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Schwarze Stunde

Schwarze Stunde

Titel: Schwarze Stunde
Autoren: Christine Feher
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Lautstärke hat er seinen Kumpels davon erzählt; Oleg, Kosta und wie sie alle heißen. Die ganze Schule wusste Bescheid, noch ehe du da warst, und das ist genau der Punkt. So bist du nicht, es passt nicht zu dir, dich zu so etwas hinreißen zu lassen. Du bist viel zu schade dafür, du hast doch viel mehr Tiefgang! Und genau das, was ich so an dir geliebt habe, hast du einfach weggeworfen, als würde es dir nichts bedeuten.«
    »Das war nicht meine Absicht.«
    »Seid ihr wieder zusammen?«
    »Die anderen denken es. Und er auch. Aber ich empfinde nichts für ihn.«
    Corvin schüttelt den Kopf. »Ich sehe dich immer vor mir, wie ihr beide … das Bild geht mir nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Vergiss es, Corvin, so wie ich es auch am liebsten vergessen will. Es hat nichts mit uns zu tun und es bedeutet mir nichts, es ist für mich nur die einzige Möglichkeit, dem Druck zu entkommen, den die anderen auf mich ausüben. Vom Gefühl her ist es so, als wäre das gar nicht ich, die mit Manuel zusammen ist.«
    »Du bist es aber«, seufzt er. »Und das verändert alles. Du warst meine Muse, wir haben nie etwas wirklich Verbotenes getan, wir wollten aufeinander warten … Das ist jetzt vorbei.«
    »Hör mal, ich bin keine Muse«, kontere ich. »Warum will mich jeder immer in eine Schablone pressen, in irgendein Bild, das ihm gerade in den Kram passt und das ich dann bitte schön erfüllen soll? Das hat mir bei Manuel gereicht und das nervt mich bei Alena. Ich habe wirklich gedacht, du wärst anders.«
    »Du verstehst nicht, was ich meine.« Er lässt meine Hand los. »Natürlich bin ich anders, sind wir anders, das weißt du. Ich verstehe es trotzdem nicht.«
    »Hätte ich mich denn weiter mobben lassen sollen? Dir hat ja niemand was getan, dich himmeln sie alle an. Aber hast du deine Beliebtheit genutzt, um mal durchzugreifen? Hinter mir zu stehen und zu sagen, hört mal, Leute, ihr verrennt euch da in etwas, das nichts als eine Lügengeschichte ist, und jetzt ist Schluss damit?«
    »Du weißt, was für mich auf dem Spiel steht. Angriff gilt noch immer als die beste Verteidigung.«
    »Deshalb hast du dich rausgehalten und damit hast du es für mich noch schlimmer gemacht. Ich musste wieder mit Manuel anbändeln, sonst hätten die anderen mich nie in Ruhe gelassen. Glaubst du, mir macht es Spaß, dass er immer so an mir klebt? Und dich dann immer mit Frau Bollmann zu sehen, die mich total ablehnt, das hilft mir auch nicht. Dauernd fummelt sie an dir rum. Oder Fiona und du – meinst du, ich kann innerlich ruhig bleiben, wenn ich das sehe? Das ist auch nichts anderes als deine Phantasien über mich und Manuel.«
    »Jetzt hör aber auf, ja?«, braust er auf, seine schönen Augen funkeln düster und seine Lippen verhärten sich unter seinen angespannten Wangen, dieser Anblick zerreißt mich, ich will doch nur, dass alles wieder gut wird zwischen uns. Wir sind Seelenverwandte, es kann doch nicht sein, dass alles nicht mehr zählt, was wir beide miteinander geteilt haben. So wichtig ist das bisschen schlechter Sex mit Manuel nicht, dass er dies alles zerstören könnte, das muss Corvin doch auch klar sein! Zwischen uns war doch unendlich viel mehr.
    »Fiona und ich«, schnaubt er. »Das ist einfach lächerlich. Sie macht in der Schule gut mit und ist talentiert, es ist schön mit ihr Musik zu machen. Mehr nicht.«
    »Für mich ist es mehr. Musik, das gehörte immer uns beiden, dir und mir. Es war immer etwas Besonderes. So was wie unsere eigene Sprache.«
    »Und der Sex nicht?« Er stößt mit der Hand gegen meine Schulter. »Der Sex sollte uns mehr gehören als alles andere, wir wollten ihn uns aufheben für den Tag, an dem es wirklich passt und uns nichts mehr im Wege steht. Wir wollten ihn feiern, nur du und ich. Aber du hast dich einfach verschleudert wie Ramschware.«
    So kommen wir nicht weiter. Er hat ja recht, vielleicht hätte ich mich Manuel verweigern sollen, und es wäre doch alles ganz anders ausgegangen. Vielleicht hätte Alena an meinem Geburtstag für mich Partei ergriffen, wenn ich sie wirklich um Hilfe gebeten hätte, und vielleicht hätten sich doch noch die besonneneren unter den Partygästen auf meine Seite geschlagen. Vielleicht hätten wir den Abend irgendwie zu Ende gebracht, ohne dass ich mit Manuel im Bett gelandet und ohne dass der Mob auf mich losgegangen wäre. Aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Corvin weiß, dass ich es bereue. Aber offenbar kann er mir nicht vergeben. Und über sich und
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