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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten
Autoren: Verena Roßbacher
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so tüchtig gegessen hast, sagte Simon, weitermachen, dann bist du morgen schon zwölf.
    Obacht, sagte David leise, die Oma kömmt, sie breiteten ihre Servietten aus und waren brav, und Käse, rief er Frederik hinterher.
    Jaja, sagte Frederik, er drängelte sich durch die Gäste, die an der Theke auf einen Platz warteten, es war proppenvoll, klar. Sicher, es war immer schon voll gewesen, wegen dem Selbstläufer, neuerdings war es aber noch voller, neuerdings nämlich waltete und walkte Wolfram Siebeck höchstselbst in der Küche, immerhin hatte Frederik eine Wette gewonnen. Zumindest fast.
    Ich habe sie nicht gewonnen, sagte er düster, im Job, sicher, ich habe jetzt einen Job und, ja, da läufts prima, aber meine Frau? Siehst du hier vielleicht irgendwo meine Frau? Ich nicht.
    Auguste von Sydow tätschelte ihm begütigend die Wange, das kommt schon noch, sagte sie. Jetzt kommt erst einmal der Wolfram und zeigt uns, was er außer Wurst noch so auf dem Kasten hat, und dann isst du tüchtig und dann ergibt sich der Rest wie von selbst.
    Ich wüsste nicht, sagte Frederik pikiert, wie in der Historie jemals einer durch essen zu einer Frau gekommen wäre, immerhin warst du selbst es, die uns darüber informiert hat, dass Frauen keine dicken Männer mögen, es sei, hast du gesagt, ein Irrtum.
    In unserer Familie wird man nicht dick, sagte Frau Sydow zufrieden.
    Darf ich dich, rief Frederik, vielleicht an deine zahlreichen Diäten erinnern, von wegen dickem Hintern?
    Papperlapapp, seine Oma wischte das weg, ich hatte immer schon einen Hintern wie ein junges Fohlen, du verwechselst mich.
    Frederik schüttelte ungläubig den Kopf, verwechseln, mit wem soll ich dich denn bitte schön verwechseln, dich kann man nicht verwechseln, glaub mir.
    Vielleicht mit deiner Mutter.
    Auf meine Mutter kommt mir nichts! Meine Mutter hat keinen dicken Hintern!
    Frau von Sydow tätschelte ihm schon wieder die Wange, ah, das ist ein gutes Zeichen, dass du neuerdings deine Mutter in Schutz nimmst, ich würde sagen, du holst da in deiner psychischen Entwicklung was auf.
    Omi! Du redest, als wärst du in Behandlung bei Dr. Huhn! Du redest, als hättest du mit David einen Literaturzirkel!
    Ich bin bei Dr. Huhn und habe mit David einen Literaturzirkel!
    Das stimmte. Dr. Huhn betörte einfach jeden, ob jung oder alt, er und Auguste von Sydow würden noch so manchen lustigen Plausch halten. Und: Zwar hatte David die Krise im Allgemeinen hinter sich, sein Interesse beispielsweise am Feng-Shui hatte wirklich merklich nachgelassen, nichtsdestoweniger befand er, er müsse ja nicht gleich alles über Bord werfen, das würde wiederum nicht für seine neu erworbene Fähigkeit zur Kontinuität sprechen. So blieb er also den fünf Tibetern treu, seinem Hang zu den falschen Büchern und zu Freud und seinen vielen Kindern, weil die Psyche ist ein weites Feld, ein weites und geheimnisvolles Feld und er war fest entschlossen, dorten noch so manche schöne Blume zu pflücken.
     
    Aber ich merke, ich schweife ab! Wie konnte das nur passieren? Bislang zeichnet sich mein Bericht hier aus durch Stringenz und äußerste Knappheit und nun? Fange ich an zu pfuschen, komme ich etwa ins Schwadronieren und ins gesellige Plaudern, jetzt, wo es gilt, den Sack zuzumachen und das Buch wegzulegen? So haben wir nicht gewettet, liebe Freunde!
    Also, um es kurz zu machen: Siebeck, da waren wir, Frau von Sydow war also der Meinung, die damalige Wette verloren zu haben und sie hatte ihre Wettschulden eingelöst, hatte beim Siebeck angerufen, beim Wolfram nämlich.
    Wolfram, hatte sie ins Telefon gerufen, kennst du mich noch? Ich bin die Cousine von der Mutter von der Schwester –
    Ja richtig!, rief der Wolfram begeistert, ich erinnere mich!
    Und wirklich, so war es. Ein echter Sydow, Wolfram war ein echter Sydow. Und Siebeck? Ach, was hat ein junger Mensch nicht alles für Allüren! Hatte er sich einmal zugelegt, als Pseudonym nämlich, damit meine wirkliche Arbeit bewertet wird und nicht der Ruhm und Glanz meiner alten Familie. Na ja, über solche Kapriolen war er jetzt glücklich hinweg, ich meine, wenn bisher nicht seine wirkliche Arbeit bewertet wurde, stehen die Chancen nicht zum Besten, dass es noch mal so weit kommen würde, immerhin wird er demnächst hundert.
    Kurzum, er kehrte zurück in den Schoß der Familie, nicht, dass er die Auguste nun gerade geheiratet hätte, ich meine, was ist mit Barbara? Barbara Siebeck, nunmehr von Sydow, kam natürlich mit und fortan herrschte
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