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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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möglich.«
    »Es gibt natürlich diverse Hotels dort, aber falls er nicht weitergeflüchtet ist, dürfte es nicht schwer sein, ihn ausfindig zu machen«, erläuterte Glock. »Ich werde zwei Streifen losschicken zusätzlich zu der, die schon von Starnberg aus unterwegs ist.«
    »Danke!«, rief Ferrara.
    1 35
    Leonardo Berghoff saß im Restaurant am Park an der Schwangauer Straße, sechs Kilometer entfernt von Füssen.
    Er hatte sich ein Zimmer im nahe gelegenen Hotel genommen, nicht weit von der Haltestelle der Reisebusse entfernt, die die Touristen zu den Schlössern brachten. Auch hier hatte er nicht seinen richtigen Namen angegeben, auch nicht den des Filippo Presta aus Parma. Er nannte sich Giulio Adorno, wohnhaft in Bologna.
    Berghoff war noch vorsichtiger geworden, misstrauisch bis an die Grenze des Verfolgungswahns. Die letzte Runde des Spiels stand bevor, und er durfte sie nicht vermasseln. Die letzte Herausforderung, diesmal an sich selbst: Er wollte sich nicht erwischen lassen und möglichst niemanden mehr töten.
    Mit Genuss aß er die Schweinshaxe mit Kraut und trank dazu schon das zweite Glas seines geliebten Weißbiers. Dabei sann er über einige Aspekte seines Lebens nach, ohne irgendwelche Schuldgefühle wegen seiner Taten in den vergangenen Tagen zu empfinden. Er verspürte kein Mitleid mit den Opfern. Mit einer Ausnahme: Giovanna, seine Stiefschwester, der er am Tag ihrer Beerdigung eine Blume aufs Grab gelegt hatte. Dieses Opfer hatte er nicht gehasst, doch es war Teil seines Racheplans gegen Alvise Innocenti gewesen.
    Von seinem Platz aus, der romantischer nicht sein konnte, hatte er einen guten Blick auf das Schloss Neuschwanstein mit seinen zinnenbekränzten Türmen. Es ragte in seiner ganzen Schönheit und Erhabenheit auf einem Felsvorsprung auf, als hätte das Gebirge selbst es hervorgebracht und nicht Menschenhände. Unter dem Schloss erstreckte sich ein jahrhundertealter Wald, und in der Ferne schimmerte ein See. Es war ein märchenhafter Ort, der jedoch zugleich von Melancholie umweht war, vielleicht weil der Geist Ludwigs II. immer noch dort umging?
    Dieser seltsame König, den manche für ausgemacht verrückt hielten, hatte Leonardo von Jugend an gefallen, seit Ingrid ihm von ihm erzählt hatte. Sie hatte ihn auch zur Besichtigung seiner Schlösser mitgenommen, und seitdem zog es ihn immer wieder nach Neuschwanstein, den bevorzugten Rückzugsort des Königs.
    Die Traurigkeit und das Geheimnisvolle dieses Ortes hatte Leonardo Berghoff auf seiner verzweifelten Flucht hierhergeführt. Zum letzten Mal. Er wollte noch einmal zur Marienbrücke hinaufsteigen, die den Wildbach überspannte und auf der Ludwig gern abends oder mitten in der Nacht spazieren gegangen war, um sein von Aberhunderten von Kerzen erleuchtetes Schloss zu betrachten.
    Genau von dieser Stelle aus wollte Leonardo Berghoff einen letzen Blick auf die Welt werfen.
    Zwischen einem Schluck Bier und dem nächsten plante er den Rest seines Tages.
    Er hatte nicht mehr versucht, Beatrice zu erreichen, und war inzwischen davon überzeugt, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckte. Außerdem wollte er seine persönliche Adeptin, die der Loge der Kapuzenträger nie wirklich angehört hatte, nicht noch mehr gefährden.
    Wenn alles in Ordnung ist, wird sie mich zurückrufen, sobald sie meine Anrufe auf dem Display sieht, sagte er sich, wie um sich noch ein Fünkchen Hoffnung zu bewahren.
    Jetzt jedoch hatte er anderes zu erledigen.
    Vor allem musste er einen Brief schreiben, dessen Inhalt in seinem Kopf nach und nach Gestalt annahm.
    1 36
    Die Suche gestaltete sich nicht einfach.
    Die drei Polizeistreifen teilten sich die infrage kommenden Gebiete auf. Eine würde sich auf Schwangau konzentrieren, eine andere, mit Glock, Ferrara und Rizzo, würde Füssen absuchen und die dritte sich das Umland vornehmen.
    Jeder Polizist hielt das Foto des Flüchtigen in der Hand, doch bisher hatte ihn niemand gesehen, kein Hotelangestellter erkannte ihn wieder.
    Es war schon seit einer Weile dunkel, als der Trupp mit den italienischen Beamten bei den Hotels ankam, die an der Straße nach Neuschwanstein und Hohenschwangau lagen.
    Glock und Ferrara stiegen aus dem Opel Vectra und betraten das Parkhotel , ihr hundertster Versuch, wie es ihnen schien.
    Der Portier, ein korpulenter Riese, begrüßte sie. Kaum hatte er das Foto gesehen, sagte er ohne Zögern: »Er ist gerade ausgegangen …«
    Ferrara und Glock wechselten einen schnellen Blick.
    Der Portier
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