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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod
Autoren: Harry Thürk
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Nicht jedem gelingt es, eine innere Regung aus dem Gesicht auszusperren. Ich fragte nach: »Wohnt sie in Honolulu? Kann man mit ihr sprechen?«
    Â»Ich weiß nicht, wo sie wohnt. Wenn sie keine Platten macht oder in Hotels auftritt, ist sie in Laie. Singt im Polynesischen Kulturzentrum. Folklore für die Touristen.«
    Es klang nicht gerade feindselig, aber da war ein kühler Unterton, der mich warnte: Meine Freundin ist sie nicht!
    Â»Ich werde sie natürlich aufsuchen«, bemerkte ich beiläufig. »Da uns selbst der geringste Anhaltspunkt fehlt, werde ich überhaupt mit einer Menge Leute sprechen müssen, bis sich vielleicht ein Zusammenhang mit dem Verschwinden deines Mannes abzeichnet.«
    Sie nickte. Schob mir einen Autoschlüssel und eine Hülle mit Fahrzeugpapieren über den Tisch. »Ich habe dir ein Auto gemietet. Ein drei Jahre gefahrener Chevy. Ist es dir recht?«
    Â»Ganz ungeheuer recht.« Ich grinste. Ich erinnerte mich, daß man hier zwar an jeder Straßenkreuzung Autovermieter fand, aber meist wurden nur diese leichten Sommerfahrzeuge angeboten, die gegen einen Regen ungeschützt waren. Strandautos. Eine Limousine zu erwischen, die noch dazu ohne Stottern rollte, war Glückssache. Ich hatte da von meinem letzten Besuch so meine Erfahrungen. Zu meinen unauslöschlichen Erinnerungen an Oahu gehörte das Erlebnis, in einem defekten Strandbuggy im äußersten Winkel von Kaneohe zu sitzen und einen dieser Platzregenschauer durchzustehen, die hierzulande so häufig sind wie Bettler in Kowloon. Ein Strandbuggy übrigens, bei dem sich nicht einmal die lächerliche Verdeckplane bewegen ließ, die auf dem Heck lag. Dagegen war ein Chevy doch ein Luxusfahrzeug!
    Ich ließ mir noch Laureens Adresse in Waialae und ihre Telefonnummer geben, und zuletzt wollte ich wissen, an wen ich mich im Aufnahmestudio von Aloha Records wenden könnte, wenn es Nachfragen gab, die dort zu erledigen waren.
    Â»Frank Osborn«, riet sie mir. »Er behält den Überblick, seitdem Wes verschwunden ist ...«
    Danach gab es nur noch geräucherten Lachs und gedünstete Schweinelende, aromatische Bataten und eine Menge Früchte zum Dessert. Ab und zu einen Blick hinaus auf den Strand, wo die Sonnenjünger wie Ameisen durcheinanderkrochen. Nur daß sie Badehosen trugen, was man bei Ameisen nicht antrifft, jedenfalls nicht in Hongkong. Weit draußen blinkten ein paar Segel. Und in Strandnähe vollführten immer noch Wellenreiter unermüdlich ihre Kapriolen.
    Ich brachte Laureen zu ihrem Wagen, und wir versprachen uns, telefonisch in Verbindung zu bleiben. Bevor sie abfuhr, teilte sie mir noch dezent mit, Spesen für vorerst zwei Wochen seien in einem Umschlag auf meinen Namen an der Rezeption deponiert.
    Ich fand tatsächlich ein respektables Päckchen Greenbacks in meinem Schlüsselfach. Eigentlich hätte ich jetzt Waikiki erkunden sollen, aber ich war nach dem langen Flug und dem üppigen Essen so müde, daß ich mich erst einmal zu einem Schläfchen niederlegte.
    Als ich in meinem rosa Salon aufwachte, war es dunkel, nur ein paar mittels Dämmerungsschalter zu betätigende Orientierungslichter brannten. Durch die geöffnete Balkontür drang leise Musik.
    Unten auf dem Rasenstück glühten die Grillfeuer der Luaus. Ich glaubte, bis hier herauf den Duft von brutzelndem Schweinefleisch zu schnuppern, aber das war vermutlich eine jener Illusionen, die die Glücklichen Inseln berühmt gemacht haben. Eine andere war, daß ich zuweilen, wenn ich in den Himmel blickte, Sternschnuppen zu sehen vermeinte. Aber Sinnestäuschungen dieser Art kannte ich aus Hongkong.
    Dort kam es vor, daß mir, wenn ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Aberdeen eine bemerkenswerte Dame entdeckte, der Duft ihres Parfüms um die Nase zu fächeln schien. Unsinn natürlich, auch.
    An der Tür des Appartements mahnte eine Tafel das Tragen eines Schlipses an für den Fall, daß man abends in die Bar wollte. Ich wollte. Einen rosa Schlips, stilecht zur sonstigen Dekoration, hatte ich leider nicht mitgebracht, ich bedauerte, daß ich mir diesen Scherz nicht leisten konnte. Doch in der Bar erkannte ich dann, daß der ganze Schlips-Hinweis offenbar nur für Leute der unteren Verdienstgruppen galt. Da, wo Dom Perignon getrunken wurde, in den Nischen, waren Schlipse nicht zu sehen.
    Ich begnügte mich mit etwas
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