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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Karl Olsberg
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gerade den Kiesweg zu ihrem Wagen entlang, zwischen sich Pauly in Handschellen. Er riss überrascht die Augen auf, als er sie sah.
    Die Polizisten blieben stehen. »Wer sind Sie?«, fragte einer von ihnen.
    »Mein Name ist Corinna Faller. Ich arbeite für die
Rasant
.« Sie hielt die Digitalkamera hoch. »Ich möchte eine Aussage machen.«
    Eva Benz, die in der Tür der Villa stand, musterte sie mit kalten grünen Augen.

|397| 76.
    Die Schlagzeile lief quer über die ganze Titelseite: »Milliardär Benz von seiner Frau ermordet«. Darunter war Eva Benz zu sehen, wie sie die Pistole auf ihren Mann richtete. Lennard blickte von der Zeitung auf, als Fabienne das Krankenhauszimmer betrat. Er lächelte breit.
    Sie stellte den Blumenstrauß, den sie für ihn mitgebracht hatte, auf seinen Nachtschrank: elf rote Rosen in einer schlichten Plastikvase. Es waren Blumen, die sie aus den Trümmern von Hilde Gerstners Laden geborgen hatte.
    »Ich hab dir auch einen Strauß mitgebracht«, sagte Max und überreichte Lennard stolz ein winziges Sträußchen Gänseblümchen. »Die hab ich selbst gepflückt!«
    »Das ist aber lieb von euch! Danke!« Er nahm die Blumen, stellte sie in ein Glas mit Wasser und streichelte Max’ Kopf.
    »Hast du wieder böse Männer verhauen?«, fragte der Junge mit Blick auf den Verband, der Lennards Brust umhüllte. Drei Rippen waren gebrochen, und die Lunge war punktiert worden, hatte der Arzt gesagt.
    Lennard lächelte. »Ich fürchte, diesmal hat eher ein böser Mann
mich
verhauen.«
    Max wirkte enttäuscht. »Aber Mami hat gesagt, du hast die Bösen ins Gefängnis gebracht!«
    »Na ja, im Gefängnis sind sie jetzt auch. Aber eigentlich war das nicht ich. Beinahe wäre ich sogar selbst ins Gefängnis gesteckt worden. Dass es anders gekommen ist, haben wir deiner Mami zu verdanken!«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Max.
    »Ich auch nicht«, gab Fabienne zu.
    |398| »Aber es stimmt. Du hast mich gerettet!«, sagte Lennard sehr ernst.
    »Ich dachte, das war diese Journalistin?«
    Er erzählte ihr, was in der Villa des Milliardärs geschehen war – die Dinge, die nicht in der Zeitung standen. »Ich … ich hätte ihn beinahe erschossen«, endete er. Er hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Beinahe hätte ich denselben Fehler ein zweites Mal gemacht!«
    Fabienne beugte sich über ihn, vorsichtig darauf bedacht, seine verletzte Brust nicht zu berühren. »Aber du hast es nicht getan! Diesmal hast du dich nicht deinem Zorn hingegeben!« Sie küsste ihn vorsichtig. Lennard erwiderte den Kuss, umfasste ihren Kopf, zog sie an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen.
    »Ich muss dir noch etwas geben«, sagte er, leicht außer Atem, als sie sich endlich voneinander lösten. Er nahm die Tarotkarte von seinem Nachtschrank und reichte sie ihr. »Komisch. Ich habe nie an diesen ganzen Esoterikkram geglaubt. Aber wenn diese Karte nicht gewesen wäre, wenn sie mir nicht noch einmal deutlich vor Augen geführt hätte, was für mich auf dem Spiel stand …«
    Fabienne betrachtete die nackte Frau auf der linken Seite der Karte. »Ist sie … ist sie wirklich so schön?«
    »Eva?« Er nickte. »Ja, das ist sie. Schön wie die Sünde.« Einen Augenblick sah er nachdenklich aus. Dann lächelte er. »Aber nicht so schön wie du!«

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    |399| Epilog
    Der Raum war stickig, fensterlos, abhörsicher. Neben Dieter Geissling saßen vier weitere Personen um den großen Konferenztisch: Anna Marks, eine Analytikerin des BKA, die ihre hübschen blauen Augen hinter einer dicken Brille versteckte, Nikolaus Boltenhagen, Leiter der Projektgruppe »Karlsruhe« im Verfassungsschutz, der auch schon vor der Katastrophe eine Glatze gehabt hatte, neben ihm einer von Boltenhagens Mitarbeitern, ein junger Typ mit Pickeln, dessen Namen Geissling nicht kannte und der anscheinend für die Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten zuständig war, und schließlich Roman F. Kaiser, der neue Staatssekretär, dessen dürre Gestalt und ungesunde Gesichtsfarbe dem Umstand geschuldet waren, dass er Deutschlands letzter Kettenraucher war.
    Kaiser war seit letzter Woche Geisslings Chef. Sein Vorgänger Ludwig Kirschbaum war offiziell aus »gesundheitlichen Gründen« zurückgetreten. Geissling wusste es besser: Nach Meinung des Bundesinnenministers war Kirschbaum nicht energisch genug darin gewesen, den »rechtsextremen Tendenzen« nach dem Anschlag von Karlsruhe entgegenzuwirken.
    Kaiser kam aus dem Verteidigungsministerium, wo er vor allem
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