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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei
Autoren: Alfred Leman
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Obligatorische Friedfertigkeit durch permanente Verzückung. Mon Dieu! Was für ’ne schnucklige Art von Staatsräson…« Giron hörte Kichern. »Du bist gut versorgt. Hast vergessen, was Hunger ist, was?« Die Stimmen verloren sich. »Freundlich…, betrunken…« Bis zuletzt hörte er Rahels Kichern.
      Giron rührte sich nicht. Etwas überaus Einleuchtendes lag in der Luft, aber der Sog durch das Rollo hin zur Messe vertrieb die Idee. Er kickte die Tasten auf »aus« und stürzte zum Korridor. Die Frauen hatten das Ende des Ganges schon erreicht, Grazie neben hausbackener Geradlinigkeit, auch von hinten.
      Vor der Messe hielten sich schon ein paar Leute auf. Giron sah Lebhaftigkeit, bedrängt von Enge, fiebrige Beschleunigungen wie in einem zu schnell herunterrasselnden Film. Etwas Goldblitzendes flatterte über den Köpfen, Blichers Pranke schwenkte eine Trophäe oder einen Beweis herum. Blicher trug nur blaue Shorts auf dem Leib, weiter nichts, vielleicht noch ein paar Ölflecke. Er redete zuviel und zu heftig, die Stimme war ihm fast abhanden gekommen.
      »So ein Unsinn!« schrie Tschuk. »Sie haben erreicht, was sie wollten.«
      Rahel manövrierte sich an Lampoo heran, der in zu properem Zustand über alle hinwegragte, weiter hinten, mit dem Rücken an der Wand. Sie zog Judy mit sich, die sie mit dem Arm umfing.
    »Erreicht? Wer denn? Wer hat etwas erreicht?« fragte Lampoo.
      Giron sah scharf zu Blicher hin. Blicher redete mit anhaltender Heftigkeit. Wofür agitierte er? Niemand hörte ihm zu.
      »Wer schon«, lärmte Tschuk. »Die mit ihrer durchtrieben sanftmütigen Art. Darauf soll einer gefaßt sein, wie durchtrieben die sind. Auf die Art haben sie’s erreicht.«
      Rahel sagte: »Halt dich ran, Großer. Boris läuft dir den Rang ab.« Dann sandte sie ihr Lächeln zu Lampoo hinauf, Berückung als Angriff aus Schwäche. »Noch böse? Nein, nun nicht mehr, nicht wahr?«
      Judy zog Rahel von Lampoo weg zu Blicher, um den zu bremsen.
      Giron fing endlich ein paar Brocken von Blichers fast stimmloser Rede auf:… Sichtfreies Gelände…, variable Standorte der Station, eine Art nomadisches Umherziehen… Allmacht der Technik, wenn man sie nur gebrauche. Der Jeep spielte eine mehrmals wiederkehrende Rolle. Giron glaubte zu begreifen, wie sich Blicher den Fortgang der Dinge dachte.
      »Und was wollten sie?« Lampoo wandte sich an Tschuk. »Was schon«, sagte Tschuk, »daß wir uns mit ihnen befassen.«
      Von jenseits des Messerollos erschallte Gelächter. Das Geräusch erzeugte einen Moment der Stille. Selbst Blicher hielt inne in seinem Monolog. Rahel studierte Blichers schwitzendes rotes Gesicht.
      »Meine Güte«, brachte Blicher heraus, »ist der denn da drin?«
      »Jermakow? Wo soll der denn sonst sein?« Rahel fragte: »Du bist doch in Ordnung, Blicher, was?« Da ging das Rollo schon hoch, und sie sahen alle, daß es wirklich ihr Chef war, der da lachte.
      Giron bog den Hals, um die BECKMESSER-Uhr zu entdecken. Der Zähler des Countdown war tatsächlich erloschen.
      »Ja, Salman«, rief Jermakow lebhaft über die Köpfe hinweg, »der Funkspruch der BEAGLE lief eben ein.«
      Dann hörte man Orlows Stimme aus einer Nische des BECKMESSERS hervordringen: »Es ist noch mal gut gegangen.«
      »Sehr gut. Hervorragend. Wir stehen wieder im Plan. P acht.« Die Brille des Leutnants schoß Funken grünen Widerscheins.
      »Gerade noch«, sagte Orlow. »P acht. Präzise!«
      »Gerade noch… Es ist gerade noch gut gegangen«, sagte Orlow auf seine bohrende Art, »mit einem Trick… Mit einem miesen Trick, Andrej. Was glaubst du, wie lange sie brauchen, um dahinterzukommen? Einen Tag? Eine Minute? Ich habe… Aber du willst nicht wissen, was ich gemacht habe…« Orlow fuhr fort zu reden.
      Ein Rest des Lachens stand noch in Jermakows Gesicht. Giron sah zu, wie das Lächeln langsam gefror, während Jermakow zuhörte. Am BECKMESSER blinkten zwei Rufleuchten in Gelb.
      Giron spähte nach Judys rotem Schopf. Mehr durch Gesten als durch Worte bedeutete er ihr über das Durcheinander hinweg, daß er sie und Rahel gehört habe und daß sie Jermakow mitteilen solle, was sie denke.
      Judy drängte sich folgsam zwischen die Leute und in die Messe hinein. Jermakow behielt die optischen Rufer im Auge, inzwischen leuchteten zwei schon rot, und dann schien er auf Orlow und zugleich auch auf Judy zu hören, die von rechts und links auf ihn einsprachen. »Du willst die
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