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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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wies sie in die Richtung, die der Gast zu Fuß genommen hatte: zum Busbahnhof, wo die Busse zu den Schlössern abfuhren, allerdings nicht mehr um diese Uhrzeit. Unter dem verblüfften Blick des Mannes stürzten die beiden Polizisten hinaus.
    Nach rund hundert Metern erreichten sie den Bahnhof und erblickten dahinter eine Gestalt, die abrupt einen Haken schlug und den Weg betrat, der durch den Wald zum Schloss Neuschwanstein führte.
    Leonardo Berghoff hörte die Schritte, die ihm folgten, obwohl sie noch ein ganzes Stück entfernt waren, drehte sich um und entdeckte seine Verfolger.
    Lauf! Lauf, so schnell du kannst!, trieb er sich an. Du musst es schaffen! Und er rannte den Berghang hinauf, als wäre der Teufel hinter ihm her.
    Die beiden Polizisten hefteten sich an seine Fersen, gefolgt von Rizzo und dem Verbindungsbeamten, die in der Nähe geparkt hatten.
    Sie rannten, gingen schnell, blieben schließlich stehen, um Atem zu schöpfen, einer hinter dem anderen. Die Gestalt war nicht mehr zu sehen.
    Die Dunkelheit hatte sie verschluckt.
    Immer noch sahen sie nichts als Wald, einen tiefen Wald.
    Sie stiegen weiter den bergan führenden Weg hinauf, der von hohen, schlanken Tannen gesäumt wurde. Plötzlich meinte Ferrara, rechts von sich einen kauernden Schatten zu sehen. Er schlich langsam darauf zu, Rizzo an seiner Seite, und bedauerte es, nicht bewaffnet zu sein. Immerhin trugen die beiden Kollegen Waffen, die ein paar Meter entfernt warteten.
    »Hallo!«, schrie Ferrara.
    Stille antwortete ihm.
    Vorsichtig suchten sie das Gelände ab.
    Nichts. Falscher Alarm.
    Vielleicht nur ein Tier.
    Sie gingen wieder den Hauptweg entlang. Die nächtliche Stille, die sie einhüllte, wurde nur von den knirschenden Schritten der Beamten gestört.
    1 37
    Nach einer guten halben Stunde hatten die Verfolger das Schloss Neuschwanstein hinter sich zurückgelassen und waren keuchend an einer Weggabelung angekommen. Auf der einen Seite ging es zur Marienbrücke, auf der anderen zur Jagdhütte Bleckenau. Für Ferrara und Rizzo waren diese Sehenswürdigkeiten böhmische Dörfer, nicht aber für Markus Glock. Er wandte sich zusammen mit Ferrara nach links zur Marienbrücke, während Rizzo und der andere Polizist nach rechts gingen.
    Die beiden Kripochefs folgten einer schmalen, kurvenreichen, aber asphaltierten Straße, die immer noch anstieg. Nach ein paar Minuten kam die Brücke mit ihren langen Holzplanken und dem Eisengeländer in Sicht. Deutlich hörten sie den Wasserfall, der an dieser Stelle einen kleinen See bildete und eine erzwungene Ruhepause einlegte, bevor das Wasser weiter zu Tal stürzte.
    Da erkannten sie deutlich eine menschliche Gestalt. Er war es, Leonardo Berghoff! Er wirkte müde, aber ruhig.
    »Warten Sie hier. Ich nähere mich ihm«, murmelte Ferrara. Glock wollte zuerst Einwände erheben, schließlich befanden sie sich in Deutschland, also auf seinem Territorium. Demnach hätte es ihm zugestanden, den Einsatz zu leiten. Doch er sagte nichts. Stattdessen hockte er sich seitlich auf den Boden und gab dem italienischen Kollegen Feuerschutz.
    Ferrara hatte die Brücke bereits betreten. Er kam nur ein paar Schritte weit.
    »Bleiben Sie stehen, Commissario!«, rief Berghoff, als er ihn erkannte.
    »Ergib dich, du hast keine Chance! Die Brücke ist umstellt,es gibt keine Fluchtmöglichkeit!«, erwiderte Ferrara. »Ich habe eine Menge Fragen an dich«, fügte er hinzu und deutete einen Schritt vorwärts an.
    »Kommen Sie nicht näher, sonst zwingen Sie mich, noch einmal zu töten«, warnte ihn Berghoff, hob die linke Hand und richtete den Revolver auf ihn. Der Lauf blitzte kurz in der Dunkelheit auf. »Sie sind schon ein echter Spürhund, Commissario, aber mein Spiel, meine Herausforderung haben Sie nicht verstanden. Dabei habe ich Ihnen so klare Botschaften geschickt! Gleich zu Anfang habe ich Ihnen geraten, das dritte Auge zu öffnen.«
    »Du warst doch nur eine Figur in einem Spiel, das zu groß für dich war. Ich will wissen, wer dahintersteckt.«
    Berghoff schwieg einen Moment, dann sagte er: »Es ist nicht so einfach, wie Sie denken. Ich hatte meine eigenen Pläne und habe sie ausgeführt. Ich habe Rache geübt und mich der Schwarzen Rose bedient, um …«
    In diesem Moment zuckte ein ferner Feuerschein im Dunkeln auf, und ein leises Zischen war zu hören, ein Sausen nur.
    Dann erklang ein gepresster Schrei.
    Leonardo Berghoff schwankte und drückte unwillkürlich den Abzug der Waffe, die noch auf den Commissario
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