«
    Bosch zerdrückte die Kippe in der Spüle und sah aus dem Küchenfenster. Am unteren Ende des Hügels konnte er eine der Touristenbahnen sehen, die zwischen den beigefarbenen Studios von Universal City herumfuhren. Die Seitenwand eines der endlosen Gebäude war himmelblau angestrichen, darauf weiße Wolkenfetzen. Für Außenaufnahmen, wenn sich die natürliche Umgebung von L. A. weizenbraun färbte.
    Bosch sagte: »Wie kam der Anruf rein?«
    »Anonym auf 911. Kurz nach vier. Die Telefonistin sagte, der Anruf wäre von einer Zelle am Boulevard gekommen. Irgend jemand hat sich da draußen rumgetrieben und die Leiche in dem Rohr gefunden. Wollte seinen Namen nicht verraten. Hat nur gesagt, da wär’ ein Toter im Rohr, das war alles. Sie bringen das Band runter ins ComCenter.«
    Bosch spürte, wie er langsam wütend wurde. Er nahm die Flasche mit den Kopfschmerztabletten aus dem Schrank und steckte sie in seine Tasche. Während er über den Vier-Uhr-Anruf nachdachte, öffnete er den Kühlschrank und sah hinein. Er fand nichts, was ihn interessierte. Er sah auf seine Uhr.
    »Crowley, wenn die Meldung um vier Uhr morgens eingegangen ist, wieso kommst du dann jetzt damit zu mir, fast fünf Stunden später?«
    »Hör zu, Bosch, wir hatten nur einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher