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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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sichern. Aufnahmen vom zigsten Anschlag der Taliban liefen ab: ein riesiger Krater im Asphalt. Zerstörte Autos. Zerfetzte Körper. Eingestürzte Häuser. Kabul war und blieb ein mörderischer Kriegsschauplatz. Die Zahl der Todesopfer stieg weiter, das Ende war unabsehbar.
    Der Bericht wurde von anderen Nachrichten abgelöst, darunter waren schreckliche aus Italien.
    Die Frau in ihrem Bett wurde plötzlich sehr aufmerksam, denn sie kannte diese Orte. Sie waren ihr vertraut.
    Die Bilder stammten aus Florenz und zeigten seine lieblichen Hügel. Dann sah man die erste Etage einer herrschaftlichen Villa. Auch die erkannte die Frau sofort, auch wenn sie viele Jahre lang nicht mehr dort gewesen war.
    Ihr Herz klopfte heftig.
    Als sie dann die Namen der Opfer hörte, die dort regelrecht abgeschlachtet worden waren, wurde ihr am ganzen Körper eiskalt.
    Sie kannte sie gut, sogar sehr gut. Vor allem ihn, Alvise Innocenti.
    Was sie so oft befürchtet hatte, war eingetreten. Stets hatte sie gehofft, sich zu irren, doch nun waren ihre schlimmsten Ängste Wirklichkeit geworden.
    Als der Bericht zu Ende war, schloss sie die Augen. Wie oft hatte sie auf diesen braunen Ledersesseln vor dem Kamin in der Küche gesessen, nach dem Essen, mit dem jungen Alvise! Alvise, der schon mit vierzehn Jahren wie ein Mann gewirkthatte, so groß und robust und stark. Ein kleiner großer Mann, der früh zur Waise geworden war, sodass sie Mutterstelle an ihm hatte vertreten müssen.
    Sie spürte einen Stich im Herzen.
    Stark. Immer stärker.
    Dann bekam sie keine Luft mehr.
    Sie streckte den Arm nach der Klingel neben dem Bett aus.
    Wenige Augenblicke später trat eine große, kräftige Krankenschwester ins Zimmer.
    130
    MONTAG, 5. JULI
    »Capo, es hat mehrere Anrufe gegeben, immer von derselben Nummer aus!« Venturi kam mit einem Blatt Papier in der Hand ins Zimmer des Commissario gestürmt. Er war wie elektrisiert.
    »Berichte!«
    Ferrara hatte gerade mit Rizzo die weiteren Schritte besprochen. Das Spiel war im Gange, und sie durften nicht mehr zögern. Rizzo hatte sich erboten, nach München zu fliegen, da die Anwesenheit eines italienischen Commissario vor Ort vielleicht ein schnelleres und gezielteres Eingreifen der dortigen Polizei bewirken würde.
    »Das hier hat mir gerade die Telefongesellschaft geschickt. Jemand hat in den letzten Stunden versucht, Beatrice Filangeri zu erreichen.«
    »Zeig her!«
    Venutri gab ihm das Blatt.
    Der Commissario überflog es und sagte: »Das sind mehrere Anrufversuche in kurzer Folge, im Abstand von nur wenigen Sekunden, zuerst auf dem Handy, dann auf dem Festnetzanschluss im Schokoladengeschäft. Jemand wollte die Filangeri dringend sprechen, jemand, der nichts davon weiß, dass sie verhaftet worden ist.«
    Venturi nickte.
    »So ist es. Und die letzte Nummer gehört zum Hotel Bayerischer Hof in München.«
    »Bingo!«, entfuhr es Rizzo. »Jetzt wissen wir endlich, wo wir ihn finden können!«
    »Wir müssen die deutschen Kollegen informieren und so schnell wie möglich nach München aufbrechen«, sagte Ferrara.
    »Ich kann sofort los«, schlug Rizzo vor.
    »Wir fahren zusammen, Francesco«, erwiderte der Commissario. »Ich werde den Präsidenten um die Bewilligung des Auslandseinsatzes bitten. Du informierst inzwischen unseren Kollegen in Wiesbaden.«
    Hoffen wir, dass der Präsident nicht wieder Schwierigkeiten macht!, dachte Rizzo, als Ferrara hinausging.
    Hoffen wir, dass er mir nicht mit dem üblichen Lamento wegen fehlender finanzieller Mittel kommt!, überlegte der Commissario. Was sind wir doch für ein erbärmlicher Verein geworden! Es kommt noch so weit, dass wir selbst die Ausgaben vorstrecken müssen und sie in einem Jahr erstattet bekommen – wenn wir Glück haben.
    Die Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Adinolfi nahm den Vorschlag beinahe mit Begeisterung auf.
    »Ausgezeichnet, Dottore! So können Sie gleich mal Ihredeutschen Kollegen kennenlernen. Dieser Einsatz wird Ihnen nebenbei dazu dienen, sich mit Ihrer neuen Umgebung vertraut zu machen. Ein glückliches Zusammentreffen, möchte ich sagen«, bemerkte der Polizeipräsident.
    »Wir nehmen morgen den ersten Flug nach München«, sagte Ferrara.
    »›Wir‹? Wer ist ›wir‹?«
    »Der Kollege Rizzo kommt mit.«
    »Warum das denn? Schaffen Sie das etwa nicht allein?«
    »Rizzo hatte sich schon erboten, nach München zu fliegen, bevor diese Neuigkeit hereinkam. Außerdem möchte ich gern, dass er die Ermittlungen abschließt. Er
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