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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge
Autoren: Anna Jansson
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Maria atmete erleichtert auf und öffnete, nachdem sie gesehen hatte, dass die magere Silhouette auf keinen Fall einem groß gewachsenen Mann gehören konnte.
    »Kommen Sie rein«, sagte sie etwas erstaunt.
    »Habe ich Sie geweckt?« Die uniformierte Frau stellte einen Benzinkanister in den Flur. Als sie Marias wachsamen Blick bemerkte, fügte sie hinzu: »Der ist leer. Ich habe ihn neben Ihrem Auto gefunden. Seltsam, oder? Man weiß nie, wer sich hier herumtreibt.«
    »Ich nehme an, dass Sie einen Anlass für Ihren Besuch haben.« Maria warf einen raschen Blick auf die Uhr. Es war zehn nach zwei. In dem Moment wurde ihr klar, dass Lena Ohlsson ihre Reise von Örebro nach Kronviken angetreten haben musste, lange bevor Stensson vorgeschlagen hatte, Personenschutz zu beantragen. Nach dem Telefonat mit Krister war nichts aus ihrem Anruf bei der Polizei geworden. Was hätte sie auch sagen sollen? Ich fühle mich von einer Tarotkarte bedroht? Sie hatte den Anruf aufgeschoben und dann in der Erregung vergessen. Wie ein Blitz kam ihr das Bild von der Schaufensterpuppe in Polizeiuniform in den Sinn. Wer kann an eine Polizeiuniform gelangen? Was machte diese uniformierte Frau hier, mitten in der Nacht und ohne Stenssons Wissen?
    »Sie sind in großer Gefahr. Wissen Sie, wem Sie vertrauen können?« Die uniformierte Frau lachte, als sie Marias Miene sah. »Warum wollte niemand Madame Elaine glauben? Rebecka ist nicht schuldig an dem Mord. Die schöne Rebecka würde niemals so hässliche Sachen machen. Warum wollen meine männlichen Kollegen auch nie zuhören? Niemand weiß, dass ich hier bin. Ich habe es keinem gesagt. Die würden mich nicht verstehen. Die nehmen die Geisterwelt nicht ernst. Ihr Telefon ist tot. Wussten Sie das? Sie sollten die Leitung sehen, die draußen zu Boden hängt. Abgeklemmt. Ich habe gerade versucht, Sie anzurufen. Kein Ton. Vollkommen tot. Und dann wurde mir klar, warum ich nicht durchkommen konnte. Sie sollten sich mehr um sich sorgen, Maria Wern.«

47
    Håkan Stensson sah das beeindruckende Schlüsselbund durch, das er vom Hausmeister bekommen hatte, und öffnete schließlich die Tür zu Per Arvidssons Wohnung. Es roch immer noch nach Rauch, vor allem aber ungelüftet. Die Topfpflanzen vorm Fenster zur Rudbecksgatan hingen beklagenswert welk auf das Fensterbrett hinab. Vielleicht würde Kriminalinspektor Stensson in diesem Raum die Antwort finden, die er suchte. Er war schon einmal hier gewesen. Hatte das überdacht, was er sah, war wiedergekommen, hatte sich wieder entfernt und hatte nachgedacht.
    In der Nacht hatte Stensson, nachdem er von Maria Wern das letzte Puzzleteilchen bekommen hatte, das Rätsel der Karten gelöst. Manchmal ist die Antwort auf die schwerste Frage besonders einfach. Die Karte, die für Gerechtigkeit stand, die Nummer elf, und die Nummer dreizehn, die den Tod symbolisierte, ergaben zusammen die Zahl vierundzwanzig. Die wiederum entsprach dem Buchstaben Y. Die Karten bildeten also den Kosenamen PYRET. Das sagte ihm eigentlich noch nichts. Ein Spiel mit Ziffern und Buchstaben. Im besten Fall würde sich der Name irgendwo zwischen Arvidssons Besitztümern wiederfinden. Fotoalben, Notizbücher und die Dateien in seinem PC waren gründlich durchsucht worden, ebenso seine Kalender, Telefonlisten und Briefe.
    Die interessanteste Spur des Tages war die Tatsache, dass am Vormittag desselben Tages, als Per in Rebeckas Wohnung gewesen war, eine Frau ihre Wohnung betreten hatte. Der Hausmeister hatte ihr geöffnet und die Wohnung eine Weile unbeaufsichtigt gelassen, während die Frau, die angeblich einen Stromzähler ablesen wollte, da war. Er meinte, sie habe ehrlich ausgesehen. Die Stromgesellschaft hatte jedoch gesagt, sie würde keine Stromableserin beschäftigen, abgesehen davon, dass in dieser Jahreszeit ohnehin kein Strom abgelesen werde. Die Frau, die behauptet hatte, von der Stromgesellschaft zu kommen, hatte offensichtlich die Möglichkeit gehabt, irgendwelche Gegenstände in Rebecka Mobergs Wohnung zu platzieren. Wer war sie?
    Und noch eine Zeugenaussage hatte im Lauf des Vormittags große Aufmerksamkeit erregt. Ein junger Mann, der bei einer Firma für Klimaanlagen arbeitete, hatte die Polizei wegen einer Frau angerufen, die er in einer Kneipe kennengelernt hatte. Die Frau sei über die Maßen an seiner Arbeit interessiert gewesen und habe ihn detailliert ausgefragt, was passieren würde, wenn es in einem Lüftungsraum brenne, zum Beispiel in einem Hochhaus. Als man ihm
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