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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten
Autoren: Verena Roßbacher
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Kamera, kletterte hoch, man sah sehr groß seine Nase. Das war die letzte Einstellung. Ein Gewackel, dann war es aus.

132. Was spricht der Magier?

    Irgendwie und irgendwann ging alles vorbei: das Jahr, der Winter, Schuld und Schmerz und Wut und Hadern, das alles holt die Zeit und macht es mürb. Vielleicht heilt Gott die Seele oder vielleicht die Zeit, vielleicht beide zusammen oder vielleicht ist der eine das andere, man weiß es nicht.
    Sie wussten nur, dass der, der tot war, gesagt hatte, ich bin wie Gott, und dass er Michael geheißen hatte und der kämpfte gegen den Drachen und Teufel und besiegte ihn. Ob er, Kowalski, nun was besiegt hatte und wenn ja, was, blieb ungeklärt. Ob er besiegt worden war und wenn ja, von wem, auch unklar. Wie und ob das alles zu deuten wäre und wenn ja, wie, ach, wer wüsste das zu sagen!
    Vielleicht ein Analytiker, vielleicht, ja, mit ziemlicher Sicherheit Dr. Huhn, der Magier aus Las Vegas, der Zauberkünstler vom großen Kontinent. Aber dort wollten weder Frederik noch David die Sache in ihrer ganzen Ausführlichkeit erläutern, es hätte Stunden gedauert und Jahre und so gerne redeten sie eigentlich gar nicht mehr. Sie wurden erwachsen und die Zeit ist ein rares Gut und ein flüchtiger Geselle, was auch immer das heißen mag.

133. Spielen Sie öfter mal mit Ihrer Schwimmnudel

    Alles war also in Sack und Tüten.
    Simon erfreute sich, eh klar, seiner Schwimmnudel. Manchmal sprach er von Kunst, von Neuen Medien, aber keiner hörte ihm zu.
     
    Erfreute sich seiner Schwimmnudel?, sagte Olaf perplex, was soll denn das heißen?
    Ah ja, rief ich, das habe ich fast vergessen!
     
    Das Leben hatte ihn nämlich in seiner Kunstfertigkeit weit überholt, das Leben hatte die Kunst überholt.
    Ich meine, sagte Frederik zum etwa hundertsten Mal zu David, so was liest man nicht mal in schlechten Büchern! Eine Zusatzversicherung! Ich kann es einfach nicht fassen, er kriegt Post von seiner Versicherung, er kriegt Post von der AOK .
    Von der AOK -Plus, sagte David.
    Meinetwegen! In der Post heißt es, er sei jetzt in einem Alter, in dem er etwas für seine Gesundheit tun solle, Wassergymnastik, heißt es in der Post, treiben sie doch fortan Gymnastik im Wasser und holen Sie sich Filine die Schwimmnudel gratis in einer unserer Filiale ab. Das ist doch, sagte er empört, keine Wassergym–
    Ja, sagte David, er wollte eigentlich los, er hatte es eilig. Er hatte es neuerdings immer sehr eilig, er war eingespannt in Job und Familie und die Zeit ist ein rares und hinreißendes Gut und er wünschte es sich auch nur einen Fingerbreit anders.
    Und dann, sagte Frederik hartnäckig, er packte David am Ärmel und hielt ihn fest, geht er irgendwann hin und sagt – ja, was? Guten Tag? Ich hätte gerne Filine die Schwimmnudel, die mir Dank meiner Zusatzversicherung zusteht?
    Genau, sagte David, er schüttelte an seinem Arm, du, ich muss jetzt –
    Und, Frederik fasste ihn noch ein wenig fester, und die Damen in der Filiale sagen: Gerne, Herr Glaser, einen Moment bitte, und gehen nach hinten und holen Filine, Filine, mit der er gerade ein Haus im Grunewald bezieht, Bäume, Kinder und Blumen sät und Walzer satt, ein völlig neues Programm?
    Exakt, sagte David, also, ich mach mal –
    Das ist doch ein Witz!
     
    Kein Witz, haargenau so hatte es sich zugetragen. Der Brief von der AOK , nein, der AOK -Plus, Entschuldigung, Wassergymnastik (das ist doch nicht Wassergymnastik, was die treiben!, sagte Frederik an der Stelle immer empört), holen Sie sich Filine die Schwimmnudel und Glaser ging hin, Guten Tag, Herr Glaser, Moment, und da war sie: Filine.
    Seine neue Freundin, nein, seine Frau, weil sie hatten praktisch sofort geheiratet, als hätten sie nur aufeinander gewartet. Sie hatten nur aufeinander gewartet.
    Hattest du einmal eine dementsprechende Figur im Überraschungsei, fragte Frederik.
    Aber so war es nicht. Keine Eier und auch keine wirkliche Überraschung. Simon war keineswegs überrascht, er schien der Meinung zu sein, es gehe alles seinen notwendigen und auch logischen Gang.
    Filine wiederum sagte im Prüfungsgremium im Rahmen ihres Meisterschulabschlusses an der Kunsthochschule, ihr Kunstprojekt sei ein voller Erfolg gewesen. Es hätte quasi das Leben die Kunst mit ihren eigenen Mitteln geschlagen.
    Es war ein Kunstprojekt.
    Kunstprojekt, sagte Frederik entrüstet, was soll denn das für ein –
    Ja, sagte David, schau mich an. Die Uetliberg-Episode, ich in der Uetliberg-Episode, ich in einem
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