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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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gehört dir, amüsier dich.«
    Bevor ich antworten konnte, war er schon zur Tür hinaus und hatte sie geschlossen. Ich drehte mich im Kreise und betrachtete eingehend das hübsche Doppelbett mit den vier Pfosten und dem schweren Spitzenhimmel darauf. Blau und elfenbeinfarben, wie sehr mußten diese beiden Räume zu ihr gepaßt haben. Ihr Stuhl war aus blauem Satin, während die drei anderen in ihrem Schlafzimmer zu denen im Wohnzimmer paßten. Ich ging in den Ankleideraum und ins Bad weiter, beeindruckt von all den Spiegeln, den Kristalleuchtern und der indirekten Beleuchtung, die den riesigen begehbaren Kleiderschrank erhellte. Gerahmte Fotografien säumten den langen Schminktisch. Rasch setzte ich mich davor und starrte auf das hübsche kleine Mädchen, das da auf den Knien ihres Vaters saß.
    Dieses Kind mußte meine Mutter sein! Und der Mann mein wirklicher Großvater! Zitternd vor Freude hob ich den kleinen Silberrahmen hoch.
    In diesem Augenblick klopfte jemand leise an meine Schlafzimmertüre. »Wer ist da?« rief ich.
    »Ich bin’s, Beatrice Percy«, antwortete eine steife, weibliche Stimme. »Mr. Tatterton schickt mich herauf nachzusehen, ob ich Ihnen beim Auspacken oder Aufräumen Ihrer Sachen helfen kann.« Die Tür ging auf und eine große Frau in der schwarzen Kleidung eines Zimmermädchens betrat mein Schlafzimmer. Verhalten lächelte sie mich an. »Jeder hier nennt mich Percy, auch Sie können das tun. Während Ihres Aufenthalts werde ich Ihre persönliche Zofe sein. Aufgrund meiner Ausbildung kann ich Ihre Haare frisieren und Ihre Nägel maniküren. Und wenn Sie wünschen, werde ich Ihnen jetzt ein Bad einlaufen lassen.« Dienstbeflissen wartete sie.
    »Üblicherweise bade ich vor dem Schlafengehen, oder ich dusche als erstes am Morgen«, erwiderte ich erstaunt. Ich pflegte keine intimen Angelegenheiten mit einer fremden Frau zu besprechen.
    »Mr. Tatterton hat mir aufgetragen, mich um Sie zu kümmern.«
    »Danke, Percy, aber momentan brauche ich nichts.«
    »Können oder sollten Sie irgend etwas nicht essen?«
    »Ich habe einen ausgezeichneten Appetit – ich kann alles essen und das meiste mag ich auch.« Nein – ich besaß keinen wählerischen Appetit, sonst wäre ich schon zu Tode verhungert.
    »Möchten Sie, daß das Abendessen heraufgeschickt wird?«
    »Ganz wie es für Sie einfacher ist, Percy.«
    Sofort, aber nur ganz leicht, runzelte sie die Stirn, als ob sie eine so unkomplizierte Herrin verwirrt hätte. »Die Dienerschaft ist hier, um den Bewohnern dieses Hauses das Leben so bequem wie möglich zu gestalten. Egal, ob Sie hier oben oder im Speisezimmer zu Abend essen, wir werden Ihre Bedürfnisse befriedigen.«
    Bei dem Gedanken, allein in dem riesigen Saal dort unten zu Abend zu essen, an dieser langen Tafel mit all den leeren Stühlen zu sitzen, wurde ich von einem Gefühl der Einsamkeit fast erschlagen. »Wenn Sie mir gegen sieben irgend etwas Leichtes heraufbringen würden, wird das genügen.«
    »Jawohl, Fräulein«, antwortete sie, offensichtlich erleichtert, wenigstens etwas für mich tun zu können. Und dann war sie verschwunden.
    Und ich hatte ganz vergessen zu fragen, ob sie meine Mutter gekannt hatte!
    Ich drehte mich wieder um, um die Räume meiner Mutter weiter zu durchsuchen. Es schien mir, als sei alles so gelassen worden, wie an dem Tag, als sie weglief, obwohl man gelüftet, gesaugt und Staub gewischt hatte. Nacheinander nahm ich alle Fotografien in den Silberrahmen in die Hand, betrachtete sie eingehend, immer auf der Suche nach den Seiten meiner Mutter, von denen Granny und Großpapa keine Ahnung gehabt hatten. So viele Schnappschüsse. Wie schön Jillian aussah, ihre Tochter auf dem Schoß und dahinter ihr ergebener Ehegatte.
    Blaß und zaghaft stand in kindlicher Handschrift auf dem Rand der Fotografie: »Daddy, Mammi und ich.« Eine Schublade barg ein dickes Fotoalbum. Langsam, ganz langsam blätterte ich die schweren Seiten um und starrte auf die Schnappschüsse eines Mädchens, wie es größer wurde und von Jahr zu Jahr hübscher. Da prangten Geburtstagspartys in allen Farben, ihr fünfter, sechster und siebter, bis zum dreizehnten. Leigh Diane VanVoreen stand da immer und immer wieder, als ob sie Spaß an ihrem Namen gehabt hätte. Cleave VanVoreen, mein Daddy. Jillian VanVoreen, meine Mammi. Jennifer Longstone, meine beste Freundin. Winterhaven, bald meine Schule. Joshua John Bennington, mein erster Freund – vielleicht mein letzter.
    Lange ehe ich noch die
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