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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Karl Olsberg
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Haustür zu und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Pauly musste die Haustür gehört haben, denn er schreckte hoch. Er zog eine Pistole aus seiner Jacke und stellte sich hinter die Tür. Faller hielt den Atem an. Sie fragte sich, ob es nicht vielleicht an der Zeit wäre, die Polizei zu alarmieren, doch ihre journalistische Intuition hielt sie davon ab. Außerdem war Pauly vermutlich aus demselben Grund hier wie sie – sie waren Verbündete auf der Suche nach der Wahrheit.
    Benz betrat den Raum, ohne den Eindringling zu bemerken. Faller sah die Verwunderung in seinem Gesicht, als er den Karteikasten und Notizblock auf seinem Schreibtisch und das abgehängte Bild bemerkte. Dann fuhr er herum, während Pauly mit grimmigem Gesichtsausdruck die Pistole auf ihn richtete.
    Die beiden redeten miteinander. Benz hatte ihr den |394| Rücken zugewandt, aber an seiner Gestik konnte sie erkennen, dass er aufgeregt war. Pauly machte ein Gesicht, als würde er die Pistole im nächsten Moment abfeuern. Schließlich ging Benz zu dem Tresor und tippte eine Nummer ein. Die Tür sprang auf. Pauly zwang Benz, sich auf den Boden zu legen und untersuchte den Inhalt des Tresors. Er wirkte enttäuscht. Offenbar hatte er mit Dokumenten gerechnet, die Benz’ Schuld belegten. Doch die waren anscheinend nicht da.
    Pauly sagte etwas zu Benz, der sich langsam erhob und ein paar Schritte auf Pauly zu machte. Die beiden wechselten ein paar Sätze. In Paulys Gesicht verhärtete sich etwas. Er streckte die Arme aus. Es sah aus, als würde er im nächsten Moment abdrücken. Faller vergaß zu fotografieren, so angespannt war sie. Doch der Schuss fiel nicht. Pauly sah zu Boden, dann ließ er die Waffe sinken.
    Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür, und ein Mann kam mit gezogener Pistole herein. Er bedrohte Pauly, der seine Waffe fallenließ. Hinter ihm betrat Eva Benz den Raum.
    Merkwürdig. Wo kamen die beiden plötzlich her? Faller hatte niemand weiteres sich dem Haus nähern sehen. Also waren die beiden die ganze Zeit über im Haus gewesen. Aber wieso hatten offenbar weder Pauly noch Benz davon gewusst?
    Faller fiel wieder die Kamera in ihrer Hand ein. Sie drückte auf den Auslöser. Eva Benz sagte etwas. Klick. Sie bückte sich und hob Paulys Waffe auf. Klick. Sie richtete die Waffe auf ihren Mann. Klick. Ein Knall. Heiner Benz brach zusammen. Jetzt fiel Faller die Kamera fast aus der Hand. Sie fotografierte, wie Eva Benz die Waffe wieder auf den Boden legte, sich ihre schwarzen Handschuhe auszog, zum Schreibtisch ging und eine Nummer wählte. Da erst begann sie zu begreifen, was sie gerade gesehen hatte.
    |395| Eva Benz hatte ihren Mann erschossen. Vor Fallers Augen! Sie hatte es kaltblütig getan, so als sei das von langer Hand geplant gewesen. Sie hatte Paulys Waffe benutzt und Handschuhe getragen, die sie danach auszog. Es war offensichtlich, dass Pauly als Sündenbock herhalten sollte.
    Es dauerte nicht lange, und eine Polizeistreife erschien. Immer noch hinter dem Rhododendron verborgen, beobachtete Faller, wie Pauly verhaftet wurde.
    Faller klickte noch einmal durch die Bilder, die in ihrer Digitalkamera gespeichert waren. Es war eindeutig erkennbar, dass Eva Benz die Pistole in ihren schwarzen Handschuhen auf ihren Mann gerichtet hielt. Zusammen mit ihrer und Paulys Zeugenaussage würde das locker reichen, um sie für fünfzehn Jahre hinter Gitter zu bringen.
    Vielleicht hatte Heiner Benz tatsächlich etwas mit dem Anschlag zu tun gehabt. Aber auf jeden Fall hatte seine Frau ihn kaltblütig ermordet. Das sah nicht nach einem Mord aus Rache aus, wie Pauly ihn beinahe begangen hätte. Eva Benz’ Motiv war Habgier. Immerhin erbte sie ein Vermögen, das immer noch mehrere hundert Millionen Euro schwer sein musste.
    Faller wurde bewusst, dass sie die Einzige war, die Pauly entlasten und Eva Benz um ihr Vermögen und ihre Freiheit bringen konnte. Sicher wäre es ihr viel Geld wert, wenn die Journalistin den Mund hielt – Millionen vermutlich. Doch Faller war nicht wie diese Frau, die buchstäblich über Leichen ging. Sie war nie eine Gerechtigkeitsfanatikerin gewesen – die Welt war nun mal nicht fair –, aber Pauly unschuldig in den Knast zu schicken und Eva Benz davonkommen zu lassen kam nicht in Frage.
    Und außerdem: Um nichts in der Welt hätte sie eine derart grandiose Story sausenlassen!
    Als alle Benz’ Arbeitszimmer verlassen hatten, kam sie aus ihrem Versteck und umrundete das Haus. Die zwei |396| Streifenpolizisten gingen
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