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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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Bäder. Die Dienstbotenzimmer lagen hinter der Küche, die einen eigenen Flügel bildete. Die Bibliothek war dunkel und fürstlich eingerichtet, mit Tausenden von ledergebundenen Büchern.
    Und dann gab es noch Tonys privates Arbeitszimmer, das er mir aber nur kurz zeigte. »Leider bin ich, was mein Arbeitszimmer betrifft, ein ziemlicher Tyrann. Ich kann es nicht ausstehen, wenn irgend jemand sich darin aufhält, außer ich bitte ihn herein. Ich mag es nicht einmal, daß die Mädchen staubwischen – es sei denn, unter meiner Aufsicht. Schau, die meisten Zimmermädchen halten mein wohl geordnetes Durcheinander für einen Saustall, und dann tun sie nichts lieber, als meine Papiere in Ordnung zu bringen und meine Bücher wieder ins Regal zu stellen. Und dann kann ich zuerst einmal nichts mehr finden. Mit der Suche nach etwas Bestimmtem kann man grauenhaft viel Zeit vergeuden.«
    Nicht eine Minute lang konnte ich mir diesen freundlich dreinblickenden Mann als Tyrann vorstellen. Pa war der Tyrann! Pa mit seiner bellenden Stimme, den schweren Fäusten und seinem Jähzorn – und trotzdem brannten mir noch immer unerwünschte Tränen in den Augen, wie ich jetzt an ihn dachte. Vor langer Zeit hatte ich seine Liebe so sehr gebraucht, aber er hatte mir kein bißchen davon gegeben, nur einen kleinen Funken für Tom und Fanny. Und sollte er je Keith oder
    ›Unsere‹ Jane umarmt haben, hatte ich ihn jedenfalls nicht dabei beobachtet…
    »Heaven, du bist ein erstaunliches Mädchen. Eine Sekunde strahlst du nur so vor Glück und in der nächsten ist alles Glück verschwunden und du hast Tränen in den Augen. Denkst du an deine Mutter? Du mußt akzeptieren, daß sie tot ist, und dich damit trösten, daß sie ein glückliches Leben hatte. Nicht alle von uns können das behaupten.«
    Aber leider nur so kurze Zeit… trotzdem ließ ich mir meine Gedanken nicht anmerken. Bis ich mir einen Freund in diesem Haus erworben hatte, mußte ich mich vorsichtig verhalten.
    Und wenn ich Tony so ansah, hatte ich den Eindruck, ich würde ihn um seine Hilfe bitten, aber erst dann, wenn ich wüßte, er würde mich genug mögen, um es auch zu tun…
    »Du siehst müde aus. Komm, wir wollen dich in dein Zimmer bringen, damit du dich ein bißchen entspannen und erholen kannst.« Ohne weitere Umstände gingen wir den Weg zurück und waren bald im zweiten Stock. Schwungvoll öffnete er zwei breite Flügeltüren: »Bei meiner Hochzeit mit Jillian ließ ich zwei Zimmer für Leigh herrichten. Sie war damals zwölf, und um ihr zu schmeicheln, gab ich ihr keine Mädchenzimmer, sondern schon sehr weibliche. Ich hoffe, sie gefallen dir…« Er hielt den Kopf zur Seite, so daß ich seine Augen nicht sehen konnte.
    Schwach und verschwommen kam das Sonnenlicht durch die blassen, elfenbeinfarbenen Vorhänge und ließ das Wohnzimmer unbenutzt und unwirklich erscheinen. Im Vergleich zu den unteren Räumen war dieser hier klein, aber immer noch doppelt so groß wie unsere ganze Hütte. Die Wände waren mit einem exklusiven gleichfarbigen Seidenstoff tapeziert, in den ganz fein ein mattes orientalisches Muster in Grün, Violett und Blau eingewoben war. Auch die beiden kleinen Sofas waren mit demselben Stoff überzogen und darauf kleine, zartblaue Kissen, die zum China-Teppich auf dem Boden paßten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich es mir in diesem Raum bequem machte, behaglich vor den kleinen Kamin gekuschelt – es war unmöglich. Derbe Kleidung würde einen so feinen Stoff ruinieren. Ich würde sehr behutsam sein müssen, um auf den Wänden, dem Sofa und den vielen Lampenschirmen keine Fingertapser zu hinterlassen.
    Bei diesem Gedanken mußte ich halblaut lachen. Hier würde ich nicht in den Bergen leben, nicht im Garten arbeiten oder Fußböden schrubben, so wie in der Hütte oder in Kitty und Cal Dennisons Haus in Candlewick.
    »Komm, schau dir dein Schlafzimmer an«, rief Tony und ging mir schon voraus. »Ich muß mich schleunigst für die Party umziehen, die Jillian nicht versäumen möchte. Verzeih ihr, Heaven, aber sie hatte schon Pläne geschmiedet, bevor sie wußte, daß du kommst. Obendrein ist die Frau, die diese Party gibt, ihre beste Freundin und zugleich ihre Intimfeindin.«
    Amüsiert über meinen Gesichtsausdruck kraulte er mich unterm Kinn und marschierte direkt zur Tür. »Wenn du irgend etwas brauchst, ruf an und ein Mädchen bringt’s herauf.
    Solltest du lieber im Eßzimmer essen, ruf die Küche drunten an und sag es ihnen. Das Haus
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