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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod
Autoren: Harry Thürk
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Spurensicherer. In dem geräumigen Blechkasten konnten wir auf Hockern sitzen. Bevor Bobby sich äußerte, brannte er sich eine Bastos an, so daß ich am liebsten zu einer Rauchmaske gegriffen hätte. Aber was der Freund mir zu sagen hatte, war schon ein wenig Atemnot wert.
    Â»Wir mußten die Dame ins Hospital bringen lassen. Total durcheinander. Schock. Konnte uns gerade noch sagen, sie sei bei der Rückkehr von einer späten Erledigung im Juwelenladen der Ronaldos in ihrem Apartment von diesem Mann empfangen worden. Mit Pistole. Wollte Geld. Die Frage, ob er ihr an die Wäsche wollte, hat sie gar nicht beantwortet. Konnte nicht sehr geordnet berichten. Stotterte. Habe sich ein Herz gefaßt, als er glaubte, sie sei völlig verängstigt, und ihm einen Stoß gegeben. Vor die Brust. Oder sonstwohin. Sie wußte es nicht mehr genau. Jedenfalls sei er durch das venezianische Fenster zu dem winzigen Balkon gefallen. Habe soviel Schwung gehabt, daß er über das Geländer schoß ... Bang!«
    Â»Bang!« machte ich in Gedanken. Bobby zog an der Schwarzen. Sah mich an. Ich fragte ihn: »Genick gebrochen?« Keine besonders intelligente Frage angesichts der Höhe des Hauses. Bobby gab sachlich zurück: »Der hat neben dem Genick keinen ganzen Knochen mehr im Leib.«
    Â»Du sagtest Pistole?«
    Â»Beretta. Spielzeug. Nicht abgefeuert.«
    Es kam mir eigenartig vor, daß Liao Tu, wenn er Miß Silva etwas anhaben wollte, eine Pistole benutzen würde. Aber es war natürlich möglich. Nun hatte ich Bobby zunächst einmal einiges mitzuteilen, fand ich. Ich sagte: »Du wirst überrascht sein, aber ich war vor ein paar Stunden noch hier ...«
    Â»Bei Miß Silva?«
    Ich klärte ihn über das auf, was ich in den späten Abendstunden erlebt hatte. Einschließlich meiner Beobachtung von Miß Silva in Ronaldos Geschäft. Er hörte sich das alles gelassen an, und als ich fertig war, schwieg er eine ganze Weile, bevor er schließlich meinte: »Wenn du mich fragst, das sieht einer Falle verdammt ähnlich. Erst lädt sie dich ein. Dann ist sie nicht da, sondern dieser Liao Tu, von dem wir ja inzwischen wissen, daß sie ihn zumindest kannte. Der suchte dich sowieso, wahrscheinlich weil er erfahren hatte, daß du von dem Parkplatzwächter seine Beschreibung bekommen hast. Den Wächter hat vermutlich er umgebracht. Weil der ihn identifizieren konnte. Glück für dich ...« Es war eine ungewöhnlich lange Rede für ihn.
    Bobby wollte nicht, daß ich mit Miß Silva in Verbindung trat, bevor die Leiche Liao Tus obduziert und die Wohnung der angeblich überfallenen Frau gründlich untersucht war. Als ich ihn auf den Ford aufmerksam machte, der immer noch da stand, wo er mir gestern abend aufgefallen war, erntete ich eine Anerkennung, die mein Freund nur selten vergab. Er klopfte mir auf die Schulter und murmelte so, daß ich es gerade noch verstehen konnte: »Ein Glück, daß es dich gibt!« Damit ich das nicht allzu ernst nahm, fügte er grinsend an: »Was würde die Hongkonger Polizei sonst anfangen!«
    Es war ein günstiger Augenblick, meinen Wunsch vorzubringen: »Bevor ihr mit der Dame tätig werdet, habe ich noch eine kleine Rechnung mit ihr. Wirst du das berücksichtigen?«
    Er sagte es mir zu. Und wenn Bobby etwas zusagte, galt das. Er machte sich auf nach Hung Hom, ins Wuhu Sailors Home . Von dort rief er mich an, als ich auf der Rückfahrt war. Er klang etwas enttäuscht, als er gestand: »Wir haben so gut wie nichts gefunden. Streng genommen ebenso wenig wie bei der Lady, um Ernst zu machen.«
    Â»Die Wohnung des Toten ist sauber?«
    Â»Wohnung ist ein Scherz. Es handelt sich um eine Bude, in der es nicht einmal ein sauberes Handtuch gibt!«
    Â»Das war wohl nicht viel anders zu erwarten gewesen«, tröstete ich ihn. »Aber ich werde dir die Lady auf einem silbernen Tablett liefern!« Dafür erntete ich ein Grunzen. Dann versprach er, sich zu melden, sobald er den Befund der Obduktion bekam.
    Mein Groll gegen die aparte Dame Silvia stieg indessen von Stunde zu Stunde. Wer mich kennt, der weiß, daß ich mich von ausgefuchsten weiblichen Wesen so gut wie nie irreführen lasse. Aber hier war es einem solchen Exemplar geglückt, mich in einer Weise an der Nase herumzuführen, die mein Selbstwertgefühl anknabberte wie eine Ratte den Schinken. Sie
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