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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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hatte es auch im Schokoladengeschäft probiert, ebenfalls vergeblich.
    Als er dort saß, eingeschlossen in diesem Zimmer am See, spürte er, wie seine Anspannung wuchs.
    Unterdessen hatte Rizzo den Kollegen beim Bundeskriminalamt informiert und ihm alle sachdienlichen Fakten dargelegt.
    »Hoffen wir, dass Berghoff sich im Hotel mit seinem richtigen Namen eingetragen hat und sich auch noch dort aufhält«, antwortete der Kollege und erklärte ihm, dass man in Deutschland, anders als in Italien, bei der Registrierung im Hotel häufig keinen Ausweis vorlegen musste; es genügte, sich persönlich mit Namen, Geburtsdatum undAdresse einzutragen. Wer etwas zu verbergen hatte, konnte folglich irgendwelche Fantasieangaben machen. Und dieser Mann hatte gewiss allen Grund, seine Identität zu verbergen.
    »Ich rufe gleich im Polizeipräsidium in München an und schicke auch das Foto hin, das ich von euch bekommen habe«, versicherte der Kollege in Deutschland Rizzo am Ende beruhigend.
    133
    LONDON
    »Er muss irgendwie dahintergekommen sein!«
    Sie saßen in einem prächtigen Privatsalon des Hotels Russell im Herzen von Bloomsbury, einem viktorianischen Gebäude mit imposanter Fassade, das nicht weit vom Bankenviertel der Londoner City entfernt war. Die Fenster gingen auf den Platz davor mit dem kleinen Park hinaus, in dem Eichhörnchen von Baum zu Baum sprangen und zwischen den Touristen herumhuschten. An der Decke des Salons, genau in der Mitte, hing ein prächtiger Tropfenkronleuchter mit zwanzig Leuchten in Kerzenform.
    Die Anwesenden saßen in bequemen Sesseln aus bordeauxrotem Leder, während Sir George sie mit den letzten Neuigkeiten konfrontierte und seine Besorgnis dabei nicht verhehlte.
    »Anscheinend betritt dieser Commissario sein Büro nicht mehr. Er muss die Wanzen entdeckt haben und hält die Besprechungen deshalb jetzt im Zimmer der neuen Kollegin aboder bei seinem Stellvertreter, diesem Dickerchen, das ihn anhimmelt wie einen Gott.«
    »Und unser Informant?«, fragte einer der Brüder.
    »Nichts zu machen. Er konnte nicht mit hinein. Er hatte woanders zu tun.«
    »Die ganze Zeit?«, hakte der andere weiter nach.
    »Als er ins Präsidium zurückkam, war der Staatsanwalt dort. Sie hatten jemanden festgenommen und waren gerade beim Verhör.«
    »Eine Festnahme?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Die Tochter des alten Bäckers Filangeri. Dieses dünne Mädchen, das aus der Bäckerei ein Schokoladengeschäft gemacht hat.«
    »Der Name sagt mir nichts«, entgegnete derselbe Bruder.
    »Sie ist keine von den Unseren.«
    »Und warum haben sie sie verhaftet?«
    »Eine Nachlässigkeit dieses Hurensohns, der uns verraten hat.«
    »Verraten?«
    »Allerdings. Enricos Patensohn. Er hat Alvise aus Rache eine schwarze Kapuze über den Kopf gezogen, um die Polizei auf unsere Spur zu lenken. Und es gibt noch mehr Probleme.«
    Sir George berichtete ihnen detailliert von Enricos Fehlern. Seine Adepten wurden sehr nachdenklich. »Sein Patensohn ist jetzt in Deutschland, in München, wie so oft«, schloss er.
    »Wenn ihr mir die Erlaubnis gebt, kümmere ich mich darum«, schlug der Jüngste in der Runde vor, der mit den wie gemeißelt wirkenden, klassischen Zügen eines Adligen.
    Die anderen sahen sich an. Dann folgte ein Zeichen des Einverständnisses, und Sir George sagte:
    »Ja, übernimm du das! Seine Zeit ist gekommen, denn Verrat muss mit Blut bezahlt werden. Danach befassen wir uns mit Enrico, wir haben schon zu lange gewartet.«
    Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des jungen Mannes. »Ich habe ausgezeichnete Verbindungen in Deutschland und erfahrene Leute, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Sie werden wissen, was zu tun ist. Ich fliege noch heute nach München, mit der ersten verfügbaren Maschine. Betrachtet ihn als toten Mann.«
    Sie standen auf und begaben sich in einen anderen Salon, um ihr Frühstück einzunehmen.
    Gehetzt. Ja, so fühlte er sich. Gehetzt wie ein wildes Tier.
    Zu dieser Stunde wurde er vermutlich nicht nur von der Polizei gesucht, sondern auch von den Brüdern, die ihn in ihren Kreis aufgenommen hatten. Sie mussten inzwischen von der Kapuze über Alvise Innocentis Gesicht erfahren haben, von dem Foto und wahrscheinlich auch davon, dass sein Pate sich Madalena gezeigt hatte, wenn auch unabsichtlich. Madalenas Beseitigung hätte vermutlich genügt, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, doch dann war er zu weit gegangen, hatte aus Eigeninteresse gehandelt und die Organisation in Gefahr
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