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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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Räume kommen. Oder mußt du dich hoch frisch machen, oder so etwas?«
    Ein bis zwei Sekunden dauerte es, bis ich begriffen hatte, was er meinte, dann wurde ich rot. »Nein, danke, alles in Ordnung.«
    »Prima, dann bleibt uns mehr Zeit füreinander.« An seiner Seite betrachtete ich das riesige Wohnzimmer mit dem gewaltigen Flügel. Sein Bruder Troy würde bei seinen Besuchen darauf spielen, erzählte er. »… obwohl ich bedauerlicherweise zugeben muß, daß Troy nur wenig Gelegenheit findet, Farthy zu besuchen. Er und meine Frau sind nicht unbedingt Freunde, aber auch keine direkten Feinde.
    Über kurz oder lang wirst du ihm begegnen.«
    »Wo ist er denn jetzt?« fragte ich, mehr aus Höflichkeit als aus irgendwelchen anderen Gründen, denn die Räume mit ihren Marmorwänden und -böden beanspruchten den größten Teil meiner Aufmerksamkeit. »Ich weiß es wirklich nicht.
    Troy kommt und geht. Er ist hochintelligent, war es schon immer. Mit achtzehn schloß er das College ab, und seither klappert er den Globus ab.«
    College-Abschluß mit achtzehn? Was für ein Gehirn besaß dieser Troy? Hier stand ich mit siebzehn und hatte noch ein Jahr High School vor mir. Und unerwartet stieg in mir eine starke Abneigung gegen diesen Troy mit all seinen Begabungen hoch. Deshalb wollte ich auch nicht mehr über ihn erfahren und hoffte, ich würde nie jemandem so Begabtem begegnen, in dessen Gegenwart ich mir wie ein Dummchen vorkäme – obwohl ich mich doch immer für eine gute Schülerin gehalten hatte. »Troy ist viel jünger als ich«, sagte Tony, während er mich ansah. »Als kleiner Junge war er so oft krank, daß er mir wie ein ziemlich schwerer Mühlstein am Hals zu hängen schien. Denn nachdem unsere Mutter und später auch unser Vater gestorben waren, betrachtete mich Troy mehr als Vater und nicht wie seinen älteren Bruder.«
    »Wer hat denn die Wände bemalt?« fragte ich, um das Gesprächsthema von seinem Bruder abzulenken. Wände und Decke des Musikzimmers bedeckten außergewöhnliche Fresken mit Märchenszenen: Durch schattige Wälder flirrte das Sonnenlicht, verschlungene Pfade führten zu verhangenen Bergketten, gekrönt von Burgen. Darüber spannte sich ein Deckengewölbe, und ich mußte den Kopf in den Nacken legen, um nach oben sehen zu können. Wie wunderbar einen gemalten Himmel über sich zu haben, mit fliegenden Vögeln, einem Mann auf einem Zauberteppich und noch mehr sagenhaften Luftschlössern, halb hinter Wolken versteckt.
    Tony lachte vor sich hin: »Schön, daß dich die Wandmalereien so beeindrucken, sie waren Jillians Idee. Deine Großmutter war einmal eine ganz berühmte Kinderbuch-Illustratorin. Und das war’s auch, wobei ich ihr zum erstenmal begegnet bin.
    Eines Tages – ich war zwanzig – kam ich vom Tennisspielen nach Hause und wollte nichts lieber als eine Dusche und frische Kleidung, und vor allem, wieder verschwinden, bevor mich Troy sah und dann nicht allein gelassen werden wollte…
    in dem Moment standen oben auf einer Leiter die wohlgeformtesten Beine, die ich je gesehen hatte. Als dieses zauberhafte Geschöpf herunterkam und ich ihr Gesicht sah, erschien sie unwirklich. Es war Jillian. Sie war zusammen mit einem ihrer Dekorateur-Freunde gekommen, und sie war es auch, die die Wandgemälde vorgeschlagen hatte. ›Pärchen-Inszenierungen für den König der Spielzeugmacher‹, nannte sie es, und ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee.
    Außerdem gab ihr das Gelegenheit, wieder hierher zu kommen.«
    »Warum nannte sie dich König der Spielzeugmacher?« fragte ich sehr erstaunt. Ein Spielzeug war ein Spielzeug, obwohl die Puppe mit dem Porträt meiner Mutter sicher mehr als nur ein Spielzeug gewesen war.
    Offensichtlich hätte ich keine Frage stellen können, die Tony mehr gefreut hätte: »Mein liebes Kind, bist du tatsächlich in dem Glauben gekommen, ich würde ordinäres Plastikspielzeug herstellen? Die Tattertons sind die Könige der Spielzeugmacher, weil unsere Produkte für Sammler gedacht sind, für reiche Leute, die nicht erwachsen werden und ihre Kindheit vergessen können. Leute, die sich* nicht damit abfinden konnten, daß nichts mehr unter ihrem Weihnachtsbaum lag, die nie Spaß an einer Geburtstagsfeier hatten. Du wärest sicher überrascht, wie viele Reiche und Berühmte es gibt, die keine Gelegenheit hatten, so richtig Kind zu sein. Jetzt, in ihren besten Jahren, ja sogar noch im Alter, müssen sie nachholen, wovon sie immer geträumt hatten.
    Außerdem kreieren
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