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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen
Autoren: Michele Giuttari
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arbeitet seit vielen Tagen daran, und es wäre nur gerecht, ihm diese persönliche Befriedigung zu gönnen«, entgegnete der Commissario.
    »Dottor Ferrara, wichtig ist allein das Ergebnis. Eine persönliche Befriedigung ? Was reden Sie denn da?! Nur das Ergebnis zählt!«
    So eine dämliche Antwort kann auch nur jemand geben, der noch nie praktische Ermittlungen durchgeführt hat, dachte der Commissario ärgerlich. Adinolfi kann sich gar nicht vorstellen, was wir für Opfer bringen, auch im Privatleben! Was weiß der schon, was das für ein gutes Gefühl ist, einen Täter zu fassen?!
    »Herr Präsident, ich bestehe darauf, dass Rizzo mich begleitet. Er ist mit den Ermittlungen bestens vertraut, seine Mitwirkung könnte sehr wichtig sein«, erwiderte er fest.
    »Die Rechnungsabteilung des Ministeriums wird die Entsendung von zwei Beamten beanstanden. Es wird Probleme wegen der Auslagen geben. Verstehen Sie nicht, wie beschränkt unsere Mittel zurzeit sind, bei all den Kürzungen durch die Regierung?«
    »Wenn es nur um die Auslagen geht, dann können Sie dieDamen und Herren im Ministerium beruhigen und ihnen sagen, dass ich Rizzos Spesen aus eigener Tasche vorschießen werde.«
    »Sie sind bereit, sie selbst auszulegen?«
    »Genau.«
    »Dann wird es keine Probleme geben, denke ich. Rizzo und Sie können sich beide reisefertig machen. Ich kümmere mich um die Bewilligung«, gab der Präsident nach.
    Der Commissario hätte beim Verlassen des Büros beinahe die Tür laut krachend hinter sich zugeschlagen.
    Er sah sich wieder einmal in der Auffassung bestätigt, dass es immer schwieriger wurde, eine optimale Verbrechensaufklärung zu leisten. Die Polizei, wie Ferrara sie in den Achtziger- und Neunzigerjahren gekannt hatte, war praktisch Vergangenheit. Wie deprimierend!
    131
    MÜNCHEN
    Zur selben Zeit durchquerte Leonardo Berghoff das Foyer des Hotels Bayerischer Hof . Er sah sich scheinbar unbefangen um, als suchte er jemanden, gab dann seinen Zimmerschlüssel an der Rezeption ab, zahlte in bar und ging durch die Drehtür hinaus.
    Draußen hob er den Blick zum Himmel. Der verhieß nichts Gutes: In der Ferne jagten dunkle Wolken einander. Das Wetter in München war unberechenbar und änderte sich manchmal innerhalb eines Tages mehrmals, besonders im Frühsommer.
    Leonardo Berghoff stieg in eines der Taxis, die wie gewohnt vor dem Hotel warteten. Ein Portier in tadelloser Uniform und mit schwarzer Melone auf dem Kopf hielt ihm würdevoll die Tür auf. Berghoff schob ihm einen Zehn-Euro-Schein in die freie Hand.
    »Vielen Dank, grazie «, sagte der Mann lächelnd, der den italienischen Gast von verschiedenen Aufenthalten im Hotel kannte.
    »Bitte.« Dann nannte Leonardo Berghoff dem Taxifahrer die Adresse.
    Als der Wagen losfuhr, warf er einen Blick nach links auf das über drei Meter hohe Denkmal Maximilian Emanuels von Bayern, der im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert gelebt hatte und als »Türkenbezwinger« berühmt geworden war. In der Nähe spielten ein paar Kinder unter den wachsamen Augen ihrer Mütter oder Babysitter Fangen.
    Leonardo Berghoff sah ihnen mit einem Anflug von Neid zu.
    132
    »Heute können Sie die Signora Berghoff nicht besuchen.« Die Angestellte am Empfang sprach wie viele Münchner recht gut Italienisch. Sie nannten ihre Stadt auch die »nördlichste Italiens«, so sehr fühlten sie sich Italien verbunden, und ein Großteil verbrachte gern den Urlaub an den oberitalienischen Seen.
    » Perché? Warum?«
    »Sie hatte einen Herzinfarkt.«
    »Einen Herzinfarkt?! Und wo ist sie jetzt?«
    »Im Klinikum Starnberg.«
    »Danke!« Leonardo Berghoff verließ das Altenheim mit der Pralinenschachtel in der Hand, stieg wieder ins Taxi und gab sein nächstes Ziel an.
    Doch auch dort durfte er Ingrid nicht sehen. Ihr Zustand sei sehr ernst, hieß es.
    Bei einem Infarkt in ihrem Alter, mit fast achtzig Jahren, waren die Überlebenschancen nicht sehr hoch, sagte Leonardo sich. Er nahm sich ein Zimmer in einem Hotel am See, in der Nähe des Bahnhofs.
    Vor dem eingeschalteten Fernseher versank er in Grübeleien. Über den Bildschirm lief ein Film über Tiere in diversen deutschen Zoos. Berlin. Duisburg. Düsseldorf … Elefanten. Affen. Eisbären. Delphine …
    Leonard war versucht, noch einmal bei Beatrice anzurufen, doch das könnte riskant sein. Es war schon ein Fehler gewesen, ihre Nummer aus dem Bayerischen Hof in München anzuwählen. Warum nur war ihr Handy ausgeschaltet? Was war mit ihr passiert? Er
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