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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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aufgenommen zu werden, eine Welt, so grundverschieden von allem, was ich kannte. Ich war klug und lernte rasch, und früher oder später würde ich einen Weg finden, um Keith und
    ›Unsere‹ Jane zu suchen.
    Anfänglich hatte ihr Parfüm angenehm geduftet, aber jetzt überflutete mich der schwere Jasmingeruch, machte mich schwindlig und ließ alles völlig unwirklich erscheinen.
    Gedanken an meine Stiefmutter Sarah kamen mir in den Sinn.
    Wenn Sarah doch ein einziges Mal in ihrem Leben eine Flasche von Jillians Parfüm besessen hätte, nur eine Dose oder Schachtel von Jillians seidigem Gesichtspuder!
    Der Regen, den ich zuvor angekündigt hatte, begann als leichtes Nieseln, aber in Sekunden trommelten Wassermassen auf das schwarze Autodach. Der Chauffeur fuhr langsamer und offensichtlich vorsichtiger, während wir drei hinter der gläsernen Trennwand nicht mehr sprachen. Jeder saß in Gedanken versunken. Nach Hause, nach Hause – das war alles, was ich dachte. Dorthin, wo es besser und schöner ist, wo ich mich über kurz oder lang tatsächlich willkommen fühlen würde.
    Mein Traum hatte sich zu schnell erfüllt, als daß ich alle Eindrücke speichern konnte. Jede Einzelheit dieser ersten Fahrt wollte ich bewahren und auskosten, egal wohin sie mich auch brachten. Später, wenn ich allein war, wollte ich dann über die Erinnerungen nachdenken. Heute nacht, allein in einem fremden Haus. Angenehme Gedanken tauchten auf: Warten, bis ich Tom schreiben konnte, um ihm von meiner wunderschönen Großmutter zu erzählen! Nie würde er glauben, daß jemand in diesem Alter so jung aussehen könnte.
    Und meine Schwester Fanny wäre rasend eifersüchtig! Wenn ich nur Logan anrufen könnte, der nur ein paar Meilen entfernt war, in irgendeinem großen Studentenwohnheim. Aber ich war leichtgläubig und naiv genug gewesen, um auf Cal Dennisons Verführungskünste hereinzufallen. Jetzt hatte Logan kein Interesse mehr an mir, todsicher würde er bei meinem Anruf gleich auflegen.
    Während der Chauffeur nach rechts abbog, begann Jillian ausführlich davon zu schwärmen, was sie in Kürze alles planen würde, um mich zu unterhalten: »Weihnachten ist bei uns immer ein ganz besonderes Ereignis, da gehen wir alle ganz groß aus.«
    Da war es. Auf ihre Art teilte sie mir mit, daß ich über Weihnachten bleiben könnte. Und es war doch erst Anfang Oktober… allerdings war der Oktober für mich immer ein bittersüßer Monat gewesen: Abschied vom Sommer und allem Strahlenden und Fröhlichen. Warten auf den Winter, auf Kälte, Öde und Frost.
    Warum dachte ich so etwas? In einem schönen, reichen Haus würde der Winter nicht finster und kalt sein, da gäbe es genug Heizöl, Kohlen, Kaminholz oder elektrische Heizung. Egal wie, ich würde es warm haben. Nach der Weihnachtszeit hätte ich dann schon so viel Fröhlichkeit in ihren einsamen Haushalt gebracht, daß keiner mich mehr gehen ließe. Sie würden mich brauchen… bitte, lieber Gott, mach, daß sie mich brauchen!
    Meilen vergingen, und plötzlich, wie um mich aufzuheitern, brach strahlender Sonnenschein durch die düstere Wolkendecke. Bäume leuchteten in bunten Herbstfarben auf, und ich war überzeugt, Gott wollte mir nach allem doch noch seine Gnade beweisen. Hoffnung schlich sich in mein Herz.
    Ich fing an, New England zu mögen. Es ähnelte so sehr den Willies – nur eben ohne Berge und schäbige Hütten.
    »Wir werden gleich da sein«, sagte Tony und berührte leicht meine Hand. »Schau einmal nach rechts und achte auf eine Schneise in den Bäumen. Der erste Blick auf Farthinggale Manor ist es wert, sich daran zu erinnern.«
    Ein Haus mit einem Namen! Beeindruckt wandte ich mich ihm zu. »Ist es wirklich so großartig, wie es klingt?«
    »In jeder Hinsicht großartig«, antwortete er schwermütig.
    »Mein Zuhause bedeutet sehr viel für mich. Mein Ur-Ur-Urgroßvater hat es bauen lassen, und jeder Erstgeborene, der es erbt, verschönert es.«
    Jillian schnaubte, als ob sie sein Zuhause verachten würde, aber ich war aufgeregt und ganz wild darauf, mich beeindrucken zu lassen. Sehr erwartungsvoll beugte ich mich vor und hielt nach der Schneise Ausschau. Kurz danach war es soweit, der Chauffeur bog auf eine Privatstraße ein, die von hohen, schmiedeeisernen Toren begrenzt wurde. Darüber wölbte sich ein Bogen, und in kunstvoller Verzierung stand dort: FARTHINGGALE MANOR. Beim Anblick der Tore, der Geister, Feen und Gnome, die zwischen den eisernen Blättern hervorspähten,
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