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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Karl Olsberg
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für die Beziehungen zur Nato und insbesondere zu den Amerikanern verantwortlich gewesen war. Von Innenpolitik hatte er keine Ahnung. Dafür schien er zu glauben, dass der Kommandoton, der im Verteidigungsministerium herrschte, auch für seine neue Arbeitsstelle angemessen sei.
    »Nun mal los«, sagte er und sah demonstrativ auf die |400| Uhr. »Ich muss in einer Dreiviertelstunde zu einem Termin ins Bundeskanzleramt. Bis dahin müssen wir hier durch sein.«
    Geissling seufzte unhörbar für die anderen. Er drückte eine Taste auf seinem Laptop, und der Beamer warf das erste Bild seiner Präsentation an die Wand: die Gliederung seines Vortrags. »Zunächst möchte ich kurz einen Überblick über die Organisation der Ermittlungen geben, wobei ich auf die verschiedenen Arbeitsgruppen eingehen werde, die in den unterschiedlichen Behörden eingesetzt worden sind, allen voran natürlich das BKA« – er nickte kurz zu Marks, die seinen Blick ohne die erhoffte freudige Anerkennung erwiderte –, »der Verfassungsschutz und …«
    »Hören Sie, Geissling, wenn Sie mir jetzt die Organisation der Terrorabwehr in Deutschland erklären wollen, sind wir Weihnachten noch nicht fertig. Ich will nicht wissen, wer alles ermittelt und wie sie ermitteln. Ich will wissen, was dabei rausgekommen ist. Können wir also bitte direkt zum letzten Agendapunkt springen? Da steht ›bisherige Ermittlungsergebnisse‹. Ich hoffe, das soll nicht bedeuten, dass das, was Sie uns heute mitteilen, nur vorläufig ist!«
    »Wenn ich vielleicht anmerken darf, dass der Verfassungsschutz normalerweise …«, begann das Pickelgesicht, verstummte aber, als er Kaisers Blick bemerkte.
    »Wie Sie wünschen«, sagte Geissling. Er übersprang etwa dreißig Schaubilder und blätterte direkt zu einem Diagramm, das die Hintergründe des Anschlags in der Übersicht darstellte. »Hier sehen wir …«
    »Also ehrlich gesagt, ich sehe hier nur ein wildes Gewirr von Linien und Namen in einer Schriftgröße, die ich nicht mal lesen könnte, wenn ich direkt vor der Leinwand stünde«, unterbrach ihn Kaiser. »Herr Geissling, ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich die Dinge in einfacher und verständlicher |401| Form präsentiert bekommen möchte. Die Details können Sie sich für Ihre Arbeitsgruppen-Meetings sparen! Also, jetzt mal ganz simpel: Wer war es?«
    Geissling spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Herr Staatssekretär, bei allem Respekt: Man soll alles so einfach machen wie möglich. Aber nicht einfacher!«
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit abgegriffenen Einstein-Zitaten! Wir sind hier nicht im Physikunterricht. Haben Sie mal die Kommentare in der Presse der letzten Tage gelesen? Wir müssen endlich dem Eindruck entgegenwirken, dass wir bei der Verfolgung der wahren Schuldigen im Dunkeln tappen! Sonst heißt der nächste Bundeskanzler womöglich Freimann, und dann gute Nacht, kann ich Ihnen sagen. Wir brauchen Fakten! Klare, einfache, verständliche Fakten!«
    »Genau die stehen hier auf dem Schaubild. Ich entschuldige mich für die schlechte Lesbarkeit. Aber es ist leider so, dass die Zusammenhänge kompliziert sind. Ich will versuchen, das der Reihe nach zu erklären. Da wäre zunächst die sogenannte Atombombe. Es handelt sich um einen nuklearen MARV-Sprengkopf mit 550 Kilotonnen Sprengkraft, der aus einem russischen Raketensilo in der Nähe von Saratow, etwa 300 Kilometer nordöstlich von Wolgograd …«
    »… gestohlen wurde, und zwar zusammen mit zwei anderen Sprengköpfen. Weiß ich alles. Erzählen Sie mir was Neues. Erzählen Sie mir, wie dieser Sprengkopf nach Karlsruhe kam und wer ihn dort gezündet hat.«
    »Das versuche ich ja gerade.« Geissling atmete tief durch, um seinen Ärger zu unterdrücken. »Die Bombe wurde in einem Mietwagen, einem grauen Mercedes Vito, nach Karlsruhe gebracht. Er wurde am Tag vor dem Anschlag in Köln angemietet, und zwar von einem gewissen Ahmed Dajani. Er muss die Bombe eingeladen und den |402| Wagen in Karlsruhe abgestellt haben. Höchstwahrscheinlich wurde die Bombe mit einem Zeitzünder zur Explosion gebracht.«
    »Dajani ist einer der vier Terroristen, die bei dem Sturm auf die konspirative Wohnung in Köln ums Leben kamen«, ergänzte Marks.
    »Und woher wissen Sie, dass die Bombe in einem grauen Mercedes war?«, fragte Kaiser. »Ich denke, im Umkreis von hundert Metern ist alles verdampft?«
    »Eine gewissenhafte Politesse namens Karin Münster hat den Wagen im Parkverbot aufgeschrieben. Die Daten
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