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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabine Klewe
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finden. Die Tasche war das Letzte, was noch fehlte.
    Behutsam stieß Katrin die Tür auf und trat ein. Eine Lampe gab es nicht, doch durch ein schmutziges kleines Fenster fiel etwas Licht. Der Schuppen war kleiner, als sie gedacht hatte. Ein alter Leiterwagen nahm fast den gesamten Raum ein. An einer Wand hingen einige alte landwirtschaftliche Geräte, eine Sense, eine große Harke und einige weitere Gegenstände, deren Zweck Katrin nicht kannte. In der Ecke hinter dem Leiterwagen lag ein Haufen Lumpen. Den nahm Katrin sich als Erstes vor. Beim Näherkommen erkannte sie, dass es sich um Jutesäcke handelte, in denen früher vermutlich Kartoffeln transportiert worden waren. Vorsichtig hob sie die Säcke an. Nichts.
    Als Nächstes kletterte sie auf den Leiterwagen. Das Holz ächzte unter ihrem Gewicht, doch es hielt. Sie tastete die Sitzbank ab, spürte aber nichts als Staub und ein paar Strohhalme. Unter der Bank befand sich eine hölzerne Kiste. Katrin wischte mit den Fingern ein Spinnennetz beiseite und zog die Kiste hervor. Der Deckel war nicht verschlossen. Katrin hob den Deckel hoch und hielt die Luft an. Im Inneren der Kiste befand sich nur ein einziger Gegenstand: eine Umhängetasche aus dunklem Leder.

19
    Als Manfred Katrin rufen hörte, wusste er sofort, dass sie die Tasche gefunden hatte. Sie hatte also mal wieder den richtigen Riecher gehabt. Er fand sie auf einem alten Leiterwagen, sie saß auf dem Holzboden des Gefährts, Spinnweben im Haar und einen grauen Fleck auf der Stirn.
    Ihre Augen leuchteten. »Sie hatten doch Kontakt«, stieß sie atemlos hervor. »Vier Jahre lang.« Sie hielt ein Bündel vergilbte Brief hoch. »Dann bricht die Korrespondenz plötzlich ab.«
    Manfred schüttelte ungläubig den Kopf. »Die beiden haben sich Briefe geschrieben?«
    »Allerdings. Das hier sind zwar nur die Briefe, die Angelika ihm geschrieben hat. Aber aus den beiden, die ich angelesen habe, geht hervor, dass es sich um Antworten auf seine Briefe handelt.«
    »Ich fasse es nicht.« Manfred kletterte auf den Wagen und hockte sich neben Katrin. »So feige, wie diese Frau ihre Tochter versteckt hat, hätte ich vermutet, dass sie mit allem gebrochen hat, was sie an das Kind erinnerte. Und erst recht mit dem Mann, der sie in diese Lage gebracht hat.«
    »Das hatte ich auch angenommen«, antwortete Katrin. »So kann man sich täuschen.« Sie zog einen weiteren Brief aus dem Umschlag. »Sie hat ihm auf Deutsch geschrieben, vermutlich konnte sie kein Englisch.« Sie hielt das Papier in das spärliche Tageslicht, das durch das Fenster hereindrang. »Hör dir das an: › Mein lieber David, vielen Dank für deine tröstenden Worte. Sie bedeuten mir sehr viel. Wie recht du mit allem hast, was du schreibst! Und es tut mir in der Seele weh, unser Kind in diesem Loch zu sehen. Aber ich bin noch immer voller Hoffnung, dass es nur auf Zeit ist. Ernst ist ein guter Mann, eines Tages werde ich mit ihm über Cornelia sprechen, ich muss nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, vertrau mir. «
    »Er hat es also nicht gewusst«, unterbrach Manfred.
    »Sie hatte Angst, es ihm zu sagen. Bestimmt befürchtete sie, dass er sich von ihr trennen würde.«
    »Und wenn schon«, erwiderte Manfred ungehalten. »Sie hätte es ihm trotzdem erzählen müssen. Ihrer Tochter zuliebe.«
    Katrin senkte den Blick. »Das ist leicht gesagt. Wir sprechen von den fünfziger Jahren. Ein uneheliches Kind war schon Schande genug, und dann auch noch ein schwarzes? Vermutlich hätte Ernst Klamm die Scheidung eingereicht, und sie wäre schuldig geschieden worden und hätte ihre anderen beiden Kinder weggeben müssen. Zwei Kinder zu verlieren, um eins zu retten. Keine leichte Entscheidung.«
    »Ich verstehe es trotzdem nicht.« Manfred zog einen der Briefe aus der Tasche und betrachtete ihn. »Angelika hat als Absender den Grauweilerhof auf den Umschlag geschrieben, wohl damit ihr Mann nichts von der Korrespondenz erfährt.«
    »Das bedeutet, dass Marius eingeweiht war.«
    »Das war er ja ohnehin«, sagte Manfred. »Schließlich hat er das Kind betreut.«
    Katrin fuhr nachdenklich mit der Fingerspitze über das vergilbte Blatt in ihrer Hand. »Warum haben die beiden nicht geheiratet und ihre Tochter gemeinsam großgezogen? Wenn nicht hier in Deutschland, dann eben in den USA. Sie waren doch offensichtlich einander zugetan. Und sie scheinen ihre Tochter geliebt zu haben.«
    Manfred schüttelte den Kopf. »Damals herrschte Rassentrennung in den USA. Ich weiß nicht
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