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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge
Autoren: Anna Jansson
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Fotos vorgelegt hatte, meinte er ein Gesicht vom Brand im Conventum wiederzuerkennen. Stensson war sehr erstaunt gewesen. War es möglich, dass es sich um diese Person handelte?
    Håkan Stensson stellte sich ans Fenster und sah über die Rudbecksgatan. Er hatte eine Theorie, aber keine Beweise. Langsam drehte er sich um. Das Licht im Zimmer wollte nicht ganz ausreichen, obwohl die Deckenlampe eingeschaltet war. Er ging in den Flur, um in den angrenzenden Räumen Licht zu machen. Da blieb sein Blick an einem anspruchslosen Bild mit einer Gerichtsszene hängen. Der personifizierten Wahrheit hatte eine kreative Person mit rotem Filzstift Hörner gemalt und hatte das Zepter in einen Schürhaken verwandelt. Stensson nahm den schwarzen Rahmen von der Wand und betrachtete das Bild.
    In der Mitte saß der Richter mit dem Schwert in der Hand, um Wahrheit von Lüge zu trennen. Vorurteil und Unwissenheit flüsterten ihm von beiden Seiten in die Ohren. Vorsichtig bog er die Stifte mit einem Messer zur Seite und zog das Bild aus dem Rahmen. Eine Bleistiftzeichnung, die hinter dem Bild gelegen hatte und dasselbe Motiv darstellte, fiel zu Boden. Er beugte sich herab und hob sie mit seiner behandschuhten Hand auf. Auf der Rückseite war eine kleine Bleistiftnotiz. Er warf einen Blick auf die Uhr. Schon Viertel nach zwei. Er nahm sein Handy aus der Innentasche der Jacke und rief die Notrufzentrale an.

48
    Misstrauisch betrachtete Maria Wern die große, magere Frau, die in den Flur getreten war und sich als Per Arvidssons Kollegin aus Örebro vorgestellt hatte. Die Uniform wirkte ein wenig groß. Die Frau hängte die Lederjacke auf.
    »Ganz schön kalt haben Sie es hier. Finden Sie nicht, dass wir Feuer machen sollten?« Maria versuchte, ihren Atem zu kontrollieren. Keine Angst zeigen. »Vielleicht können Sie wenigstens einen Kaffee machen. Wir könnten doch den Kamin anfeuern, das würde mir gefallen. Immerhin bin ich Ihretwegen weit gefahren.«
    Marias Gedanken liefen auf Hochtouren. Die Situation war schwer zu beurteilen. Freund oder Feind? Die uniformierte Frau trug im Halfter auf der rechten Seite eine Pistole. Maria war unbewaffnet. Vor ihrem inneren Auge versuchte sie das Bild der Frau abzurufen, die sich mit ihr auf der Damentoilette im »Park« befunden hatte. Die Größe stimmte. Eine magere und etwas verbitterte Frau, hatte Per Arvidsson über seine Kollegin in Örebro gesagt. Ständig Probleme bei der Zusammenarbeit. Probleme mit den männlichen Kollegen. Hat keinen Mann abbekommen. Wohnt mit ihrer entwicklungsgestörten Schwester zusammen.
    Was machte Lena Ohlsson hier mitten in der Nacht? Fuhr man von Örebro hierher, um eine Kollegin zu beschützen, die man noch nie gesehen hatte, nur weil ein Medium behauptet hatte, sie sei in Gefahr? Warum hatte sie nicht einfach angerufen, wenn sie etwas zu sagen hatte? Wenn Maria direkt nach dem Gespräch mit Stensson die Polizei gerufen hätte, dann wäre die jetzt schon hier.
    Lena ging in die Küche, griff nach dem Schürhaken und kam auf sie zu. Ihre Augen hatten einen seltsamen Schimmer. Maria machte einen Rückwärtsschritt und schlug die Küchentür zwischen ihnen zu. Schloss blitzschnell von außen zu. Stieg in die Stiefel, warf ihre Jacke über, nahm ihr Handy vom Flurtisch und lief in die Nacht hinaus. Die Rufe verfolgten sie, klammerten sich auf ihrem Rücken fest, während sie zum Auto rannte. Auf dem Weg zur Fahrerseite umrundete sie das Auto. Das Tankschloss war aufgebrochen. Verdammt!
    Maria setzte sich hinter das Lenkrad, um die Benzinmenge zu kontrollieren. Leer! Das Geräusch von einer Scheibe, die zerschlagen wurde, erfüllte die Nacht. Eine erste Welle, als der Schürhaken die Scheibe traf, und dann ein klirrender Laut, als die Scheiben aufeinander im Schnee landeten. Maria ließ das Auto stehen und rannte weiter zum Nachbarhaus, zu Karin und Julius. Es war kein Licht in den Fenstern, aber das war auch nicht weiter ungewöhnlich, da es ja schon nach zwei Uhr war. Allerdings war die Außenbeleuchtung sonst immer eingeschaltet. Auf der Treppe unberührter Schnee. Fünf Zentimeter hoch. Auch auf dem Treppengeländer Schnee. Maria begann zu bezweifeln, dass sie zu Hause waren. Ein rascher Blick über die Schulter. Der Volvo von Julius war weg. Trotzdem klingelte Maria an der Tür. Niemand öffnete.
    Sie zitterte am ganzen Körper, wie sie da in ihrem dünnen weißen Nachthemd stand. Plötzlich erinnerte sie sich vage, dass Karin gesagt hatte, sie wollten übers
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