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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste
Autoren: Andreas Föhr
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Arztrechnung mit Überweisungsvordruck und eine Dose Katzenfutter. Es dauerte, bis die Frau in dem Chaos die Wagenpapiere gefunden hatte. Das stand für Kreuthner in auffallendem Widerspruch zum aufgeräumten Fahrgastraum. Wenn dieser Wagen auch nur zwei Stunden im Besitz der Frau gewesen wäre, hätte es darin ausgesehen wie auf einer Müllhalde. Etwas stimmte hier nicht.
    Schartauer ging mit dem Fahrzeugschein zum Streifenwagen zurück. »Ihr linkes Rücklicht geht nicht«, sagte Kreuthner.
    »Das tut mir leid. Ich fahr gleich zu einer Werkstatt. Versprochen.«
    »Ist eigentlich a Ordnungswidrigkeit.«
    »Ja, natürlich«, sagte die Frau. Kreuthner ging einmal um den Wagen herum in der Hoffnung, noch andere Mängel zu finden, doch das Fahrzeug war in einem hervorragenden Zustand. Es machte einen fast neuen Eindruck.
    Als Kreuthner zur Ampel blickte, stand sie immer noch auf Rot. Seit ihrem Eintreffen waren mindestens zwei Minuten vergangen. Kreuthner stellte sich vor die Ampel und sah die Straße entlang. Man konnte grob dreihundert Meter weit sehen, und es wäre zu erwarten gewesen, dass dort hinten irgendwo eine zweite Ampel stand. Aber da war nichts. Die Sache kam Kreuthner immer verdächtiger vor. Er ging zu dem direkt vor der Ampel stehenden VW Golf, der im Gegensatz zu dem BMW einen äußerst unordentlichen Anblick bot. Die Rückbank war mit Papieren übersät, auf denen Charts, Kurven und Tabellen ausgedruckt waren. Kreuthner hatte wenig Ahnung von diesen Dingen, konnte aber an den Überschriften erkennen, dass einige der Papiere Finanz- oder Börsendaten enthielten. Hinter dem Fahrersitz stand ein Attaché-Köfferchen in teuer aussehendem Leder. Die Papiere und das Köfferchen passten weder zu dem alten Kleinwagen noch zu seinem Fahrer. Er war etwa so alt wie die Frau im BMW und gekleidet wie ein Waldarbeiter. Auf dem Beifahrersitz lag eine orangefarbene Sicherheitsweste. Der Mann sagte wenig, als er Führerschein und Fahrzeugschein aushändigte. Kreuthner gab die Papiere an Schartauer weiter, der ihm das Ergebnis der Überprüfung des BMWs mitteilte. Es liege nichts vor. Der Wagen gehöre allerdings nicht der Dame, sondern einem gewissen Diego Waldleitner. Unter normalen Umständen hätte Kreuthner die Frau einfach gefragt, wie sie an den Wagen komme. Wenn sie gesagt hätte, der Halter sei ihr Schwager, und keine Diebstahlsanzeige vorlag, wäre die Sache erledigt gewesen. Kreuthner blickte zur Ampel. Sie stand immer noch auf Rot. Er wies Schartauer an, Herrn Waldleitners Telefonnummer ausfindig zu machen, und ging zum BMW zurück.
    »Ich würde gern Warndreieck und Verbandskasten sehen.« Die Frau sah ihn an, als hätte er sie gebeten, sich auszuziehen. »Is was?«, fragte Kreuthner und schlug einen etwas strengeren Ton an.
    »Nein. Ich hatte nur überlegt, wie der Kofferraum aufgeht. Ich … ich hab den Wagen noch nicht so lang.«
    »Hinten am Kofferraumdeckel gibt’s einen Knopf.«
    Die Frau stieg aus, ging mit eiligen Schritten zum Kofferraum und starrte anscheinend ratlos auf den Kofferraumdeckel. »Da, rechts«, sagte Kreuthner.
    »Ach da«, sagte die Frau. Ihre Hand bewegte sich zögerlich in Richtung des Knopfes. Unmittelbar bevor sie ihn drückte, rief Schartauer aus dem Streifenwagen, dass er Herrn Waldleitners Telefonnummer habe. Kreuthner ließ die Frau stehen und ging zum Streifenwagen.
    Diego Waldleitner war mit dem Auto unterwegs, als Kreuthner ihn auf dem Handy erreichte.
    »Wie viele Autos besitzen Sie?«
    »Eins. Und eins ist auf meine Frau zugelassen. Warum?«
    »Sie fahren gerade in Ihrem dunkelblauen BMW 745 i?«
    »Richtig. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Eine Routineüberprüfung. Sagen Sie mir bitte noch Ihr Kennzeichen?«
    Waldleitner nannte sein Kennzeichen. Es war ebenjenes Münchner Kennzeichen, das Kreuthner an dem blauen BMW sehen konnte, der fünf Meter vor ihnen stand. Er bedankte sich bei Waldleitner und dachte nach. Schartauer hingegen war verwirrt. Wie konnte es sein, dass der Wagen gleichzeitig hier und auf dem Mittleren Ring in München war? Kreuthner kannte die Antwort. Mit dem gleichen Trick war es der RAF in den siebziger Jahren über lange Zeit gelungen, die Polizei zum Narren zu halten. Man hatte ein Auto eines bestimmten Modells in einer bestimmten Farbe ausgespäht. Dann wurde ein identischer Wagen gestohlen und mit einem gefälschten Nummernschild versehen, das dem des ausgespähten Wagens entsprach. Wenn man in eine Polizeikontrolle geriet und Kennzeichen
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