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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabine Klewe
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Streifenwagen. Die Polizei hatte mein Zimmer durchwühlt, angeblich, weil ich Flugblätter von verbotenen linksextremen Gruppierungen aufbewahrte. Tatsächlich hatten Freunde bei mir ein paar Kartons mit Flugblättern untergestellt, aber es war nichts Verbotenes darunter. Leider hat die Polizei bei der Durchsuchung auch eine Adresse gefunden, die sie nicht hätten finden sollen. Einer meiner Bekannten wurde wegen schwerer Körperverletzung gesucht und war untergetaucht. Mit der Adresse haben sie ihn ausfindig gemacht.« Manfred fuhr sich durch das Haar. Seine Augen brannten, etwas schien in seiner Kehle festzusitzen. Die Erinnerungen taten weh. »Sie nahmen mich mit auf die Polizeidienststelle und verhörten mich. Es war die schrecklichste Nacht meines Lebens. Ich hatte eine scheiß Angst. Die Bullen haben mich behandelt wie einen Schwerverbrecher. Aber das Schlimmste war, dass meine Eltern nicht an meiner Seite standen. Im Gegenteil, es war mein Vater gewesen, der mich angezeigt hatte.«
    »Ach du Scheiße«, murmelte Katrin. Manfred spürte, wie sie seinen Arm berührte.
    Hastig wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. »Am nächsten Tag ließen sie mich laufen. Sie hatten nichts gegen mich in der Hand. Ich fuhr nach Hause, packte ein paar Sachen und zog zu einem Freund, dessen Eltern liberaler eingestellt waren. Bis zum Abitur ein halbes Jahr später lebte ich bei diesem Freund, dann zog ich zum Studieren nach Düsseldorf.« Er nahm Katrins Hände. »Ich verurteile meinen Vater nicht dafür, dass er streng war, auch nicht dafür, dass er ein rückständiges Weltbild hatte. Aber ich habe ihm nie verziehen, dass er mich, seinen einzigen Sohn, an die Polizei verraten hat.«

    *

    Inzwischen war es dunkel. In den meisten Häusern in Kestenbach brannte Licht, die Show war vorbei, die Leute waren heimgegangen. Katrin und Manfred standen Arm in Arm vor dem Regen geschützt unter dem Vordach des Schuppens und schauten ins Tal.
    »Eigentlich ein schöner Ort«, sagte Katrin. »Doch irgendwie scheint ein Fluch darauf zu liegen.«
    »Ich glaube nicht, dass es die Orte sind, auf denen Flüche liegen. Das machen die Menschen ganz allein.«
    Katrin lachte auf und sah ihn an. »Ich fürchte, das stimmt.« Sie wurde wieder ernst. »Ich frage mich, wo Anna Henk und Klaus Herrmanns stecken. Ob die Polizei sie schon gefunden hat?«
    »Hätte dein Spezi dich dann nicht angerufen?«
    »Mein Spezi?« Katrin verdrehte die Augen.
    »Gib es zu, du hast noch immer eine Schwäche für ihn.« Manfred sah sie an.
    Katrin senkte den Blick. »Anfangs hat es mich, ehrlich gesagt, umgehauen, ihn wiederzusehen«, gab sie zu. »Aber ich habe mich schnell wieder an das erinnert, was mich schon damals an ihm störte. Micha ist ein Spießer. Und Spießer sind mir ein Gräuel.«
    Manfred drückte sie an sich. »Da bin ich aber froh«, raunte er und küsste sie.
    Wieder blickten sie auf das Dorf.
    »Glaubst du wirklich, dass er Anna umbringen will?«, fragte Katrin.
    »Ich weiß nicht«, Manfred hob die Schultern. »Ich erinnere mich nur sehr dunkel an ihn. Dieter Mäder war auf jeden Fall derjenige, der in der Clique den Ton angegeben hat. An Thomas Pütz erinnere ich mich fast gar nicht. Aber Klaus ist, glaube ich, immer nur hinter den beiden hergerannt und hat mitgemacht, was seine Freunde angeleiert haben.«
    »Und jetzt bringt er einfach so eine alte Frau um, die er schon sein Leben lang kennt?« Katrin schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Er steht unter extremem Stress. In einer solchen Situation ist alles denkbar.«
    »Theoretisch schon«, gab Katrin zu. »Aber ich kann es mir trotzdem schwer vorstellen.« Sie zog ihr Handy hervor. Rasch suchte sie im Internet ein Telefonverzeichnis und wählte die Nummer an, die sie dort fand.
    »Mäder«, meldete sich eine misstrauische Stimme.
    »Frau Mäder? Gitta? Hier ist Katrin Sandmann. Sie erinnern sich an mich?«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich bräuchte eine Auskunft. Wissen Sie, ob Klaus Herrmanns einen Ort hat, an den er sich zurückziehen könnte, eine Hütte im Wald vielleicht? Ein leerstehendes Ferienhaus?«
    »Das hat die Polizei auch schon gefragt. Nein, er hat keine Hütte im Wald. Wozu auch?«
    Katrin seufzte. Wäre ja auch zu schön gewesen. »Denken Sie noch mal nach. Vielleicht hat er einen Freund oder Verwandten, der einen solchen Unterschlupf besitzt? Oder vielleicht jemanden aus dem Dorf?«
    »Nein, davon weiß ich nichts.«
    »Nun ja …«
    »Warten Sie, einen
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