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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod
Autoren: Harry Thürk
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Scotch und viel Wasser. Es wäre eine Gotteslästerung gewesen, hier etwa nach meinem Lieblingsgetränk, gelber Limonade (Made in Hongkong), zu fragen. So entbehrte ich den belebenden Effekt des heimatlichen Getränkes und wurde trotz – oder gerade wegen – der säuselnden Musik des Gitarrentrios so müde, daß der Barmann es merkte und mir einen weiteren Scotch empfahl. Ich nahm ihn. Eine halbe Stunde und etwa ein halbes Dutzend sanfte Inselmelodien später war ich reif für die Nacht und schleppte mich in mein rosa Paradies. Es roch immer noch ein bißchen nach Luau-Schwein, aber möglicherweise bildete ich mir das wiederum nur ein.

    Am Morgen war ich so frisch wie ein Ei auf dem Markt in den New Territories. Ich schaltete das Zimmerradio ein und erfuhr, daß die Temperatur bereits zwanzig Grad Celsius betrug, daß weder Sturm noch Regen für die nächsten zwei Stunden zu befürchten wären. Worauf ich mich entschloß, der Dame Hana Teoro einen Besuch abzustatten.
    Doch zuvor hatte ich mich beim Police Department Honolulu sozusagen höflichkeitshalber vorzustellen, wie es mir mein alter Freund Bobby Hsiang geraten hatte, der immer noch die Geduld besaß, mit der Hongkonger Polizei für Recht und Ordnung zu sorgen.
    Unter der Nummer, die ich aufgeschrieben hatte, gab es zunächst nur die bekannten Signaltöne, aber kurz bevor ich aufgeben wollte, knackte es in der Leitung, und eine Stimme sagte in beruhigendem Baß: »Commissioner Warren ist dienstlich abwesend. Sie sprechen mit Detective Tamasaki. Kann ich Ihnen helfen?«
    Â»Vielleicht können Sie das«, äußerte ich mich vorsichtig, bevor ich mich vorstellte und ihn wissen ließ, daß mir gewissermaßen von amtlicher Seite geraten worden war, mich an Mister Warren zu wenden.
    Er ließ mich höflich ausreden, aber dann teilte er mir ebenso höflich mit, das sei schon in Ordnung, er wisse Bescheid, und statt Commissioner Warrens würde er mit mir sprechen, selbstverständlich, allerdings habe er mit Sicherheit bis zum Abend über einer Sache zu arbeiten, die morgen vor Gericht kam.
    Â»Wir könnten nach Ihrer Arbeit irgendwo ein Bier trinken ...«, versuchte ich es. Er sagte überraschend schnell zu. Schlug mir vor, eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit in der Hotel Street zu sein.
    Â»Das ist nicht das feinste Viertel, aber dafür ist es das wirkliche Zentrum vom Zentrum Honolulus, auch wenn das manche Leute bestreiten. Kennen Sie sich aus?«
    Â»Nicht so gut«, gestand ich.
    Â»Wo wohnen Sie?«
    Als ich es ihm sagte, stöhnte er verhalten, aber er faßte sich schnell. Ich sagte ihm noch die Zimmernummer, obwohl er die gar nicht brauchte. Er informierte mich: »Sie fahren westwärts aus Waikiki heraus. Da kommen Sie zuerst am Ala Moana vorbei. Das ist die Gegend, wo die Leute das Einkaufen zur Kultur machen wollen. Danach kommt das, was Ausländer unverständlicherweise Chinatown nennen. Und wenn Sie da durch sind, liegt die Hotel Street vor Ihnen. Nummer 812. Das Restaurant heißt Trade Winds . Verschiedene Küchen, alle gleich schlecht. Aber gutes Bier. Mäßige Preise. Ich habe sowieso dort zu tun, also treffen wir uns da. Fragen Sie eine Kellnerin nach mir. Bis dann!«
    Bevor er auflegen konnte, schob ich ihm schnell noch die Frage hin: »Darf ich inzwischen an einem Fall arbeiten? Sozusagen bevor ich amtlich bekannt bin?«
    Er lachte: »Sie kennen die Sitten, Mister Lim Tok! Wir schätzen es nicht, wenn man uns in den Weg kommt, ja. Kenntnisse von gesetzeswidrigen Handlungen müssen an uns gemeldet werden. Ansonsten liegt Oahu vor Ihnen, wie ein ...«
    Â»Ja, ich weiß!« fiel ich ihm ins Wort. Besser, man ließ ihn nicht weiter über etwaige Beschränkungen nachdenken.
    Â»Bis dann, Mister Tamasaki!«
    Ich hatte es sogar fertiggebracht, mir seinen Namen zu merken. Laureen hatte ihn erwähnt, das fiel mir jetzt ein. Er war über den Fall informiert. Stammte aus einer dieser gemischten Familien, in denen der Vater Japaner ist. Auf Hawaii, soviel hatte ich schon bei meinem ersten kurzen Aufenthalt damals festgestellt, sind, ähnlich wie bei uns, die Mädchen aus solchen gemischten Familien entschieden hübscher als die Jungen. Und das brachte mich zu der Sängerin, von der ich wußte, daß sie eine Hawaiianerin von Geburt war. Ohne fremdländischen Elternteil. Und solche Mädchen
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