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Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht

Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht

Titel: Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
Autoren: Michael P. Kube-McDowell
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unterbrechen Sie mich, wenn ich da etwas nicht mitbekommen habe, Doktor, aber Maltha Obex hat doch gar keine Monde und…«
    Eckels nickte. »Aber Qella hatte welche. Monde, die in keiner Weise bemerkenswert waren – nichts, was etwa eine großartige Mythologie hätte inspirieren können. Zumindest solange nicht, bis einer davon vom Himmel fiel.«
    »Die Eiszeit war also die Folge eines aus der Bahn geratenen Mondes«, sagte Luke mit nachdenklicher Miene.
    »Ja, so scheint es jedenfalls«, sagte Eckels. »Der kleinere Mond war irgendwann einmal eingefangen worden und hatte eine unregelmäßige Bahn. Rückrechnungen aus den Aufzeichnungen von R2 ergaben, dass das Gravitationsfeld des größeren Mondes Bahnstörungen bei dem eingefangenen Mond erzeugt hat – rund gerechnet etwa hundert Jahre vor seinem Absturz.«
    »Und die Qella haben gesehen, wie es geschah. Sie wussten, was ihnen bevorstand«, sagte Luke. »Und sie haben die Warnung und die ihnen verbleibende Zeit genutzt, um dieses Schiff zu bauen.«
    »Die größte und letzte Leistung ihrer Spezies«, sagte Eckels. »Nach dem zu schließen, was ich gesehen habe, verfügten sie nicht über die technischen Möglichkeiten, um einen Mond zu zerstören oder abzulenken – auch nicht einen so kleinen Mond wie den, der sie bedrohte. Sie verfügten auch nicht über die Mittel, um einen dicht besiedelten Planeten mit einigen hundert Millionen Einwohnern zu evakuieren.«
    »Dazu hätten sie Tausende von Schiffen von der Größe des Vagabunden gebraucht«, sagte Luke. »Eine in der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, unlösbare Aufgabe.«
    »Aber eines konnten sie bauen und es wegschicken, ehe das Ende kam«, sagte Eckels. »Als Landos Expedition das Planetarium ansah, sahen sie dieses System so, wie es zu der Zeit war, als der Vagabund es zuletzt gesehen hatte – vor dem Absturz des Mondes, vor der Zerstörung der Qella und vor dem Tode ihres Planeten unter einer Eisdecke.«
    Eckels sah zum vorderen Cockpitfenster hinaus auf die Gesichter der Galerie. »Ihr Freund Lando hatte Unrecht«, fuhr er dann fort. »Was hier ist, ist sehr real und greifbar. Dieses Schiff ist keine Sammlung von Gegenständen. Es ist eine Sammlung von Ideen. Vielleicht werden wir nie erfahren, weshalb das so ist. Aber für die Qella hatten diese Ideen einen wesentlich höheren Wert als ihr Leben, und das, was wir als wertvoll empfinden, ist es auch, was unserem Leben einen Sinn verleiht. Die Qella haben uns ein grandioses Geschenk hinterlassen – eine grandiose, trotzige Sinnlosigkeit.«
    »Sinnlosigkeit?«, fragte Luke. »Und was ist mit diesen Dingen im Inneren? Lobot besteht darauf, sie als die Qella zu bezeichnen. Sie haben gesagt, sie würden wie Qella aussehen. Und jetzt hat das Schiff sie nach Hause gebracht.«
    Eckels sah mit gerunzelter Stirn auf sein Datapad. »Aber es sind nur ein paar Tausend auf einem Schiff, das wesentlich mehr hätte fassen können.« Eckels schüttelte den Kopf. »Nein, es kann nicht sein. Dies ist keine Arche, nicht einmal ein Rettungsboot. Diese Körper haben die Aufgabe, dieses Schiff zu kontrollieren und zu schützen, sie sind nicht der Schatz, den es enthält. Der wahre Schatz dieses Schiffes sind die Ideen und die Erinnerungen – an tausend Jahre Geschichte, tausend Jahre Kunst, eine biomechanische Wissenschaft ohnegleichen. Nein, das ist kein Museum. Das ist ein Denkmal.«
    »Nein«, widersprach Luke hartnäckig. »Das ist noch nicht alles – hier ist noch mehr.« Er wandte sich ab und ließ sich elegant durch die offene Zugangsluke fallen. Er hielt sich an der Rumpfwand fest, stieß sich ab und katapultierte sich nach vorn, weg vom Skiff, hinein in die Stille und die Dunkelheit des Zwischenraums.
    Und dort, als er langsam an der Qellagalerie entlang schwebte, dehnte Luke seine Sinne aus, griff nach dem Planeten in der Tiefe. Doch er fand dort nur grenzenlose Stille. Da war keine Spur von Lebensenergie, kein Reservoir der Macht. Die unter der Eisdecke liegende Planetenoberfläche war von derselben tiefen Stille erfüllt wie die Felsmasse darunter.
    »Wonach suchen Sie?«
    »Nach einem Grund, um auf die Schmelze zu warten«, sagte Luke.
    »Nur, um seine Reise fortsetzen zu können«, sagte Eckels. »Mehr hat es nicht bedeutet.«
    »Psst«, machte Luke. Er hatte sich an die Außenhaut des Vagabunden treiben lassen, streckte jetzt die Hände aus und zog sich hin. Er lauschte den komplizierten Rhythmen des Schiffes und nach einer Weile lösten sie
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