Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten
Autoren: Verena Roßbacher
Vom Netzwerk:
nach wie sichs gehört, wie heißt denn die Dame überhaupt?! Man kann doch nicht innert Sekunden jemandem seine Plätzchensammlung ans Herz legen und die Ehe antragen, man kann doch nicht so mir nichts dir nichts hineinhüpfen in die Wogen und das wonnigliche Auf und Nieder der Liebesdinge, man muss doch die Konvention wahren und das Gesicht, ein bisschen schöntun und sich interessieren, zum Beispiel, was machst du so? Und: Wie heißt du eigentlich.
    Sie könnte dann zum Beispiel sagen, Flora.
    Flora könnte ich sagen und das würde uns gut gefallen, nicht wahr? Sicher. Bloß hat er sie nicht gefragt, ist ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Und drum wird das auch uns nun auf ewig und immer verborgen bleiben, leider. Vielleicht heißt sie Flora.
    Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht heißt sie Annemarie, warum nicht. Und die, damit müssen wir uns abfinden, kam noch nie in irgendeinem Ei vor. Annemarie ist eine Überraschung ohne Ei und ohne Schokolade, nicht, dass das Frederik zu irgendeinem Zeitpunkt seines folgenden Lebens gestört hätte. Weil es blieb überraschend und es war immer spannend und zum Naschen hatten sie auch was, immerhin war er der unangefochtene Held auf dem Feld der Plätzchen. Er war der Keksspezialist und bis anhin der Freund aller Frauen, jetzt ging er das Ganze exklusiver an, er war fortan der Freund dieser Frau und es war nicht so, dass ihm der schöne Rest ihres schönen Geschlechts im Geringsten abgegangen wäre, für ihn war der Rest gestorben, ausgestorben, aber das hatte er schon länger gesagt.
    Annemarie. Warum nicht. Und wenn schon Frederik sich in dem Moment nicht im Geringsten dafür interessierte und auch nicht für ihre beruflichen Tätigkeiten, Sie, unbeleckt der Liebe zu Annemarie, möchten doch zu gerne wissen, was tut sie hier im Tante ? Ist es Zufall? Schicksal gar? Alles beides, also eine über hundertprozentige Einlösung der astrologischen Versprechung? Vielleicht. Annemarie. Vielleicht arbeite ich als Journalistin, kam her ins Tante, um den neuen Koch zu interviewen, kann schon sein.
     
    Lucky you!, sagte David später gut gelaunt manchmal zu ihm und haute ihm auf die Schultern und lucky me!
    Und me!, sagte Simon daraufhin.
    Und hatten sie nicht recht?
    Doch.

139. Genug geschwätzt

    Aber noch mal ein kurzer Switch zurück, weil noch sind wir nicht so weit, erinnern Sie sich? Er musste erst noch springen, alles der Reihe nach, denn alles muss seine Ordnung haben, weil, vergessen wir es nicht: Auch Frederik hatte sein persönliches Mosaik, auch er war der Eigner eines aperiodischen Systems und bislang war eine der Fliesen ein Wunsch gewesen und eine große Sehnsucht, sie war immer das Schlumpfinchen gewesen und jede Frau als mögliches Schicksal, sie hatte sich gewandelt in der Farbe und blieb doch dieselbe Form, sie hieß Flora Flirt oder anderswie und sie bleibt immer im Spiel, ob nun als Idee oder in Konkretion, das spielt keine Rolle, aber jetzt jedenfalls, jetzt wurde sie Fleisch und wahr und wirklich echt.
     
    Ruckizucki jetzt!, rief Olaf, er hatte die Hand spähend an die Stirn gelegt, ich sehe schon Mathias! Mr Stoffwechsel ist schon tüchtig am Spachteln, der isst uns noch das ganze Eis auf, bring die Sache unter Dach und Fach!
    Ich schrieb schnell die letzten paar Zeilen, dann packte ich den Rechner ein und trat mit meinem Lektor hinaus in einen sonnigen Tag, in ein herrliches Stück Welt und sah Mathias drüben mit einer gigantischen Tüte im Eissalon stehen, gleich würde ihm eine Kugel runterfallen, immer fiel ihm eine Kugel runter, es war sein Schicksal. Ich ging zu ihm rüber, weil ich war auch sein Schicksal. Ich denke, das ist ausgleichende Gerechtigkeit.
    Schwätz nicht, rief Olaf, auf in die Schlacht!
     
    Die letzten Zeilen, fragen Sie? Nun, es war um die verkehrte Reihenfolge gegangen, erinnern Sie sich? Heiraten, Plätzchensammlung anschauen und so, Seite 627 und folgende. Und es muss, in der Liebe wie auch sonst, alles seine hübsche Ordnung haben.
    Und darum und dafür und vor allem für ein gutes Ende wie in einem schlechten Buch war es so:
    Okay, sagte Frederik, okay. Er holte tief Luft und eins, zwei und drei und Rhabarber Rhabarber und dann einfach nah an den Abgrund und da ist die Weite des Meeres, der Himmel und von allem anderen und die Augen zu und: Sprung.
    Willst du dir meine Plätzchensammlung ansehen, fragte er.
    Ja, sagte ich.
    Willst du mich heiraten, sagte er.
    Ja, sagte ich.

Für die Möglichkeit der ruhigen und sorgenfreien
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher